Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
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Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Hallo zusammen,
Elianda schickte mir vor ein paar Tagen den Link auf folgenden Artikel:
http://kaliban.de/2011/09/zum-zustand-d ... elekritik/
Christian Schmidt, früher stellvertretender Chefredakteur der Gamestar rechnet dort mit dem "Zustand der deutschen Spielekritik" ab.
Ich muß sagen, daß mir der Artikel, gelinde gesagt, etwas merkwürdig vorkommt und das, obwohl ich bestimmt kein Hardcore-Gamer bin und auch allgemein gerne und oft die Medienlandschaft kritisiere.
Kurz zusammengefaßt ist Herr Schmidt der Ansicht, daß sich die Spielepresse zu sehr an "Ultras" richtet (seine Umschreibung von "Hardcore-Gamer") und damit den Anschluß an die inzwischen breite, Spiele spielende Masse verpaßt.
Ein Kritikpunkt ist vor allem daß die Tests in extremem Detail die Einzelheiten der Spiele beschreiben, aber es nicht schaffen, gute Geschichten über Spiele zu erzählen oder Spiele in einen kulturellen Kontext einzuordnen.
Ich sehe da einen gewaltigen Knackpunkt:
Gamestar oder ähnliche Magazine nun einmal von "core gamern" gekauft. Welcher "casual gamer", der einmal in der Woche WiiSports spielt oder auf dem iPad Mahjongg zockt, kauft denn bitte eine Fachzeitschrift zum Thema PC- oder Konsolenspiele?
Solche Leute sind doch mit der Spiele-Ecke in "allgemeinen" Zeitschriften mehr als bedient und kaufen sicher kein teures Heft, in dem auf hunderten Seiten die Spiele für "echte Zocker" besprochen werden.
Die "Kern-Klientel" dagegen will natürlich genau wissen, wie ein Spiel funktioniert und bei einigen Spielen sehe ich darin auch das einzige Abgrenzungsmerkmal zu anderen Spielen desselben Genres.
Was bitte soll denn ein Test, der den fünfmillionsten 3D-Shooter bespricht (der wahrscheinlich aus einer Serie mit 9 Vorgängern stammt) relevantes berichten außer "die Blubb-Kanone hat jetzt noch einen dritten Feuermodus, bei dem... bla..." oder "die Qualität der Texturen ist gestiegen, das Spiel nutzt jetzt Physik-Beschleuniger für Ragdoll-Effekte und es gibt jetzt DirectX-11-Unterstützung".
Ich glaube, hier wird der Berichterstattung über das Produkt angekreidet, daß sie eben die Eigenschaften der Produktkategorie reflektiert, was natürlich zu kurz gedacht ist.
Kurz gesagt: Ursache und Wirkung werden verwechselt.
Christian Schmidt fordert:
"Sie [die Spielekritik] muss aufhören, Spiele als Summe einzelner Teile zu begreifen. Sie muss ihren Blick auf das Ganze richten, den Kontext kennen und Einordnung geben."
"Sie muss neue Erzählweisen finden. Sie muss Geschichten über Spiele erzählen, nicht nur Geschichten aus Spielen."
Wie soll das eigentlich in der Praxis funktionieren, ohne daß die Zielgruppe sich genervt abwendet, weil sie eben keinen intellektuellen Diskurs will sondern einen Testbericht?
Für mich klingt das so als hätte da jemand, der sich zu Höherem berufen fühlt, 13 Jahre lang Computerspiele getestet, warum auch immer.
Jetzt hat er diesen "hirnlosen Mist" und seine Zielgruppe so satt, daß er sich erst einmal so richtig auskotzen muß.
Als Beispiel für einen guten Artikel nennt Christian Schmidt übrigens diesen Artikel über Bulletstorm: http://www.heise.de/tp/artikel/34/34303/1.html
Entschuldigung, aber geht's noch? Unlesbare Bandwurmsätze mit Unmengen an Relativsätzen und Gedankenstrichen, gehobene Bildungsbürger-Ausdrucksweise, Bezug auf diverse Autoren und Philosophen... in einem Artikel über einen 3D-Shooter??
Bei solch einem Sermon frage ich mich, ob ich lachen oder weinen soll. Wenn das das Idealbild des Spielejournalismus sein soll und in der Form auf breiter Front eingeführt würde, dann können die Zeitungen gleich Konkurs anmelden.
Dabei finde ich es lustig, daß Christian Schmidt ausgerechnet das Wort "Elfenbeinturm" verwendet. Das hätte ich jetzt eher mit Leuten assoziiert, die einen "Killerspiel"-Test mit einem kulturphilosophischen Diskurs einleiten :-)
Wenn ich Autos hasse, dann sollte ich vielleicht nicht ein gutes Jahrzehnt lang bei AutoBild arbeiten und mich anschließend über die geistlosen Tests beklagen, in denen es immer nur um technische Daten und den "Fetisch Automobil" geht.
Und wenn ich mein Publikum schon seit Jahren insgeheim verachte und dennoch nicht den Beruf wechsle, dann würde ich diesen Umstand doch zumindest diskret für mich behalten und nicht auf eine solche Art und Weise "nachtreten" - und sei es nur, um nicht als illoyal oder undankbar zu gelten und mir so zukünftige Karrierechancen zu verbauen.
Insgesamt enthält der Artikel sogar einige berechtigte Kritik, wie die Tendenz, daß Spieletests immer mehr von unterbezahlten, 17-jährigen Praktikanten geschrieben werden und daß die Spielepresse manchmal eher "von Fans für Fans" geschrieben wird als daß sie wirklich aus kritischer Distanz über ihr Themengebiet berichtet.
Aber diese berechtigten Kritikpunkte scheinen mir in der demonstrierten Überheblichkeit leider etwas unterzugehen, zumal sich ein stellvertretender Chefredakteur auch fragen lassen muß, was er unternommen hat, um diese Zustände zu bekämpfen.
So sieht es zumindest Mick Schnelle, der den Artikel sehr scharf kritisiert: http://www.gamersglobal.de/meinung/lieb ... ent-372505
Heinrich Lenhardt findet die Abrechnung zumindest "lesenswert", wobei ich finde, daß gerade Lenhardt immer demonstriert hat, daß man Spiele eloquent, unterhaltsam, verständlich aber dennoch niveauvoll rezensieren kann, ohne dabei dauernd zwanghaft auf Goethe und Kant zurückgreifen zu müssen.
Boris Schneider hat vor einer Weile einen ähnlichen Artikel veröffentlicht, wobei ich seine Argumente als sehr viel konkreter und nachvollziehbarer empfinde: http://www.dreisechzig.net/wp/archives/1802
Und was sagt Ihr?
Gruß,
Stephan
Elianda schickte mir vor ein paar Tagen den Link auf folgenden Artikel:
http://kaliban.de/2011/09/zum-zustand-d ... elekritik/
Christian Schmidt, früher stellvertretender Chefredakteur der Gamestar rechnet dort mit dem "Zustand der deutschen Spielekritik" ab.
Ich muß sagen, daß mir der Artikel, gelinde gesagt, etwas merkwürdig vorkommt und das, obwohl ich bestimmt kein Hardcore-Gamer bin und auch allgemein gerne und oft die Medienlandschaft kritisiere.
Kurz zusammengefaßt ist Herr Schmidt der Ansicht, daß sich die Spielepresse zu sehr an "Ultras" richtet (seine Umschreibung von "Hardcore-Gamer") und damit den Anschluß an die inzwischen breite, Spiele spielende Masse verpaßt.
Ein Kritikpunkt ist vor allem daß die Tests in extremem Detail die Einzelheiten der Spiele beschreiben, aber es nicht schaffen, gute Geschichten über Spiele zu erzählen oder Spiele in einen kulturellen Kontext einzuordnen.
