Hallo zusammen,
Locutus, Jinsu und ich haben uns neulich den Spaß gegönnt, ein Nintendo Wii aus der Videothek auszuleihen, um mal zu gucken, was Nintendos neueste Hardware so kann.
Vielleicht gibt's ja hier noch andere Leute, die Interesse an dem Gerät haben, weswegen ich Euch meinen Erfahrungsbericht nicht vorenthalten möchte.
Wir hatten folgende Dinge ausgeliehen:
-Wii-Konsole
-Eine "Wiimote"-Fernbedienung mit Nunchuk-Zusatz (zweites Paar Controller gab's leider nicht)
-WiiSports
-Wario Ware Smooth Moves
Eine genaue Beschreibung der Konsole erspare ich Euch an dieser Stelle - wer mit dem Gerät und seiner Funktionsweise nicht vertraut ist, wird im Internet wohl Beschreibungen zur Genüge finden :-)
Was allerdings auffällt: Das Ding ist klein. Die Konsole hat nur die ungefähre Größe von drei aufeinander gestapelten DVD-Hüllen. Mit ihrem glänzend weißen Äußeren und dem DVD-Schlitz, der bei besonderen Ereignissen blau aufblinken kann, scheint die Konsole ein wenig von gewissen "iProdukten" eines amerikanischen Computerherstellers inspiriert zu sein :-)
Erwähnenswert scheint mir die Verarbeitung der Konsole und der Controller, die einen recht hochwertigen und robusten Eindruck macht.
Bedienung
Kommen wir zur wichtigsten Frage: Wie gut funktionieren die Steuerung und Bedienung des Wii?
Zunächst haben wir uns das Menü angesehen, welches nicht unähnlich einer grafischen Benutzeroberfläche mit Mausbedienung auf einem Computer funktioniert - mit dem Unterschied, daß man mit der Wii-Fernbedienung auf den Bildschirm zielt, um auf Dinge zu zeigen. Nach einiger Gewöhnung funktioniert das recht gut, auch wenn der "Cursor" teilweise ein wenig zittrig ist. An einigen Stellen muß man auf recht kleine Schaltflächen zeigen (beispielsweise bei der Namenseingabe über eine virtuelle Computertastatur), was dann schon eine ruhige Hand und etwas Konzentration erfordert.
Kommen wir zu den Spielen:
WiiSports
Als erstes schoben wir WiiSports in den DVD-Slot. Optisch macht das Spiel nicht viel her - Die Umgebung ist nicht sonderlich detailliert und die Spielfiguren ähneln Playmobil-Figuren. Die simple Optik tut dem Spielspaß allerdings überhaupt keinen Abbruch, sondern entfaltet einen eigenen Reiz.
Die Sportarten selbst sind weniger realistische Simulationen als leicht erlernbare action-orientierte Spiele.
Folgende Sportarten sind enthalten:
Golf:
Man kontrolliert mit dem Steuerkreuz Richtung und Schlägertyp und holt dann mit der Wiimote wie mit einem Golfschläger aus, um die Stärke des Schlages zu steuern. Je schneller man "zuschlägt", desto weiter fliegt der Ball. Übertreibt man es mit der Schlagstärke, weicht der Ball vom vorgegebenen Kurs ab.
Mir fiel es teilweise etwas schwer, präzise die gewünschte Schlagstärke zu wählen, aber Spaß machte mir Golf schon.
Tennis:
Unterscheidet zwischen Vor- und Rückhand und erkennt offenbar die Stärke, mit der man auf den Ball schlägt. Ob ich auch steuern kann, wohin meine Spielfigur läuft und wohin genau ich den Ball schlagen möchte, hat sich mir beim Anspielen nicht erschlossen.
Für zwischendurch scheint das Spielchen aber ganz lustig zu sein.
Baseball:
Leider kenne ich die Regeln von Baseball nicht, so daß sich mir nicht erschlossen hat, warum es schlecht ist, wenn ich den Ball quer durch's ganze Stadion schlage...
Auch nicht ganz klar war mir, wovon es jetzt wirklich abhängt, wie stark mein Spieler den Ball wirft oder mit dem Schläger trifft.
Es mag an meinen Bildungslücken liegen, aber subjektiv fand ich Baseball am schwächsten.
