Funzen und co.

Das Leben, das Universum und der ganze Rest.
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commanderkeen
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Beitrag von commanderkeen »

Ihr sprecht mir aus der Seele!

Als Zwiebelfisch Anhänger sehe ich das auch so!

Ich freue mich das ich hier echt Gleichgesinnte treffe! Was so DOS Liebhaber auch alles gemeinsam haben tsts... :-D
MS DOS Spiele Sammlerin
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CptKlotz
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Beitrag von CptKlotz »

Ich muß mich mal wieder auskotzen...

Mich regt auf:

Leute, die die Fälle in der deutschen Sprache nicht richtig anwenden können. Ich kann Euch jetzt auch nicht aus dem Gedächtnis runterbeten, was Dativ, Akkusativ und Co. sind, aber zumindest richtig anwenden sollte man das Zeug schon können. Ich zucke immer innerlich zusammen wenn ich Dinge lese wie:

"Ich verkaufe ein Auto in gepflegten Zustand." Viele Sprachverhunzer scheinen das Gefühl dafür verloren zu haben und gar nicht zu bemerken, wie sie unsere Sprache vergewaltigen.


"Denglisch": Gerade die Leute, die der Englischen Sprache am wenigsten mächtig sind, werfen am meisten mit unnötigen englischen und pseudoenglischen Begriffen um sich. Das klingt dann so: "Umswitchen", "Beamer" (gibt's nicht; so ein Ding heißt immer noch "Projektor"), "fighten", "shoppen"...etc...usw...
Solch ein Kauderwelsch verstehen dann nur noch Leute, die durch das Werbe- und Mediendeutsch schon geschädigt sind.

Es geht mir nicht darum, daß jetzt jeder zum Notebook "Klapprechner" sagen muß (ich sage ja auch zur Geldbörse "Portemonnaie"). Aber gewisse Grenzen des guten Geschmacks sind bei uns schon lange überschritten.

Schönes Beispiel: "Goldene Ära der Arcade-Spiele" in Wikipedia (Stand: 16.05.08):

-"Technologie" --> Technik (Blähwort)
-"Arcade-Spiel" --> Spielhallenspiel
-"kompiliert" --> (hier:) zusammengestellt
-"Gameplay" --> Spielbarkeit, Spielablauf, Steuerung
-"Teenager" --> Jugendliche

Klar, in meiner Alltagssprache (und speziell unter Geeks) sage ich sicher auch "Arcade" oder "Gameplay". Oft scheinen ja die englischen Begriffe auch treffender oder griffiger zu sein. Trotzdem sollte ein deutscher Enzyklopädie-Artikel auch von Leuten zu verstehen sein, die computertechnisch nicht vorgebildet und des Englischen nicht mächtig sind.


Dumme Phrase: "Wie im richtigen Leben": Meist angewandt auf Sachverhalte, die sich - wie der größte Teil der menschlichen Existenz - faktisch klar im "richtigen Leben" abspielen.

Sowas ist Dummgeplapper für Leute, die gerne eloquent wären, aber nichts vernünftiges zu sagen haben.

Gibt's eigentlich auch ein "falsches" oder "unechtes" Leben, wenn wir von World Of Warcraft, Second Life und Co. mal absehen? :-)

Zu guter Letzt: Was ist eigentlich an der das/daß-Regel (meinetwegen auch "dass") so schwierig, daß gefühlte 75% unserer Bevölkerung sie nicht anwenden können?
“It is impossible to defeat an ignorant man in argument.” (William G. McAdoo)
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SharpClaw
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Beitrag von SharpClaw »

hawooo!! ^^

Also ich muß zugeben, daß ich die Grammatik hinter der deutschen Sprache schon in der Schule nicht verstanden habe - anscheinend fehlt mir das Gen dazu :( und gerade nach der neuen deutschen Rechtschreibung, im Besonderem was die Wahl zwischen 's' und 'ß' angeht, ist das Ganze noch undurchsichtiger geworden.

Aber andere wiederum sagen, es ist einfacher und logischer geworden, wie meine Freundin z.B.

So wie mir geht es - und ging es so einiger, allerdings gab es früher noch mehr sogennannte - Achtung, böses Wort - 'Native Speaker', die zwar keine Grammatik konnten, dafür aber nach Gefühl eine sehr hohe Trefferquote erreichten.