Ich sehe da einen gewaltigen Knackpunkt:
Gamestar oder ähnliche Magazine nun einmal von "core gamern" gekauft. Welcher "casual gamer", der einmal in der Woche WiiSports spielt oder auf dem iPad Mahjongg zockt, kauft denn bitte eine Fachzeitschrift zum Thema PC- oder Konsolenspiele?
Solche Leute sind doch mit der Spiele-Ecke in "allgemeinen" Zeitschriften mehr als bedient und kaufen sicher kein teures Heft, in dem auf hunderten Seiten die Spiele für "echte Zocker" besprochen werden.
Die "Kern-Klientel" dagegen will natürlich genau wissen, wie ein Spiel funktioniert und bei einigen Spielen sehe ich darin auch das einzige Abgrenzungsmerkmal zu anderen Spielen desselben Genres.
Was bitte soll denn ein Test, der den fünfmillionsten 3D-Shooter bespricht (der wahrscheinlich aus einer Serie mit 9 Vorgängern stammt) relevantes berichten außer "die Blubb-Kanone hat jetzt noch einen dritten Feuermodus, bei dem... bla..." oder "die Qualität der Texturen ist gestiegen, das Spiel nutzt jetzt Physik-Beschleuniger für Ragdoll-Effekte und es gibt jetzt DirectX-11-Unterstützung".
Ich glaube, hier wird der Berichterstattung über das Produkt angekreidet, daß sie eben die Eigenschaften der Produktkategorie reflektiert, was natürlich zu kurz gedacht ist.
Kurz gesagt: Ursache und Wirkung werden verwechselt.
Christian Schmidt fordert:
"Sie [die Spielekritik] muss aufhören, Spiele als Summe einzelner Teile zu begreifen. Sie muss ihren Blick auf das Ganze richten, den Kontext kennen und Einordnung geben."
"Sie muss neue Erzählweisen finden. Sie muss Geschichten über Spiele erzählen, nicht nur Geschichten aus Spielen."
Wie soll das eigentlich in der Praxis funktionieren, ohne daß die Zielgruppe sich genervt abwendet, weil sie eben keinen intellektuellen Diskurs will sondern einen Testbericht?
Für mich klingt das so als hätte da jemand, der sich zu Höherem berufen fühlt, 13 Jahre lang Computerspiele getestet, warum auch immer.
Jetzt hat er diesen "hirnlosen Mist" und seine Zielgruppe so satt, daß er sich erst einmal so richtig auskotzen muß.
Als Beispiel für einen guten Artikel nennt Christian Schmidt übrigens diesen Artikel über Bulletstorm: http://www.heise.de/tp/artikel/34/34303/1.html
Entschuldigung, aber geht's noch? Unlesbare Bandwurmsätze mit Unmengen an Relativsätzen und Gedankenstrichen, gehobene Bildungsbürger-Ausdrucksweise, Bezug auf diverse Autoren und Philosophen... in einem Artikel über einen 3D-Shooter??
Bei solch einem Sermon frage ich mich, ob ich lachen oder weinen soll. Wenn das das Idealbild des Spielejournalismus sein soll und in der Form auf breiter Front eingeführt würde, dann können die Zeitungen gleich Konkurs anmelden.
Dabei finde ich es lustig, daß Christian Schmidt ausgerechnet das Wort "Elfenbeinturm" verwendet. Das hätte ich jetzt eher mit Leuten assoziiert, die einen "Killerspiel"-Test mit einem kulturphilosophischen Diskurs einleiten :-)
Wenn ich Autos hasse, dann sollte ich vielleicht nicht ein gutes Jahrzehnt lang bei AutoBild arbeiten und mich anschließend über die geistlosen Tests beklagen, in denen es immer nur um technische Daten und den "Fetisch Automobil" geht.
Und wenn ich mein Publikum schon seit Jahren insgeheim verachte und dennoch nicht den Beruf wechsle, dann würde ich diesen Umstand doch zumindest diskret für mich behalten und nicht auf eine solche Art und Weise "nachtreten" - und sei es nur, um nicht als illoyal oder undankbar zu gelten und mir so zukünftige Karrierechancen zu verbauen.
Insgesamt enthält der Artikel sogar einige berechtigte Kritik, wie die Tendenz, daß Spieletests immer mehr von unterbezahlten, 17-jährigen Praktikanten geschrieben werden und daß die Spielepresse manchmal eher "von Fans für Fans" geschrieben wird als daß sie wirklich aus kritischer Distanz über ihr Themengebiet berichtet.
Aber diese berechtigten Kritikpunkte scheinen mir in der demonstrierten Überheblichkeit leider etwas unterzugehen, zumal sich ein stellvertretender Chefredakteur auch fragen lassen muß, was er unternommen hat, um diese Zustände zu bekämpfen.
So sieht es zumindest Mick Schnelle, der den Artikel sehr scharf kritisiert: http://www.gamersglobal.de/meinung/lieb ... ent-372505
Heinrich Lenhardt findet die Abrechnung zumindest "lesenswert", wobei ich finde, daß gerade Lenhardt immer demonstriert hat, daß man Spiele eloquent, unterhaltsam, verständlich aber dennoch niveauvoll rezensieren kann, ohne dabei dauernd zwanghaft auf Goethe und Kant zurückgreifen zu müssen.
Boris Schneider hat vor einer Weile einen ähnlichen Artikel veröffentlicht, wobei ich seine Argumente als sehr viel konkreter und nachvollziehbarer empfinde: http://www.dreisechzig.net/wp/archives/1802
Und was sagt Ihr?
Gruß,
Stephan
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Das Thema wurde im Spiegel Forum auch schon ausführlich diskutiert - als Einstieg empfehle ich mal dieses Posting (ganz zufällig *flöt*)CptKlotz hat geschrieben:Und was sagt Ihr?
http://forum.spiegel.de/showthread.php? ... ost8697745
Interessant sind Deine Links zu anderen Meinungen (Mick Schnelle, etc), die zieh ich mir nachher mal rein...
Doc
Mein DOS-Hybrid-PC: http://www.youtube.com/watch?v=ILA7OaEUmrI
Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Weiss ich auch nicht so genau, über was er sich aufregt - er hat das doch selbst mitgemacht und gefördert. Abgesehen davon halte ich den "Spielejournalismus" sowieso für fragwürdig - da bekommen 2D-Spiele, die durchaus Spaß machen nur 10%, während die 25., mies umgesetzte, 3D-Fortsetzung eines "großen Namens" natürlich sofort 90% bekommt... Ich habe aufgehört PC-Spielezeitungen zu lesen, als es soweit war, das (achtung Übertreibung) a) auf jeder 2. Seite Werbung zu finden war, und b) Man 20 Ausgaben lang über jeweils 10 Seiten irgendwelche Nachfolge-Models für irgendwelche Werbezwecke suchte.
Da les ich lieber Spieletests in der 64er - die sind realistischer (und unabhängiger) gewesen. Aber naja.. vor einigen Jahren haben die führenden Spiele-Entwickler ja auch einen "Aufstand" gemacht, weil es nur noch Fortsetzungen gibt und die Programmierer zu wenig Freiheiten hätten. Aber brav weiter haben sie gemacht... Und die Zeiten, als Spiele-Tests noch interessant waren (man denke nur an diverse Konsolen-Titel aus der 8-Bit-Ära, als man noch eine Geschichte zum Spiel erzählte) sind schon längst vorbei.
Da les ich lieber Spieletests in der 64er - die sind realistischer (und unabhängiger) gewesen. Aber naja.. vor einigen Jahren haben die führenden Spiele-Entwickler ja auch einen "Aufstand" gemacht, weil es nur noch Fortsetzungen gibt und die Programmierer zu wenig Freiheiten hätten. Aber brav weiter haben sie gemacht... Und die Zeiten, als Spiele-Tests noch interessant waren (man denke nur an diverse Konsolen-Titel aus der 8-Bit-Ära, als man noch eine Geschichte zum Spiel erzählte) sind schon längst vorbei.

Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Ja, alles in allem eine ziemlich schwache Vorstellung von Herrn Schmidt.
Da bewegt er sich recht zielgerichtet gleich auf mehrere Fettnäpfchen zu, latscht auch ungeniert mitten durch und macht sich unterm Strich mehr oder weniger lächerlich.
Im Folgeartikel vom Ex-Kollegen Schnelle steht das meiste ja bereits drin.
Ich persönlich denke, dass hier ein Anspruch an einer Stelle gefordert wird, an der selbiger gar nicht gewünscht ist. Spiele sind weitaus näher an billiger Massenunterhaltung als am Medium Kunst und da können solche Werke wie der Bulletstorm Artikel auch nichts dran rütteln. Natürlich gibt es Ausnahmen, die gehen dann aber auch in der Regel sowohl an der Presse als auch an der breiten Masse der Zocker komplett vorbei.
Wenn ich den Fernseher zu einer zufälligen Zeit auf ein zufälliges Programm einschalte bekomme ich auch mit annähernd 100%iger Wahrscheinlichkeit keine "Kunst" präsentiert sondern hirnerweichenden Blödsinn der die Massen unterhalten soll.
Natürlich ist der Anspruch "Kunst" lobenswert, allerdings in einem derartig modernen, interaktiven, technikorientierten Umfeld der Spiele (!) nicht breitgefächert umsetzbar.
Noch eine gute Parallele sind wohl die Brettspiele, die sicherlich eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung haben, aber bei denen ein Kunstanspruch nicht existiert, da es sich eben nur um ein Unterhaltungsmedium handelt...um Spiele.
Abgesehen davon, dass der Kunstbegriff sowieso unendlich dehnbar und quasi völlig frei interpretierbar ist.
Zum Bulletstorm Artikel:
Ich persönlich mag ja Spielereviews, welche den ausgetretenen Pfad der Standardtexte verlassen und nicht gleich zu Beginn ein Spiel auf seine technischen Aspekte reduzieren und quantitative Vergleiche mit anderen Titeln aufstellen um am Ende fast mathematisch zu bestimmen wieviel Spaß man mit dem Spiel haben darf oder soll.
Der verlinkte Text ist aber wirklich relativ schwach. Geschwollene Textmonster kann wohl jeder verfassen der ein wenig seiner Muttersprache mächtig ist, aber trotz aller Eloquenz sollte doch der Inhalt nicht vergessen werden.
Ich habe nichts gegen einen etwas anspruchsvoller geschriebenen Text, der mir auf intelligente und/oder originelle Art und Weise sowohl Informationen bietet als auch zu unterhalten weiß. Die "Fakten" im Bulletstorm Text beschränken sich auf eine kurze Beschreibung der Spielmechanik, der Spielwelt, die Gewalt und einen plumpen Textblock gegen die hierzulande leider übliche Zensur.
Der Rest ist wirklich unsagbar heiße Luft und leeres, hohles Geschwafel von einem Schreiberling der sich offensichtlich krampfhaft von der breiten Masse der online-Artikelschreiber abzuheben versucht und sich vermutlich auch auf seine ach so gehobene Ausdruchsweise gehörig etwas einbildet. Entlarvt wird die Scharade durch völlig inhaltlose Abschnitte und ungeschickt platzierte Anglizismen, die ein sprachlich derartig überheblicher...ich meine überlegener Autor eigentlich vermeiden sollte.
Und bei allen Verweisen auf Kunst und Kultur hat der Autor mehr oder weniger vergessen den Zusammenhang zum Spiel herzustellen. Bulletstorm ist ein besonders flacher Egoshooter, der einfach nur auf Spaß und Gewalt abzielt und das ohne jeglichen Anspruch an Kunst oder, Gott bewahre, irgendeinen tieferen Sinn mit Botschaft an den Konsumenten.
Himmel Hilf und das will Herr "Hardcore Zocker sind eh alle doof" Schmidt als Standard für eine bessere Videospielewelt ansetzen? Dass auch pubertäre Metzelorgien ihren Platz im Louvre bekommen und der Herrn Baron und seine Gattin bei etwas Tee und Gebäck sich über ihre letzten Splattercombos austauschen?
Natürlich ist ein Spiel oft mehr als die Summe seiner Teile. Aber angenommen sämtliche Informationen zu einem neuen Titel wären von der Art wie der Bulletstorm Artikel, dann hätte ich das Hobby wohl schon länger an den Nagel gehängt, denn bevor ich die 50-70€ für ein neues Spiel investiere, will ich mich informieren ob ich für mein Geld GUT UNTERHALTEN werde. Lässt sich diese Information nicht finden, lasse ich den Kauf bleiben.
Denn darum geht es den Zockern am Ende doch: Gute Unterhaltung! Ich will meinen Spaß beim Spiel haben, abschalten und in eine andere Welt abtauchen und nicht darüber sinnieren wie Nitzsche wohl das Leveldesign und das Combosystem gefallen hätten. Völliger Schwachsinn.
Jetzt merke ich gerade, dass ich selber eine Textwand verbrochen habe, aber sowas regt mich einfach auf. Krampfhaft versuchen sein eigenes, in der Gesellschaft vielleicht noch ein wenig verpöntes, kleines Zockerhobby besser zu stellen. Vielleicht hat Herr Schmidt auch nur ein beim alljährlichen Weihnachtsessen mit Oma, Opa, Onkeln und Tanten ein paarmal zuviel den Satz "Ach Jung, spielst du immer noch deine elektronischen Telespiele? Die machen doch nur dumm und Geld lässt sich damit auch nicht verdienen!" gehört und ist mittlerweile auf einem Rachefeldzug gegen die bösen Zocker unterwegs, welche sich erdreisten an den Werken Spaß zu haben.
Da bewegt er sich recht zielgerichtet gleich auf mehrere Fettnäpfchen zu, latscht auch ungeniert mitten durch und macht sich unterm Strich mehr oder weniger lächerlich.
Im Folgeartikel vom Ex-Kollegen Schnelle steht das meiste ja bereits drin.
Ich persönlich denke, dass hier ein Anspruch an einer Stelle gefordert wird, an der selbiger gar nicht gewünscht ist. Spiele sind weitaus näher an billiger Massenunterhaltung als am Medium Kunst und da können solche Werke wie der Bulletstorm Artikel auch nichts dran rütteln. Natürlich gibt es Ausnahmen, die gehen dann aber auch in der Regel sowohl an der Presse als auch an der breiten Masse der Zocker komplett vorbei.
Wenn ich den Fernseher zu einer zufälligen Zeit auf ein zufälliges Programm einschalte bekomme ich auch mit annähernd 100%iger Wahrscheinlichkeit keine "Kunst" präsentiert sondern hirnerweichenden Blödsinn der die Massen unterhalten soll.
Natürlich ist der Anspruch "Kunst" lobenswert, allerdings in einem derartig modernen, interaktiven, technikorientierten Umfeld der Spiele (!) nicht breitgefächert umsetzbar.
Noch eine gute Parallele sind wohl die Brettspiele, die sicherlich eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung haben, aber bei denen ein Kunstanspruch nicht existiert, da es sich eben nur um ein Unterhaltungsmedium handelt...um Spiele.
Abgesehen davon, dass der Kunstbegriff sowieso unendlich dehnbar und quasi völlig frei interpretierbar ist.
Zum Bulletstorm Artikel:
Ich persönlich mag ja Spielereviews, welche den ausgetretenen Pfad der Standardtexte verlassen und nicht gleich zu Beginn ein Spiel auf seine technischen Aspekte reduzieren und quantitative Vergleiche mit anderen Titeln aufstellen um am Ende fast mathematisch zu bestimmen wieviel Spaß man mit dem Spiel haben darf oder soll.