Bowling:
Macht Spaß. Man holt mit dem Controller aus und drückt den Knopf, um die Kugel abzusetzen. Je schneller man wirft und je besser man den Zeitpunkt des Aufsetzens wählt, desto schneller rollt die Kugel auf die Pins zu. Wenn man die Fernbedienung beim Wurf um ihre Längsachse dreht, kann man der Kugel Effet geben, so daß sie während des Rollens eine Kurve dreht.
Boxen:
Mein Favorit von WiiSports. Hier hält man die Wiimote in der rechten Hand und die Nunchuk-Erweiterung in der linken, so daß man mit beiden Fäusten arbeiten kann.
Geschwindigkeit und Richtung eines Schlages bestimmen, wo und wie hart man den Gegner trifft. Hält man die Fäuste hoch, kann man Schläge abblocken. Neigt man sich mit beiden Controllern zur Seite, kann man nach links oder rechts ausweichen.
Ich fand Boxen am unterhaltsamsten, auch wenn die Steuerung mir teilweise etwas unpräzise vorkam. Ich hatte den Eindruck, daß es mir nicht immer gelang, meine Aktionen präzise zu steuern. Mitunter schien mir das Spiel auch Bewegungen zu unterschlagen - speziell Schläge, die ich mit dem Nunchuk in der linken Hand ausgeführt habe.
Im Wesentlichen habe ich immer munter auf mein Gegenüber eingeprügelt und die Schadenfreude genossen, wenn der Gegner eine richtig schöne Packung abbekommen hat und zu Boden gegangen ist. Es mag sein, daß man mit mehr Übung lernt, taktischer zu kämpfen.
Wario Ware: Smooth Moves
Als nächstes probierten wir "Wario Ware Smooth Moves" aus:
Wario Ware ist wohl schon seit der ersten Version, die für den Game Boy Advance herauskam, nicht jedermanns Ding: Praktisch das ganze Spiel besteht aus kleinen Mini-Spielchen, die ca. 3 bis 5 Sekunden dauern. Der Spieler bekommt einen kurzen Fingerzeig wie beispielsweise "Balancieren!", "Bohren!" oder "Drehe!" und muß dann sehr schnell herausfinden, was er zu tun hat. Meist sind das mehr oder weniger verrückte Dinge wie Kugeln durch ein Kugelabyrinth führen, indem man das Spielfeld dreht oder neigt, mit Popeln Flipper spielen, ein Auto lenken etc...
Den meisten Spielspaß bringen die Wario-Ware-Spiele normalerweise ziemlich am Anfang, wenn man noch andauernd "ins kalte Wasser geworfen" wird, weil man die Mini-Spiele noch nicht kennt. Danach kommt die Phase, in der man den Ehrgeiz entwickelt, die verschiedenen Mini-Spiele zu meistern und im Spiel länger durchzuhalten.
Irgendwann folgt dann meist ein gewisser Durchhänger, weil man wenig die Nase voll hat vom hektischen und nicht sonderlich anspruchsvollen Spielablauf. Letzten Endes kramt man das Spiel dann aber durchaus immer mal wieder gern heraus, um schnell mal eine Runde zu spielen. Das ist zumindest meine Erfahrung.
Ich mag Wario Ware. Klar bietet das Spiel nicht irrsinnig viel Komplexität oder Langzeitmotivation, aber das Konzept ist auf seine Weise irgendwie verrückt bis genial und ein kurzes Spiel, das eine Zeit lang wirklich Spaß macht, gefällt mir durchaus besser als endlose pseudokomplexe Langweiler-Epen, in denen ich stundenlang irgendeinen öden Kram tun muß, um im Spiel voran zu kommen. Solche spiele haben dann natürlich durchschnittliche Spielzeiten von 100 und mehr Stunden, bis man den Abspann sieht, aber meistens pfeffere ich vorher genervt den Controller in die Ecke. Wario Ware ist zugegebenermaßen das andere Extrem :-)
Die Wii-Version nutzt für die Steuerung auf vielfältige Weise die Wiimote. Zu diesem Zweck bekommt der Spieler zahlreiche Arten gezeigt, die Fernbedienung in der Hand zu halten. Nach meinem Dafürhalten sind die geschätzt 15-20 Grundposen etwas viel des Guten, unterscheiden sie sich doch teilweise relativ marginal. Manche Posen, wie "Hula-Hula" (Wiimote an die Hüfte halten und dann mit der Hüfte kreisen) oder "Elefant" (Wiimote wie einen Rüssel vor die Nase halten) verleiten weniger sportlich ambitionierte Menschen wie mich durchaus dazu, den Controller einfach in der Hand zu halten und die Bewegung zu imitieren.