Die Frage nach dem steigenden Gebrauch von englischen Begriffen... da werden wir so nicht viel gegen machen können, denn deutsch ist eine Sprache - wie sehr viele andere - die über kurz oder lang aussterben wird. Englisch ist nun einmal die Sprachen, mit welcher man in einem Großteil der Welt verstanden werden kann und wenn man es nicht mag, daß englische Begriffe eingebaut werden, was sagt derjenige zu Begriffen, die der deutschen Sprache zugeordnet werden, aber da eher in die Gruppe 'Dialekt' fallen? Eine Scholle wird dann da zum Plattfisch beispielsweise.

Sprache ist etwas, was sich verändert, da Sprache lebt und im Augenblick geht der Trend dahin, daß englischen Begriffe adaptiert werden. In früheren Zeiten waren es auch einmal Französische oder ganz früher sogar lateinische. Die Frage wäre nun, warum sollte es schlechter sein, einen englischen Begriff anstelle eines deutschen zu nehmen, solange der Begriff lauf Definition korrekt ist? Ich finde daß ist gar nicht so der Punkt. Problematischer finde ich, wenn Leute Begriffe benutzen, die an eben diesen Stellen nichts zu suchen haben, da sie nichts mit dem ersetzen Wort gemein haben? Dann wird es richtig haarig.

Die Frage ist ja, wie sich Sprache definiert? Im allgemeinen doch als ein Mittel zur unkomplizierten Kommunikation. Dann kommt die Frage auf, was man unter unkomplizierter Kommunikation versteht und die Definition dafür sieht jeder ein klein wenig anders, weswegen man nicht explizit sagen kann, welche Begriffe wo noch etwas zu suchen haben und wo nicht. Die Grenzen sind dort sehr fließend...
Doch bräucht' es ganze Scharen Von Zauberern, und Zeit
Das Schöne zu bewahren Und die Gerechtigkeit.

Nun will ich nicht mehr weinen. Komm, führ mich in dein Land!
Will mich mit ihr vereinen In deiner sanften Hand...

ASP - Zaubererbruder (Am Ende)
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Sir Ivanheart
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Beitrag von Sir Ivanheart »

Ich lebe in der tiefsten bayrischen Provinz, in der alles jenseits der Kleinstadtgrenze Preußen ist und die Menschen noch einigen Wert auf Tradition legen. Also sprechen hier viele ihren alten Dialekt (ich nicht).
Für mich klingt das äußerst unschön. Besonders schlimm ist es jedoch wenn diese Menschen glauben, sie müssten sich des Denglischen bedienen. Grausig! :D

Vor zwei Wochen flog mir zufälllig ein Spielzeugprospekt in die Hände. Die einzigen deutschen Wörter in der Beschreibung waren die Bindewörter. Irgendwo erschreckend, aber die Leute stehen drauf und darum wird sich das in der nächsten Zukunft auch nicht ändern.

SharpClaw muss ich Recht geben. Diese Trends sind very typical :D

Greez, Sir Ivanheart
Nur, weil man vor sich eine CPU hat, muß man das Denken nicht
einstellen.
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Dosenware
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Beitrag von Dosenware »

CptKlotz hat geschrieben: -"Technologie" --> Technik (Blähwort)
-"Arcade-Spiel" --> Spielhallenspiel
-"kompiliert" --> (hier:) zusammengestellt
-"Gameplay" --> Spielbarkeit, Spielablauf, Steuerung
-"Teenager" --> Jugendliche
eigentlich sind diese Begriffe (kompilation nur teilweise) ebenso ueblich wie Keyboard, Tastatur, Mother-/Mainboard, Hauptplatine, Joystick und Soundkarte...

Von daher sehe ich das nicht so eng, gerade weil die meisten "deutschen" Woerter aus anderen Sprachen entlehnt sind... (Vater/Nase/Straße/Auto(mobil)...)
DOSferatu
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Mein Senf dazu [Teil 1/3]

Beitrag von DOSferatu »

Ich bin auch mal wieder hier, habe gerade diesen Thread gelesen und irgendwie habe ich wohl gerade Lust, meinen Senf hierzu beizutragen.

Für mich erschließt sich das ganze Problem von zwei Seiten, beide sind irgendwie verständlich.