Der verlinkte Text ist aber wirklich relativ schwach. Geschwollene Textmonster kann wohl jeder verfassen der ein wenig seiner Muttersprache mächtig ist, aber trotz aller Eloquenz sollte doch der Inhalt nicht vergessen werden.
Ich habe nichts gegen einen etwas anspruchsvoller geschriebenen Text, der mir auf intelligente und/oder originelle Art und Weise sowohl Informationen bietet als auch zu unterhalten weiß. Die "Fakten" im Bulletstorm Text beschränken sich auf eine kurze Beschreibung der Spielmechanik, der Spielwelt, die Gewalt und einen plumpen Textblock gegen die hierzulande leider übliche Zensur.
Der Rest ist wirklich unsagbar heiße Luft und leeres, hohles Geschwafel von einem Schreiberling der sich offensichtlich krampfhaft von der breiten Masse der online-Artikelschreiber abzuheben versucht und sich vermutlich auch auf seine ach so gehobene Ausdruchsweise gehörig etwas einbildet. Entlarvt wird die Scharade durch völlig inhaltlose Abschnitte und ungeschickt platzierte Anglizismen, die ein sprachlich derartig überheblicher...ich meine überlegener Autor eigentlich vermeiden sollte.
Und bei allen Verweisen auf Kunst und Kultur hat der Autor mehr oder weniger vergessen den Zusammenhang zum Spiel herzustellen. Bulletstorm ist ein besonders flacher Egoshooter, der einfach nur auf Spaß und Gewalt abzielt und das ohne jeglichen Anspruch an Kunst oder, Gott bewahre, irgendeinen tieferen Sinn mit Botschaft an den Konsumenten.
Himmel Hilf und das will Herr "Hardcore Zocker sind eh alle doof" Schmidt als Standard für eine bessere Videospielewelt ansetzen? Dass auch pubertäre Metzelorgien ihren Platz im Louvre bekommen und der Herrn Baron und seine Gattin bei etwas Tee und Gebäck sich über ihre letzten Splattercombos austauschen?
Natürlich ist ein Spiel oft mehr als die Summe seiner Teile. Aber angenommen sämtliche Informationen zu einem neuen Titel wären von der Art wie der Bulletstorm Artikel, dann hätte ich das Hobby wohl schon länger an den Nagel gehängt, denn bevor ich die 50-70€ für ein neues Spiel investiere, will ich mich informieren ob ich für mein Geld GUT UNTERHALTEN werde. Lässt sich diese Information nicht finden, lasse ich den Kauf bleiben.
Denn darum geht es den Zockern am Ende doch: Gute Unterhaltung! Ich will meinen Spaß beim Spiel haben, abschalten und in eine andere Welt abtauchen und nicht darüber sinnieren wie Nitzsche wohl das Leveldesign und das Combosystem gefallen hätten. Völliger Schwachsinn.
Jetzt merke ich gerade, dass ich selber eine Textwand verbrochen habe, aber sowas regt mich einfach auf. Krampfhaft versuchen sein eigenes, in der Gesellschaft vielleicht noch ein wenig verpöntes, kleines Zockerhobby besser zu stellen. Vielleicht hat Herr Schmidt auch nur ein beim alljährlichen Weihnachtsessen mit Oma, Opa, Onkeln und Tanten ein paarmal zuviel den Satz "Ach Jung, spielst du immer noch deine elektronischen Telespiele? Die machen doch nur dumm und Geld lässt sich damit auch nicht verdienen!" gehört und ist mittlerweile auf einem Rachefeldzug gegen die bösen Zocker unterwegs, welche sich erdreisten an den Werken Spaß zu haben.
DOS/Win9x RetroPC: http://www.nethands.de/pys/show.php?id=39085
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
@Doctor Creep:
Du scheinst den Schmid'schen Rundumschlag ja etwas positiver zu beurteilen als ich, aber ich glaube in der Sache sind wir uns durchaus einig.
Auf zwei Punkte möchte ich mal eingehen:
Solche Software ist eben einfallslose, tumbe Massenware... aber sie verkauft sich in Massen, weil sie anscheinend eine Zielgruppe erfolgreich anspricht.
Wie testet man aber nun solche Programme? Die typische Zielgruppe will eben *keinen* Diskurs über Für- und Wider des Krieges und eine moralische Einordnung des Genres "WW2-Shooter" lesen.
Wenn ich solch einen Test jetzt mit allzuviel Kulturkritik überfrachte, schreibe ich dann nicht an der Zielgruppe vorbei? Welchen Sinn haben philosophische Shooter-Tests, die keiner liest?
Welchen Einfluß hat sowas eigentlich auf die Frage, ob ein Spiel Spaß macht?
Wahrscheinlich zielt die Kritik von Herrn Schmidt auch auf so etwas ab und er hätte in diesem Fall auch recht. So richtig deutlich wird das in seinem Plädoyer aber nicht bei seinem Geschwurbel über "Deutungsmacht", "gesellschaftlichen Diskurs" etc.
@Mystery:
Aber Testberichte zu Konsumprodukten künstlich philosophisch "aufzublähen", weil man ja das "große Ganze" im Blick hat, das ist einfach albern. So etwas gehört in eine Kolumne, nicht in einen Testbericht.
In einem Testbericht über ein Auto steht auch kein Aufsatz über den Sinn und Unsinn des Autofahrens. Da stehen die Fahrleistungen, technische Daten und eine mehr oder weniger subjektive Einordnung von Fahrkomfort, Bedienung, Materialanmutung drin und das ist auch gut so.
Wer diese Dinge wegläßt und stattdessen "zum Denken anregen" will, der hat nunmal das Thema verfehlt und sollte lieber Bücher oder Reportagen schreiben.
Du scheinst den Schmid'schen Rundumschlag ja etwas positiver zu beurteilen als ich, aber ich glaube in der Sache sind wir uns durchaus einig.
Auf zwei Punkte möchte ich mal eingehen:
Ich denke, daß genau an diesem Punkt das Dilemma liegt.Den 1001 Test vom neuesten Lassmalberlinplattmachenbiskeinbaummehrsteht WW2-Shooter mit "fetten Explosionen" mochte ich dann nicht mehr lesen.
Solche Software ist eben einfallslose, tumbe Massenware... aber sie verkauft sich in Massen, weil sie anscheinend eine Zielgruppe erfolgreich anspricht.
Wie testet man aber nun solche Programme? Die typische Zielgruppe will eben *keinen* Diskurs über Für- und Wider des Krieges und eine moralische Einordnung des Genres "WW2-Shooter" lesen.
Wenn ich solch einen Test jetzt mit allzuviel Kulturkritik überfrachte, schreibe ich dann nicht an der Zielgruppe vorbei? Welchen Sinn haben philosophische Shooter-Tests, die keiner liest?
Ja, das *ist* stupide, genau wie irgendwelche Grafik-Detail-Vergleiche, bei denen es darum geht, ob ein Schatten eines Rennautos in 100 Meter Entfernung etwas pixelig ist oder ob man mit der Lupe Artefakte an irgendeiner Polygon-Kante sieht, wenn man das Spiel mit der Grafikkarte X oder Y spielt.Die Erbsenzählereien über diverse Seiten, mit Balkendiagrammen wie aus einer BWL-Vorlesung, ob und Grafikkarte X bei Spiel Y 130 FPS oder nur 123 FPS bringt, finde ich besonders öde.
Welchen Einfluß hat sowas eigentlich auf die Frage, ob ein Spiel Spaß macht?
Wahrscheinlich zielt die Kritik von Herrn Schmidt auch auf so etwas ab und er hätte in diesem Fall auch recht. So richtig deutlich wird das in seinem Plädoyer aber nicht bei seinem Geschwurbel über "Deutungsmacht", "gesellschaftlichen Diskurs" etc.