Nun ja, vielleicht habe ich ja auch einen wesentlichen Faktor des Spielspaßes falsch verstanden...
Teilweise stellte ich fest, daß die Wii-Version nicht ganz so spielbar ist wie das originale GBA-Wario-Ware oder die DS-Version. Nicht immer reagierte die Steuerung ganz in dem Sinne wie ich es mir vorgestellt hätte und manche Bewegungen schien die Konsole komplett zu unterschlagen. Aber auch hier räume ich gern ein, daß mir vielleicht noch die nötige Übung im Umgang mit der neuartigen Steuerung fehlt.
Fazit:
Ob das (der? die?) Wii jetzt die Zukunft des Videospielens ist oder eher eine vergängliche Modeerscheinung, vermag ich nicht vorherzusagen. Lob verdient hat Nintendo sicherlich für den Mut, mit der neuartigen Steuerung komplett neue (und durchaus riskante) Wege zu beschreiten.
Von der Marktausrichtung her ist Nintendos neue Hardware sicherlich ein kluger Schachzug: Nintendo hat offenbar eingesehen, in Sachen Hardwareleistung nicht mit den Giganten Sony und Microsoft konkurrieren zu können und setzt daher auf kleinere, preisgünstigere und bewußt andersartige Hardware - ein Konzept, welches durchaus aufgehen könnte. Klar, Freunde der "Schneller, Weiter, Höher"-Philosophie werden mit dem Wii nicht glücklich werden. Mit der hochgezüchteten Hardware von Xbox 360 und Playstation 3 kann das Wii nicht mithalten (die Leistung soll etwa der von zwei Gamecubes entsprechen).
Durchaus möglich ist, daß es Nintendo gelingt, neue Käufersegmente zu erschließen, wie beispielsweise den Gelegenheitsspieler, aber auch Frauen oder Leute über 30.
Nicht jeder hat mehr die Zeit oder die Lust, halbstündige Intro-Videos über sich ergehen zu lassen oder drei Stunden ohne Unterbrechung vor der Konsole zu sitzen, um eine bestimmte Aufgabe im Spiel zu lösen.
Und auch die Gewaltexzesse und die "Gangsta-HipHop-Pimp-My-Ride"-Ästhetik vieler aktueller Spiele sprechen wohl vorwiegend ein pubertierendes, männliches Publikum an.
Viele Spieler möchten sich einfach gelegentlich die Zeit mit einem unterhaltsamen Spiel vertreiben. Und da kommt ein "WiiSports" oder "Wario Ware" gerade recht.
Was die wiiMote-Steuerung angeht, habe ich manchmal den Eindruck, daß die ganze Sache noch nicht 100% ausgereift ist, was a) an der Hardware, b) an der Software oder c) an mir liegen kann. Im Großen und Ganzen funktioniert sie aber schon recht gut.
Bisher scheint sich die Konsole durchaus gut zu verkaufen. Ich persönlich gönne Nintendo den Erfolg, weil die Wii vielleicht demonstriert, daß es auch noch einen Markt abseits der ewig gleichen Electronic-Arts-Endlos-Fortsetzungen gibt, die jährlich neu mit noch besserer Grafik erscheinen.
Wenn ich mir aktuell eine Spielkonsole kaufen würde, würde es das Wii werden. Xbox 360 und Playstation 3 sind mir zu teuer, zu konventionell und zu langweilig. Aufwendige Grafik reizt mich nur noch sehr begrenzt, solange keine Innovation stattfindet. Und diese Innovation sehe ich derzeit am ehesten beim Wii.
Kaufen werde ich mir ganz so bald trotzdem keines. Mit all meinem Retro-Kram und meinem Nintendo DS Lite (auch ein spaßiges kleines Teil) fühle ich mich derzeit genügend unterhalten :-)
Erfahrungsbericht Nintendo Wii
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Erfahrungsbericht Nintendo Wii
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