Ich kann zum Beispiel das Wort "Handy" überhaupt nicht ausstehen. Warum?
Das Wort "Handy" ist eine deutsche Erfindung - es wird aber englisch gesprochen, denn mir ist nicht bekannt, daß in der deutschen Sprache ein a wie ein ä gesprochen würde. Desweiteren wird in der deutschen Sprache eigentlich auch nicht mit dem Buchstaben y dermaßen um sich geworfen, denn in Wirklichkeit gibt es nur vergleichsweise wenige deutsche Wörter, die überhaupt ein y enthalten und bei näherer Analyse dieser Wörter (wie zum Beispiel "Analyse") fällt ohnehin auf, daß diese aus anderen Sprachen hergeleitet wurden.

"Handy" ist nämlich überhaupt kein englisches Wort, weder im britischen English noch im amerikanischen Englisch oder in sonst einem der englischen Sprache angelehnten Dialekt. Im Englischen heißt dieses Gerät "mobile phone" oder "cell phone". Das Wort "handy" könnte dort allenfalls als Adjektiv der Adverb benutzt werden, und zwar um auszudrücken, daß etwas "handlich" ist. Als Bezeichnung für ein Mobiltelefon ist dieses Wort in der englischen Sprache jedoch unbekannt.

Wer "Handy" liest und nicht wüßte, was es ist, käme vielleicht noch auf die Idee, daß es irgend etwas mit einer Hand oder Händen zu tun haben könnte - daß es sich dabei um eine Art Telefon handelt, ist diesem Unwort dagegen überhaupt nicht zu entnehmen.

Erst einmal genug dazu.

Zum Thema Rechtschreibreform möchte ich nur sagen, daß diese mehr Probleme geschaffen als gelöst hat, denn viele Leute schreiben nun manche Wörter noch "falscher" als vorher. (Ja, ich weiß: "Falsch, falscher, am falschesten" - ist eigentlich Blödsinn.) Das heißt, sie schreiben Wörter und Sätze in einer Gemischtschreibung, in der sowohl die originale als auch die reformierte Rechtschreibung auftreten und dies sogar innerhalb ein und desselben Wortes. (Ich selbst habe diese Entwicklung bereits 1993 vorausgesehen, als ich zum ersten Mal von diesen Plänen gehört habe. Ich habe auch damals, als der Euro noch Ecu hieß, genau vorausgesagt, was nach Einführung dieser neuen Universalwährung passieren würde. In beiden Fällen
hatte ich recht. Nun - ich bin aber wahrlich nicht der einzige, dem dies wußte, beziehungsweise sich zusammenreimen konnte.)

Zu Abkürzungen:
Abkürzungen sollten meiner bescheidenen Meinung nach für den größten Teil der Bevölkerung verständlich sein - es sei denn, man ist sich einhundertprozentig sicher, daß alle Personen, die den Text jemals lesen werden, sich der Bedeutung der Abkürzungen bewußt sind.
Standardabkürzungen sind so etwas wie:
z.B. usw. usf. evtl. z.Z. u.U. u.ä. o.ä. s.o. P.S. w.z.b.w.
und wenn man Professor ist oder sonst vor Intelligenz strotzt ("Ich hab Abi und Du nicht..."), kann man auch "usw." durch "etc." ersetzen, "usw. usf." durch "etc. pp." und "w.z.b.w." durch "q.e.d."
Erklärung:
z.B. = zum Beispiel
usw. = und so weiter
usf. = und so fort
evtl. = eventuell
z.Z. = zur Zeit
u.U. = unter Umständen
u.ä. = und ähnliche
o.ä. = oder ähnliche
s.o. = siehe oben
P.S. = post scriptum ("nach dem Geschriebenen", also Nachsatz)
w.z.b.w. = was zu beweisen war
etc. = et cetera (lateinisch "und so weiter")
pp. = (ebenfalls lateinisch, da müßt sogar ich nachschlagen, wird oft in Verbindung mit "etc." benutzt, um "und so weiter und so fort" auszudrücken)
q.e.d. = quot erat demonstrandum (lateinisch "was zu beweisen war")

Es haben sich in der "Chattersprache" einige Abkürzungen eingebürgert, die für Menschen, die nicht mit Computern arbeiten, absolut unverständlich sind und daher nicht geeignet sind, überall und jederzeit angewendet zu werden:
MfG imo lol rofl cu n8