@Mystery:
Ich habe überhaupt nichts gegen ausführliche, fundierte Kritik - im Gegenteil.Jetzt merke ich gerade, dass ich selber eine Textwand verbrochen habe, aber sowas regt mich einfach auf.
Aber Testberichte zu Konsumprodukten künstlich philosophisch "aufzublähen", weil man ja das "große Ganze" im Blick hat, das ist einfach albern. So etwas gehört in eine Kolumne, nicht in einen Testbericht.
In einem Testbericht über ein Auto steht auch kein Aufsatz über den Sinn und Unsinn des Autofahrens. Da stehen die Fahrleistungen, technische Daten und eine mehr oder weniger subjektive Einordnung von Fahrkomfort, Bedienung, Materialanmutung drin und das ist auch gut so.
Wer diese Dinge wegläßt und stattdessen "zum Denken anregen" will, der hat nunmal das Thema verfehlt und sollte lieber Bücher oder Reportagen schreiben.
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Jap - dass ist der Knackpunkt. Zu PC-Player-Zeiten konnte man sich ziemlich sicher sein, wenn Heinrich Lenhardt ein Spiel richtig Spaß machte, daß man auch begeistert sein würde. Man konnte sich mit den Reds identifizieren.CptKlotz hat geschrieben:@Doctor Creep:
Ja, das *ist* stupide, genau wie irgendwelche Grafik-Detail-Vergleiche, bei denen es darum geht, ob ein Schatten eines Rennautos in 100 Meter Entfernung etwas pixelig ist oder ob man mit der Lupe Artefakte an irgendeiner Polygon-Kante sieht, wenn man das Spiel mit der Grafikkarte X oder Y spielt.Die Erbsenzählereien über diverse Seiten, mit Balkendiagrammen wie aus einer BWL-Vorlesung, ob und Grafikkarte X bei Spiel Y 130 FPS oder nur 123 FPS bringt, finde ich besonders öde.
Welchen Einfluß hat sowas eigentlich auf die Frage, ob ein Spiel Spaß macht?
Boris Schneider triffts auch wieder genau auf den Punkt, und man merkt schon nebenbei bemerkt, daß er mit seinen geschliffenen Kommentaren doch in einer anderen Liga schreibt. Kein Wunder, daß man daamals (TM) so gerne Power Play bzw PC Player las.
-snip-
Wertungskasten – fangen wir mit dem Allerschlimmsten an.
Viele der Medien versuchen, dem Wahnsinn Methode zu verleihen. Guckt man in eine Computer-Bild-Spiele, findet man ernsthaft Wertungskästen wie diesen:
Spielspaß 70% 2,96
Spieleinstieg 10% 3,00
Einzelspieler (mit 25% gewichtet) 6,25% 3,55
Mehrspieler (mit 75% gewichtet) 18,75% 3,38
Grafik 14% 2,75
Sound 9% 1,67
Texte 2% 4,00
Steuerung 10% 3,00
Service 5% 3,30
Installation/Ladezeiten 5% 3,00
Einstellmöglichkeiten 16% 2,38
Sprache 4% 1,00
Zwischennote 100% 2,81
Abwertung wegen geringer Hardware-Probleme +0.50
Testergebnis befriedigend 3,31
Für den, der nicht regelmäßig die CBS liest: Das hab ich mir NICHT ausgedacht. Das steht da so, Seite für Seite. Für die Nicht-Mathematiker unter uns: Da ein Wert, der mit 5% (einem Zwanzigstel) in die Wertung eingeht, auf ein Fünfzigstel genau angegeben wird (3,3 von einem Bereich von 1,0 bis 6,0), kann die Computer-Bild-Spiele-Redaktion also tatsächlich Spiele mit einer Präzision von 1 zu 1000 messen (der Output hat immerhin noch 500 Stufen, von 1,00 bis 6,00). (Wenn man für den Vergleich die 2% bei den Texten und die voll angegebene Präzision von 4,00 (statt nur 4) heranziehen würde, wären wir bei 1:25000. Ja, Fünfundzwanzigtausend). Umgekehrt gerechnet: Ein perfektes Spiel (alles 1,0) mit ein paar Tippfehlern (Note: 1,5) wird in der Wertung auf 1,01 ((98*1 + 2*1,5)/100) abgewertet. Gut zu wissen! Das beeinflußt meine Kaufentscheidung enorm!
Ich frage mich manchmal, ob die Redakteure, die diese Kästen ausfüllen sollen, bei der Arbeit hysterisch kichern oder leise weinen, wenn sie sich des gehobenen Schwachsinns solcher Wertungen bewußt sind.
-snap-
http://www.dreisechzig.net/wp/archives/1802
Herrlich! BTW: Mir ist zumindest jemand bekannt der die BLÖD-Redaktion mal von innen gesehen hat, die Reds lachen sich z.T. wirklich scheckig, über den Müll der gedruckt wird (und sich gut verkaufen lässt!).
Doc
Mein DOS-Hybrid-PC: http://www.youtube.com/watch?v=ILA7OaEUmrI
- CptKlotz
- Admin a.D.
- Beiträge: 2405
- Registriert: Mo 7. Mär 2005, 23:36
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Ja, genau bei dem Punkt mit dem albernen Wertungskasten habe ich mich auch kaputtgelacht. Schneider bringt es einfach auf den Punkt - sogar ohne Codewörter wie "Diskurs", "Sujet", "Kunstkritik", die der Intellektuelle braucht, damit er weiß, daß er angesprochen ist :-)
Und wo wir gerade bei den Intellektuellen sind, habe ich hier noch ein lustiges Fundstück von einem Linguisten:
Intellektuelles Geschwätz.
Ob man den ganzen Artikel jetzt lesen mag oder nicht, ist Geschmackssache, aber einige Passagen daraus passen wie die Faust aufs Auge zu Ballerspiel-Tests, die nicht ohne Hochkultur auskommen :-)
Und wo wir gerade bei den Intellektuellen sind, habe ich hier noch ein lustiges Fundstück von einem Linguisten:
Intellektuelles Geschwätz.
Ob man den ganzen Artikel jetzt lesen mag oder nicht, ist Geschmackssache, aber einige Passagen daraus passen wie die Faust aufs Auge zu Ballerspiel-Tests, die nicht ohne Hochkultur auskommen :-)
Solch intellektualistischer Stil speist sich aus einer Mischung von vorgetäuschter Expertise und sozialem Autismus: der sprachliche Aufwand ist höher als der gedankliche, damit der Verfasser sich als Mitglied seiner intellektuellen Kaste ausweist und dadurch höheres Ansehen erschleicht, daß er anderen gegenüber unverständlich erscheint.
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Jau - und weiter schreibt er IMO wunderbar treffend:CptKlotz hat geschrieben:Ja, genau bei dem Punkt mit dem albernen Wertungskasten habe ich mich auch kaputtgelacht. Schneider bringt es einfach auf den Punkt - sogar ohne Codewörter wie "Diskurs", "Sujet", "Kunstkritik", die der Intellektuelle braucht, damit er weiß, daß er angesprochen ist![]()
-snip-
Werdet vom “Tester” zum “Kritiker”. Schreibt eure Meinung. Erzählt, was das Spiel mit Euch angestellt hat. Welche Emotionen es auslöst, wie euer Bauch und euer Kopf reagierten. Beschreibt die Technik, in Relation zur Handlung, aber nicht als lange Frameratenoptimierungswüste. Steht dazu, daß es sich um eine Meinung handelt, nicht um eine “objektive Wertung”.
Meinungen sind prima. Kritiken sind toll, wenn sie denn was erzählen statt aufzuzählen. Eine Spielablauf- und Technik-Beschreibung mit einer Zahl darunter ist sterbenslangweilig und, ehrlich gesagt, auch einfach zu machen. Dafür muß man sich nicht anstrengen, das kann jeder Hinz und Kunz im Internet auch und dafür gibt ein Leser heutzutage kein Geld mehr aus.