Erklärung:
MfG = Mit freundlichen Grüßen
imo = in my opinion (englisch "meiner Meinung nach")
lol = loughing out loudly (englisch sinngemäß "(ich) lache (dich) laut aus")
rofl = rolling on floor loughing (englisch sinngemäß "sich lachend auf dem Boden rollend/wälzend")
cu = see you (englisch "(ich) sehe dich", sinngemäß für "auf Wiedersehen")
n8 = Nacht oder Night (hier wird die 8 schon als Wortteil "acht" oder "ight" (von eight) benutzt)

Alles lustig - und Leute, die schon länger "chatten", verstehen das auch, weil das ja noch die einfacheren sind. Blöd wird es dann erst, wenn Abkürzungen nachträglich erst erklärt werden müssen, denn damit spart man keine Zeit ein, sondern muß im Gegenteil noch mehr Zeit aufwenden. Oder weiß hier jeder auf Anhieb, was ilshibamf bedeutet? Ich mußte in einer Liste nachschlagen: "I loughed so hard I broke all my furniture" (englisch sinngemäß: "Ich lachte so doll, daß ich all meine Möbel zerbrochen habe.")

Anmerkung: Ich habe diese "Erklärungen" nur hinzugefügt, weil ich in meinen Texten Abkürzungen normalerweise nur sehr sparsam verwende.

Ich selbst habe diese unsinnigen Abkürzungen immer als "Chatgebell" bezeichnet. Ich empfand es immer als ein wenig unhöflich, wenn mir jemand auf eine vernünftige und ordentlich gestellte Frage lediglich so ein Ding als Antwort hingerotzt hat. Schreibt mir jemand einen Text voller Abkürzungen oder gar Chatgebell sieht es für mich immer so aus, als wäre ich nicht der Mühe wert, oder hätte es nicht verdient, einen lesbaren Text zu erhalten.

Als Gegenargument zu Chatgebell wäre vielleicht höchstens noch zu akzeptieren, daß "Chatten" - im Gegensatz zum Verfassen eines ganzen Textes (beispielsweise in einem Forum) - in Echtzeit geschieht und viele Leute einfach nicht schnell genug mit der Tastatur umgehen können, um in annehmbarer Zeit zu antworten (oder ihren unnötigen Senf dazuzugeben).

Ich selbst verwende nicht einmal sogenannte "Smilies", weil ich sie als Unsitte betrachte - schon allein, weil dadurch ein Text unansehnlich und häßlich wird und es so aussieht, als wäre man ein kleines Mädchen, das zwar nichts produktives beizutragen hat, aber immerhin schon weiß, wie man mit der Tastatur verschiedene "Smilies" produzieren kann.

Auch hier wieder ein Gegenargument:
Wenn man Beiträge in ein Forum schreibt oder "chattet", steht man sich nicht direkt gegenüber. Man kann also nicht aus der Mimik und Gestik der Person erkennen, ob eine Bemerkung als Witz oder ernst gemeint war, ob der Betreffende dabei traurig oder wütend war oder was auch immer. Daher werden diese "Smilies" auch manchmal schon als "Emoticons" (Zusammenmurksung aus "Emotion" und "Icon") bezeichnet - um Emotionen (also Gefühle) auszudrücken. In einem Chat ist so etwas vermutlich hilfreich, da hier wieder das Problem besteht, daß man diese Dinge so schnell wie möglich übertragen möchte - weil man zum Beispiel der Meinung ist, daß es irgend jemanden interessiert und vor allem jetzt und gleich und sofort. Blöde Sprüche
muß man ja im Chat möglichst schnell machen, damit man auch wirklich der erste ist und einem nicht etwas noch jemand anders, der schneller tippen kann, mit einem viel besseren (oder blöderen) Spruch zuvorkommt...
DOSferatu
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Mein Senf dazu [Teil 2/3]

Beitrag von DOSferatu »

Aber:
In einem Fließtext gibt es jedoch auch andere Möglichkeiten, seine Meinungen oder Gefühle zu bestimmten Sachverhältnissen auszudrücken. Und Texte über ernste Probleme sind nicht unbedingt geeignet, um sie mit bunten Buchstaben, schwer lesbaren Zeichensätzen und albernen Bildchen zu verzieren. (Im übrigen neigen auch viele "Computerfreaks" oder andere vielbeschäftigte Leute dazu, solche Beiträge zu ignorieren, weil diese schwerer lesbar sind und auch, weil die Leute es dann nicht für nötig erachten, auf so alberne Grütze eine ernsthafte Antwort zu geben.)

Zu den idiotischen Leuten, Apostrophen immer und überall einbauen - wahrscheinlich, um zu beweisen, wie "modern" sie sind (und "modern" mit "ich kann Englisch" verwechseln) - kann ich nur sagen: Gruselig.
Im Deutschen wird der Apostroph lediglich im Genitiv benutzt - und zwar am Wortende, wenn das Wort auf s oder x endet. Dann wird das nachfolgende Genitiv-s durch einen Apostrophen ersetzt.
Beispiele hierzu:
Marx' Bart
Engels' Frisur

Bei Wörtern, die nicht auf s oder x enden, wird einfach ein s angehangen, ohne das im Englischen übliche Apostroph davor, also nicht "Lenin's Mütze" (mich schüttelts schon, so etwas überhaupt zu schreiben), sondern "Lenins Mütze".

Mein zweitliebster Favorit der Apostrophenkatastrophen (ja, schönes Wort, nicht wahr? - Steht bestimmt nicht im Duden...) ist ja die Abtrennung des Plural-s durch einen Apostroph, denn so ein Blödsinn wird ja nicht einmal im Englischen veranstaltet, im Deutschen schon gleich überhaupt nicht. Die meisten Wörter, deren Plural mit s gebildet werden, sind ohnehin eingedeutschte englische Wörter. Ja, da liest man dann so etwas wie "Modem's" - igitt.

Das schönste Ding, das sich jemand mal geleistet hat, war die Bezeichnung, die ein Betreiber einer Imbißbude (in der es unter anderem Pommes Frites gab) seinem Imbißwagen gegeben hat:
"Pomme's Harry".
Das ist schon wirklich albern - wenn es nicht so traurig wäre.

Zu dem Problem mit "daß" oder "das":
In den neunziger Jahren mußte jeder Idiot alle Wörter klein schreiben - auch in Werbungen und eigentlich überall. Wohl, um "computermäßiger" auszusehen. Selbst die letzte Wurstbude, deren Betreiber noch nie einen Computer aus der Nähe gesehen hat, mußte total "cybermäßig" drauf sein. Ich fand das widerlich - aber ich fand auch eine Menge anderer Sachen in den neunziger Jahren des letzen Jahrhunderts widerlich - darauf will ich aber jetzt nicht näher eingehen, denn dazu müßte ich noch einen ganz neuen Text verfassen, der noch länger wäre als dieser Beitrag hier.

(Achja: Wenn man schon "neunziger" mit einer Zahl schreiben will, dann bitte wenigstens "90er" und nicht "90iger", dann das hieße ausgeschrieben "neunzigiger" - bäh! - könnt' mich jedes Mal aufregen...)

Nun ja, in dieser Zeit hatten die Leute dann nicht das Problem mit der Großschreibung von Wörtern - denn das konnte man ja umgehen, indem man alles amerikanisch und cybermäßig (hyper! hyper!) klein schreibt - sogar Wörter, die sogar im Englischen großgeschrieben werden. Ja, Blödheit kaschieren durch Cyberisierung - ein ganzer Text der aussieht wie eine einzige Internetadresse... achja - da läßt man natürlich auch Umlaute und ß weg, denn sowas wäre ja "unamerikanisch" und davon abgesehen überhaupt nicht "cyber"...

Irgendwann kamen dann einige Leute, die nichts besseres zu tun hatten, auf die Idee, die deutsche Sprache reformieren zu müssen. Dies hatte unter anderem den Effekt, daß nun die meisten Leute erst recht nicht mehr wußten, wo man zum Beispiel ein ß oder ein ss in einem Wort verwenden muß. Und das wiederum führte dann zu dem lustigen Phänomen, das wir zur Zeit erleben: Im Gegensatz zur allgegenwärtigen Alleskleinschreibung der Neuziger haben wir nun den lustigen Gegensatz dazu, in extremerer Form: Nicht allein, daß Großbuchstaben nun am Wortanfang auftretet - nein, jetzt werden ALLE WÖRTER NUR NOCH MIT GROSSBUCHSTABEN GESCHRIEBEN - denn da es kein "großes ß" gibt (weil das ja durch SS ersetzt wird), entfällt dieses
Problem für Leute, die zu doof sind, um zu wissen, wann ß und wann ss benutzt wird.