-snap-
Doc
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Definitiv.
Meine Lieblingsart der Spiele Reviews sind schon seit einiger Zeit.
Videoreviews insbesondere von Semiproffesionellen Reviewern.
Warum? Es ist unterhaltsamer und dabei zwar weniger technisch aber oft sogar Informativer.
Mich interessiert es nicht ob das Game nun jenen Effekt mehr hat oder diesen einen Feuermode mehr.
Mich interessiert primär mach das Game dem Review Spaß. Wenn ja wie begründet er es und nein was daran falsch ist.
Das einzige was in den Traditionellen Wartungskästen vielleicht noch interessant ist. Ist wen es eine kurze wichtigste Pro und Contra Punkte Aufzählung gibt.
Ob ein Spiel nun 81% oder 82% hat ist komplett nichtsagend. Besonders wenn die Wertung aus einem dämlichen Rechnungssystem besteht.
Bei dem Dinge Gezählt werden die eigentlich je nach Game komplett unterschiedliche Gewichtungen haben sollten.
Wenn ich alten Zeitschriften wie PC Player wieder anschaue. Kommt das dem am nächsten.
Anderseits lieber eine ausführlicher Wertungskasten versuchter Bericht lieber als der Bulletstorm Artikel den Herr Schmidtals positiv ansieht.
Denn ich will schon Informationen über das Game und nicht großartiges Gelaber außen herum.
Meine Lieblingsart der Spiele Reviews sind schon seit einiger Zeit.
Videoreviews insbesondere von Semiproffesionellen Reviewern.
Warum? Es ist unterhaltsamer und dabei zwar weniger technisch aber oft sogar Informativer.
Mich interessiert es nicht ob das Game nun jenen Effekt mehr hat oder diesen einen Feuermode mehr.
Mich interessiert primär mach das Game dem Review Spaß. Wenn ja wie begründet er es und nein was daran falsch ist.
Das einzige was in den Traditionellen Wartungskästen vielleicht noch interessant ist. Ist wen es eine kurze wichtigste Pro und Contra Punkte Aufzählung gibt.
Ob ein Spiel nun 81% oder 82% hat ist komplett nichtsagend. Besonders wenn die Wertung aus einem dämlichen Rechnungssystem besteht.
Bei dem Dinge Gezählt werden die eigentlich je nach Game komplett unterschiedliche Gewichtungen haben sollten.
Wenn ich alten Zeitschriften wie PC Player wieder anschaue. Kommt das dem am nächsten.
Anderseits lieber eine ausführlicher Wertungskasten versuchter Bericht lieber als der Bulletstorm Artikel den Herr Schmidtals positiv ansieht.
Denn ich will schon Informationen über das Game und nicht großartiges Gelaber außen herum.
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Ich hab mein Zeitschriftenarchiv gerade nicht griffbereit. Die PC Player und Power Play hatten aber auch zu Schneiders Zeiten eine (Zahlen) Wertung? Ich meine es war letztendlich eine Spielspaßwertung? So gesehen würde ich eine Zahl die unterm Test steht nicht verteufeln.rftl hat geschrieben:Ob ein Spiel nun 81% oder 82% hat ist komplett nichtsagend. Besonders wenn die Wertung aus einem dämlichen Rechnungssystem besteht.
Bei dem Dinge Gezählt werden die eigentlich je nach Game komplett unterschiedliche Gewichtungen haben sollten.
Wenn ich alten Zeitschriften wie PC Player wieder anschaue. Kommt das dem am nächsten.
Doc
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Wertungen sind sowieso überflüssig.
Zum einen spiegeln sie in den seltensten Fällen auch wirklich meinen persönlichen Geschmack wieder. Spiel XY bekommt 90% und es gefällt mir nicht, Spiel ABC erhält 65% und ich komme nicht davon weg. War schon früher so, wird auch immer so bleiben. Persönliche Präferenzen lassen sich nicht aus allgemeingültigen Wertungen herauslesen.
Das Wertungsbeispiel aus der ComputerBlöd trifft es auf den Punkt: Spielspaß ist nicht numerisch und allgemeingültig aufzuzeichnen.
Gerne informiere ich mich über technische Mängel in einem Spiel (schlechte Steuerung, Abstürze etc.) und allgemeinen Inhalt (gute Story, Spieldauer) aber selbst diese Punkte haben am Ende oft nur eine geringe Auswirkung auf meine Kaufentscheidung.
Zum anderen sind hohe Wertungen heutzutage derartig inflationär im Umlauf, dass es eh kaum noch einen Unterschied macht. Unter 80% kommt man nur noch selten und konnte man früher eine 90%+ Wertung schonmal mit der Lupe suchen, gibt es heute eigentlich regelmäßig Spiele die eigentlich in die Geschichte eingehen müssten...95% und mehr...trotzdem nach 2 Monaten wieder in der Versenkung verschwunden, weil der nächste "Kracher" angekommen ist.
Dann kann man sich die Wertungen auch gleich wegdenken.
Früher waren Wertungen in Zeitschriften deutlich breiter gefächert. Das volle Spektrum der Wertungen wurde zwar schon früher nicht ausgenutzt aber heute ist es noch knapper geworden.
Der Wertungsschnitt liegt deutlich höher als früher und Ausreißer nach unten kommen kaum vor. Wenn, dann meist in Form von Scherzwertungen unter 10%.
Unter 70% wird doch so gut wie nichts mehr vergeben.
Der Unsinn und die Subjektivität des Ganzen zeigt sich ja auch anschaulich auf Seiten wie Metacritics oder Gamerankings. Schwankungen bei einem Titel von 50% und mehr.
Wer kauft sich denn noch ernsthaft Zeitschriften? Wenn ein Game in Magazin A zerrissen wird, kann es in Heft B schon Spiel des Monats sein. Bei Webseiten ist es doch genauso.
Auf Wertungen gebe ich schon lange nichts mehr. Auch ein Grund warum ich mir keine Printmagazine mehr kaufe (für Spieletests, ich lese z.B. gerne Sachen wie PCGH oder Retro Magazine) und auch auf Spieletests im Internet nichts gebe.
Wenn mich ein Spiel interessiert, wirds im Hinterkopf notiert, bei Release schaue ich mir dann mal ein paar Gameplay Videos (keine Tests) bei Youtube an und vielleicht kaufe ich mir dann ~2 Jahre nach Release den Titel für wenig Geld. Wars ein Flop hab ich kaum was ausgegeben und wenn nicht kann ich das Spiel abseits vom Hype, für wenig Geld und mit ausgereiften Patches etc. genießen. Wobei meine Spieleeinkäufe zu 80% Retro sind, da ich dort mehr Titel finde die mich ansprechen.
Allgemeine Texte über ein Spiel lese ich mir gerne durch, völlig Wertungsfrei und vielleicht mit einem Fazit versehen. Genauso gut kommentierte Gameplayvideos, keine Tests. Das finde ich unterhaltsam, informativ und ungezwungen. Ich bekomme keine Wertung aufgedrängt und darf mir am Schluss selbst eine Meinung erlauben ohne dass mir vom Schreiberling vorher ein "95%! Muss man kaufen!" unter die Nase gerieben wird.
Ich habe selbst ein paar Meinungen zu Spielen verfasst, ein wenig mit Fokus aufs Game Design auf einer entsprechenden Seite. Keine Wertung und keine Faktensammlung sondern ein informativer Text über den Titel mit einem kleinen Fazit am Ende. So wie ich es selbst gerne lesen würde. Ich könnte gar keine Wertung für Spiele vergeben, egal ob ich sie mag oder nicht, denn ich habe immer das Gefühl, dass ich mich damit über die persönlichen Vorlieben der Spieler hinwegsetze.