Anmerkung: Einigen Leuten wird schon aufgefallen sein, daß ich mich immer noch der originalen Rechtschreibung bediene. Warum? Nun - normalerweise "wächst" eine Sprache, das ist schon richtig. Und bestimmte Wörter ändern sich, manche werden nicht mehr benutzt, andere kommen dazu oder werden manchmal auch anders geschrieben. Dies entwickelt sich selbständig und ist ein normaler Vorgang. Ein unnormaler Vorgang ist es dagegen, wenn eine Handvoll Leute meinen, über die Sprache eines ganzen Volkes zu entscheiden, indem sie diese einfach nach ihrer eigenen subjektiven Meinung umgestalten und zum Standard erheben, gerade so, als hätte sie irgend jemand zum Verantwortlichen für die Sprache ernannt oder gewählt. (Daran würde
ich mich bestimmt erinnern.)

In Tageszeitungen sind nun viele Fehler zu finden, die oft aus der Mischung von originaler und reformierter Sprache herrühren - oder lustige Dinge wie, daß manche Artikel in der einen, andere in der anderen Version geschrieben werden. Und ein Bundesland (war es Schleswig-Holstein?) hat diese Reform nun wieder rückgängig gemacht, soweit ich weiß - was bedeutet, daß jemand, der in diesem Bundesland deutsch gelernt hat, in keinem anderen Bundesland zum Beispiel als Sekretärin arbeiten kann...

Zu den Leerzeichen zwischen zusammengesetzten Wörtern ist vielleicht anzumerken, daß manche Leute dies nur tun, um lange zusammengesetzte Wörter besser lesbar zu machen, andere Leute benutzen auch Bindestriche. Beides ist in der deutschen Sprache eigentlich falsch.

Aber:
Wenn wir uns (also andere Computerfreaks und ich) eMails schreiben, verwenden wir oft für lange zusammengesetzte Wörter eine Schreibweise, die wir auch für lange Variablennamen und Prozedur- und Funktionsnamen benutzen, nämlich diese "innerhalb des Wortes Großbuchstaben"-Schreibweise:
Also statt
Heizölrückstoßabdämpfung schreiben wir
HeizölRückstoßAbdämpfung oder ganz extrem auch mal HeizÖlRückStoßAbdämpfung.
Das ist überhaupt nicht gut - und so etwas verwenden wir auch nicht, wenn wir offizielle Anleitungen, Forenbeiträge oder sonstige Texte schreiben. Aber lange Wörter lesen sich so besser und schneller, da man nicht versehentlich Wortenden des einen Wortes mit Wortanfängen des nächstes Wortes zusammenzieht und irgend etwas blödsinniges daraus macht:
Grüngelbrot - hä? Was ist denn Grüngel-Brot? Achso, gemeint ist Grün-Gelb-Rot.
Blumentopferde - hm? Was sind denn Blumento-Pferde? Achso, du meinst Blumentopf-Erde...

Wenn man aber so etwas tut wie diese komische Spezialschreibweise, sollte das in beiderseitigem Einverständnis erfolgen, nur für interne "Memos" oder ähnliches verwendet werden und nicht etwa als allgemeingültiger Substandard etabliert werden, den dann jeder anzuwenden hat.

Ich habe das einmal in einer Anleitung zu einem kleinen blöden selbstgebastelten Spiel auf die Spitze getrieben, mit dem folgenden lustigen Wort:
DOSferatu
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Mein Senf dazu [Teil 3/3]

Beitrag von DOSferatu »

Ogeosweltraumflottenoberkommandierendenbewerbungsveranstaltungstoilettenbenutzungsgebührengelder. (Und ja, damit habe ich bestimmt die Tabelle auf dieser Seite versaut. Es sei denn, es gäbe für dieses Wort im jeweiligen Browser eine Trennhilfe.)
Gemeint sind die Gelder, die von den Gebühren die für die Benutzung der Toiletten, die auf der Veranstaltung zur Bewerbung zum Oberkommandierenden der Weltraumflotte des Planeten Ogeos aufgestellt wurden, eingenommen wurden. (Ja, meine Deutschlehrerin war damals von meinen Schachtelsätzen auch immer begeistert...) Die scheinen auch auf dem Planeten Ogeos Dixiklos zu kennen, allerdings wohl gebührenpflichtige...