Kann ich bei Interesse gerne hier verlinken, sind allerdings alles Konsolentitel von Anfang 2010. Sind auch keine Spieletests im eigentlichen Sinne, sondern wie erwähnt mit leichtem Fokus auf das Design.
Zum einen spiegeln sie in den seltensten Fällen auch wirklich meinen persönlichen Geschmack wieder. Spiel XY bekommt 90% und es gefällt mir nicht, Spiel ABC erhält 65% und ich komme nicht davon weg. War schon früher so, wird auch immer so bleiben. Persönliche Präferenzen lassen sich nicht aus allgemeingültigen Wertungen herauslesen.
Das Wertungsbeispiel aus der ComputerBlöd trifft es auf den Punkt: Spielspaß ist nicht numerisch und allgemeingültig aufzuzeichnen.
Gerne informiere ich mich über technische Mängel in einem Spiel (schlechte Steuerung, Abstürze etc.) und allgemeinen Inhalt (gute Story, Spieldauer) aber selbst diese Punkte haben am Ende oft nur eine geringe Auswirkung auf meine Kaufentscheidung.
Zum anderen sind hohe Wertungen heutzutage derartig inflationär im Umlauf, dass es eh kaum noch einen Unterschied macht. Unter 80% kommt man nur noch selten und konnte man früher eine 90%+ Wertung schonmal mit der Lupe suchen, gibt es heute eigentlich regelmäßig Spiele die eigentlich in die Geschichte eingehen müssten...95% und mehr...trotzdem nach 2 Monaten wieder in der Versenkung verschwunden, weil der nächste "Kracher" angekommen ist.
Dann kann man sich die Wertungen auch gleich wegdenken.
Früher waren Wertungen in Zeitschriften deutlich breiter gefächert. Das volle Spektrum der Wertungen wurde zwar schon früher nicht ausgenutzt aber heute ist es noch knapper geworden.
Der Wertungsschnitt liegt deutlich höher als früher und Ausreißer nach unten kommen kaum vor. Wenn, dann meist in Form von Scherzwertungen unter 10%.
Unter 70% wird doch so gut wie nichts mehr vergeben.
Der Unsinn und die Subjektivität des Ganzen zeigt sich ja auch anschaulich auf Seiten wie Metacritics oder Gamerankings. Schwankungen bei einem Titel von 50% und mehr.
Wer kauft sich denn noch ernsthaft Zeitschriften? Wenn ein Game in Magazin A zerrissen wird, kann es in Heft B schon Spiel des Monats sein. Bei Webseiten ist es doch genauso.
Auf Wertungen gebe ich schon lange nichts mehr. Auch ein Grund warum ich mir keine Printmagazine mehr kaufe (für Spieletests, ich lese z.B. gerne Sachen wie PCGH oder Retro Magazine) und auch auf Spieletests im Internet nichts gebe.
Wenn mich ein Spiel interessiert, wirds im Hinterkopf notiert, bei Release schaue ich mir dann mal ein paar Gameplay Videos (keine Tests) bei Youtube an und vielleicht kaufe ich mir dann ~2 Jahre nach Release den Titel für wenig Geld. Wars ein Flop hab ich kaum was ausgegeben und wenn nicht kann ich das Spiel abseits vom Hype, für wenig Geld und mit ausgereiften Patches etc. genießen. Wobei meine Spieleeinkäufe zu 80% Retro sind, da ich dort mehr Titel finde die mich ansprechen.
Allgemeine Texte über ein Spiel lese ich mir gerne durch, völlig Wertungsfrei und vielleicht mit einem Fazit versehen. Genauso gut kommentierte Gameplayvideos, keine Tests. Das finde ich unterhaltsam, informativ und ungezwungen. Ich bekomme keine Wertung aufgedrängt und darf mir am Schluss selbst eine Meinung erlauben ohne dass mir vom Schreiberling vorher ein "95%! Muss man kaufen!" unter die Nase gerieben wird.
Ich habe selbst ein paar Meinungen zu Spielen verfasst, ein wenig mit Fokus aufs Game Design auf einer entsprechenden Seite. Keine Wertung und keine Faktensammlung sondern ein informativer Text über den Titel mit einem kleinen Fazit am Ende. So wie ich es selbst gerne lesen würde. Ich könnte gar keine Wertung für Spiele vergeben, egal ob ich sie mag oder nicht, denn ich habe immer das Gefühl, dass ich mich damit über die persönlichen Vorlieben der Spieler hinwegsetze.
Kann ich bei Interesse gerne hier verlinken, sind allerdings alles Konsolentitel von Anfang 2010. Sind auch keine Spieletests im eigentlichen Sinne, sondern wie erwähnt mit leichtem Fokus auf das Design.
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Diese Schwankungen gibt es allerdings schon so lange es Kritiken gibt. Ob es um Theaterstücke, Bücher, Platten, Filme, oder schnöde Computerspiele geht. Das macht doch irgendwie auch den Reiz aus. Darf ich mal ein "Jonathan" aus der DOS-Zeit in die Runde werfen ;)Mystery hat geschrieben:Wer kauft sich denn noch ernsthaft Zeitschriften? Wenn ein Game in Magazin A zerrissen wird, kann es in Heft B schon Spiel des Monats sein. Bei Webseiten ist es doch genauso.
http://www.dosforum.de/viewtopic.php?p=13702#p13702
Heute ist es doch eher so, dass z.B. alle Printmags ähnlich werten, und z.B. das unsägliche und verbuggte "F1 2010" (siehe Spiegel Thread) umjubelt haben - während im Internet Bereich punkto Codemasters-Games mehr Kompetenz zu finden war...
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Tja, die Wertungen... Das ist ein heißes Eisen.
Power Play hatte meines Wissens nach immer %.
Bei PC-Player hat Boris Schneider um '95 herum ein Fünf-Sterne-System (ohne halbe oder zehntel) eingeführt und dazu noch Einzelwertungen für Einstieg, Spieltiefe, Multiplayer usw.
Ich fand die Sterne immer blöd, weil sie mir so undifferenziert erschienen, aber wahrscheinlich hatte der Schneider damals schon recht damit. Durch die Sterne in Verbindung mit dem Testbericht + Meinungskästen müßte man eigentlich herausbekommen, ob einem ein Spiel Spaß machen wird oder nicht.
Bei den % hat die PC Player in den frühen Jahren versucht, den Durchschnitt bei 50% anzusetzen. Sie haben auch nicht jedem Allerwelts-Spiel 80% gegeben, aber ich vermute, wenn man nachrechnen würde, würde der Durchschnitt doch wieder bei 60 bis 70% liegen.
An der PC Player habe ich andererseits immer geschätzt, daß sie nicht jeden "Hype" mitgemacht haben. Das unfertige Outpost haben sie beispielsweise gnadenlos verrissen, während andere Zeitungen es über den grünen Klee gelobt haben.
Trotzdem, einige Fehlwertungen haben sie selbst in den goldenen Jahren doch produziert, wie ich finde, ich denke da z.B. an den Technikblender Rebel Assault, zu dem ich mich hier schonmal ausführlich ausgelassen habe. Ein mittlerer 70er wäre für diesen spielerischen Dünnschiß wirklich mehr als ausreichend gewesen.
Aber das Beispiel zeigt wahrscheinlich sehr gut, wie schwer es ist, etwas objektiv zu testen. Alle liebten Star Wars und LucasArts-Spiele (bevor der Lucas angefangen hat, komisches Kraut zu rauchen). Da muß man erstmal mit sich selbst und dem Rest der Welt ausmachen, daß Rebel Assault eigentlich ziemlich "flach" ist.
Ich glaube, mir würde es mitunter auch schwer fallen, Spiele fair zu testen.
Wie bewertet man eigentlich Spiele, die Nachfolger von Nachfolgern sind und eine funktionierende Formel nur leicht verbessern? Wertet man sowas ab, weil es nichts neues bietet? Das ist dann aber eigentlich unfair denen gegenüger, die vielleicht noch kein Spiel dieser Art gespielt haben und das Spiel super finden würden.
Ich merke das derzeit bei Unreal Tournament 3. Das ist sicher ein toller 3D-Shooter, aber irgendwie läßt es mich trotz der Grafikpracht ziemlich kalt. Ich habe eben das (fast) gleiche Spiel schon vor 11 Jahren gespielt.
Wahrscheinlich wäre es wirklich besser und fairer, eine subjektive Meinung abzugeben und diese zu begründen. Man kommt nunmal nicht an der Tatsache vorbei, daß man als Mensch bestimmte Vorlieben hat und die Welt nicht objektiv beurteilen kann.
Wenn man gut erklärt, warum man eine bestimmte subjektive Meinung hat, dann müßte der Leser eigentlich einschätzen können, ob ihm das Spiel gefallen wird oder nicht. Und dann müßten eigentlich auch Schulnoten oder fünf bis zehn Sterne locker ausreichen - auch ohne Dezimalstellen und halbe Punkte :-)
Einen "Wertungskasten" finde ich allerdings nicht generell dumm, weil man eben doch bestimmte Aspekte darin ansprechen kann. Früher war das z.B. aufgrund der Vielzahl von Soundstandards sinnvoll und heute kann man zumindest einige grundlegende Informationen geben wie Schwierigkeitsgrad (auch ein wichtiges Thema!), Sprache/Übersetzung, Ausrichtung auf Singleplayer/Multiplayer/Online usw.
Das alles sollte dann nur bitte nicht in Dezimalzahlen angegeben und zu einem arithmetischen Mittel verwurstet werden, denn das ist natürlich Quark.
Power Play hatte meines Wissens nach immer %.
Bei PC-Player hat Boris Schneider um '95 herum ein Fünf-Sterne-System (ohne halbe oder zehntel) eingeführt und dazu noch Einzelwertungen für Einstieg, Spieltiefe, Multiplayer usw.
Ich fand die Sterne immer blöd, weil sie mir so undifferenziert erschienen, aber wahrscheinlich hatte der Schneider damals schon recht damit. Durch die Sterne in Verbindung mit dem Testbericht + Meinungskästen müßte man eigentlich herausbekommen, ob einem ein Spiel Spaß machen wird oder nicht.
Bei den % hat die PC Player in den frühen Jahren versucht, den Durchschnitt bei 50% anzusetzen. Sie haben auch nicht jedem Allerwelts-Spiel 80% gegeben, aber ich vermute, wenn man nachrechnen würde, würde der Durchschnitt doch wieder bei 60 bis 70% liegen.
An der PC Player habe ich andererseits immer geschätzt, daß sie nicht jeden "Hype" mitgemacht haben. Das unfertige Outpost haben sie beispielsweise gnadenlos verrissen, während andere Zeitungen es über den grünen Klee gelobt haben.
Trotzdem, einige Fehlwertungen haben sie selbst in den goldenen Jahren doch produziert, wie ich finde, ich denke da z.B. an den Technikblender Rebel Assault, zu dem ich mich hier schonmal ausführlich ausgelassen habe. Ein mittlerer 70er wäre für diesen spielerischen Dünnschiß wirklich mehr als ausreichend gewesen.
Aber das Beispiel zeigt wahrscheinlich sehr gut, wie schwer es ist, etwas objektiv zu testen. Alle liebten Star Wars und LucasArts-Spiele (bevor der Lucas angefangen hat, komisches Kraut zu rauchen). Da muß man erstmal mit sich selbst und dem Rest der Welt ausmachen, daß Rebel Assault eigentlich ziemlich "flach" ist.
Ich glaube, mir würde es mitunter auch schwer fallen, Spiele fair zu testen.
Wie bewertet man eigentlich Spiele, die Nachfolger von Nachfolgern sind und eine funktionierende Formel nur leicht verbessern? Wertet man sowas ab, weil es nichts neues bietet? Das ist dann aber eigentlich unfair denen gegenüger, die vielleicht noch kein Spiel dieser Art gespielt haben und das Spiel super finden würden.
Ich merke das derzeit bei Unreal Tournament 3. Das ist sicher ein toller 3D-Shooter, aber irgendwie läßt es mich trotz der Grafikpracht ziemlich kalt. Ich habe eben das (fast) gleiche Spiel schon vor 11 Jahren gespielt.
Wahrscheinlich wäre es wirklich besser und fairer, eine subjektive Meinung abzugeben und diese zu begründen. Man kommt nunmal nicht an der Tatsache vorbei, daß man als Mensch bestimmte Vorlieben hat und die Welt nicht objektiv beurteilen kann.
Wenn man gut erklärt, warum man eine bestimmte subjektive Meinung hat, dann müßte der Leser eigentlich einschätzen können, ob ihm das Spiel gefallen wird oder nicht. Und dann müßten eigentlich auch Schulnoten oder fünf bis zehn Sterne locker ausreichen - auch ohne Dezimalstellen und halbe Punkte :-)
Einen "Wertungskasten" finde ich allerdings nicht generell dumm, weil man eben doch bestimmte Aspekte darin ansprechen kann. Früher war das z.B. aufgrund der Vielzahl von Soundstandards sinnvoll und heute kann man zumindest einige grundlegende Informationen geben wie Schwierigkeitsgrad (auch ein wichtiges Thema!), Sprache/Übersetzung, Ausrichtung auf Singleplayer/Multiplayer/Online usw.
Das alles sollte dann nur bitte nicht in Dezimalzahlen angegeben und zu einem arithmetischen Mittel verwurstet werden, denn das ist natürlich Quark.
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Sehe ich ähnlich. Kurioserweise haben ausgerechnet Schneider/Lenhardt das Game sehr hoch bewertet.CptKlotz hat geschrieben:Trotzdem, einige Fehlwertungen haben sie selbst in den goldenen Jahren doch produziert, wie ich finde, ich denke da z.B. an den Technikblender Rebel Assault, zu dem ich mich hier schonmal ausführlich ausgelassen habe. Ein mittlerer 70er wäre für diesen spielerischen Dünnschiß wirklich mehr als ausreichend gewesen.
Was ist da fair? Ich hätte geschrieben, dass *mir* dieses sehr schlichte Spielprinzip hinter der Grafikfassade nicht liegt, aber wer mit seinem CD-Rom angeben will, zugreifen kann (obwohl ich ehrlich gesagt die Grafik schon daamals (TM) als nicht so der Brüller empfunden habe).
Doc
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Re: Ex-Gamestar-Redakteur rechnet mit Spielejournalismus ab.
Ja das stimm aber ich habe damit eigentlich mehr die Texte gemeint.Doctor Creep hat geschrieben:
Ich hab mein Zeitschriftenarchiv gerade nicht griffbereit. Die PC Player und Power Play hatten aber auch zu Schneiders Zeiten eine (Zahlen) Wertung? Ich meine es war letztendlich eine Spielspaßwertung? So gesehen würde ich eine Zahl die unterm Test steht nicht verteufeln.
@Mystery
Metacritic ist insgesamt komplett schachsinn.
Nicht nur das verschiedene Wertungsgeber andere gewichtugen haben.
z.B. bei der massenpresse ist 80% oft nur noch ein naja aber bei 4player wiederum ist es immer noch ein gut.
Dann werden wertugen einfach aufs metacritic system umgerechnet.
z.B. ein Review die einem Spiel 5 /5 sternen gibt wird höher gerechnet als eine wertung von 95%. Selbst wenn das ohne die direkte aufteilung natürlich nicht mal anähernd vergleichbar ist.
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