Nun ja - mit unserer Coder-Spezialschreibweise ließe sich dieses Wort (siehe oben) wohl etwas besser lesen - aber man verwendet das Wort umgangssprachlich wohl auch eher selten. Ich könnte mir auch vorstellen, daß es eventuell nicht im Duden zu finden ist. Auch nicht in der 21. Auflage mit der "Neuen Rechtschreibung".

Zum Schluß möchte ich noch etwas zur Verwendung fremdsprachiger Wörter sagen:
Übermäßige Anwendung fremdsprachiger Wörter verhindert, daß vor allem ältere Leute Dinge wie Gebrauchsanleitungen nicht mehr lesen oder verstehen können. Desweiteren ist Anwendung vieler Fremdwörter nicht unbedingt zum Beweis seiner Bildung oder Intelligenz geeignet. Ich erinnere mich da an einen lustigen Vorfall:
Ich stand in einer Personenschlange an, um mein Mittagessen abzuholen. Jemand vor mir unterhielt sich mit einem anderen Menschen. Und im Gespräch benutzte er den Satz "Das tangiert mich peripher." Der andere Gesprächspartner schaute ihn etwas belustigt an und erwiderte: "Abi, was?" Und ja, ich fand die Situation schon ein wenig lustig. (Anmerkung, falls jemand diese überflüssige Phrase nicht kennt: Jemand anders würde es vielleicht so formulieren: "Das interessiert mich nicht." Oder, wenn er es etwas derber mag: "Das geht mir am Arsch vorbei.")

Aber:
Wir verwenden so viele Fremdwörter. Den meisten Menschen ist nicht einmal bewußt, wie viele Wörter eigentlich Fremdwörter sind. Es gab einmal - ich glaube, es war in der Zeit des "Dritten Reichs" - einige Bestrebungen, Wörter, die fremdsprachige Ursprünge hatten aus der deutschen Sprache zu entfernen und durch alternative deutsche Bezeichnungen zu ersetzen. Die beiden, an die ich mich erinnern kann, sind:

- "Nase". Daraus machte man "Gesichtserker".
- "Vierzylinder". Daraus machte man "Viertopfknallpufftreibling".

Ich für meinen Teil bin eigentlich froh, daß sich diese und ähnliche Dinge dann nicht im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen konnten. (Und ja, ich sehe die sogenannte Rechtschreibreform als Stufe eins zur Einführung von "Neusprech" -beziehungsweise "Newspeak" - an. Wer nicht weiß, wovon ich rede, der kann es in George Orwells Buch "1984" nachlesen.)

In einem meiner angefangenen Bücher habe ich so etwas ebenfalls erwähnt. Da wurde eine Sprache "designed", indem man alle Sprachen der Welt in einen Supercomputer eingegeben hat und von diesem eine Universalsprache errechnen ließ. Diese Sprache - genannt Runiku - wird allerdings nun nichtmehr gesprochen, da sie sich nie in der Weltbevölkerung durchsetzen konnte, obwohl die Leute einige Jahre gezwungen worden waren, sie als öffentliche Amtssprache zu erlernen und zu benutzen und sich möglichst auch privat darin zu unterhalten. "Heute" (also eigentlich in über einhundert Jahren) werden einige Runiku-Wörter nur noch von Jugendlichen benutzt, als Teil ihrer Jugendsprache, die nun teilweise aus ihrer eigenen Sprache und
teilweise aus Runiku-Kauderwelsch besteht. (Hm. Das Buch enthält auch andere gesellschaftskritische Ansätze. Eigentlich sollte es nur ein einfacher Science-Fiction-Roman werden, aber es scheint sich irgendwie zu "verselbständigen". Nach einer Weile bekommen ohnehin alle Dinge, die ich erschaffe - ob es meine Geschichten, Lieder oder (Spiel-)Programme sind - ein Eigenleben und erschaffen oder erweitern sich dann quasi selbst. Gruselig - nicht wahr?)

Aber, um das Thema Fremdwörter allgemein oder Anglizismen speziell aufzugreifen: Wie würdet Ihr zum Beispiel eine CD beziehungsweise "Compact Disc" in reinem Deutsch bezeichnen, so daß Eure Leser oder Gesprächspartner immer noch verstehen, wovon Ihr redet? Kompakte Scheibe? Kompakte Speicherscheibe? Es gibt heute schon Wörter, für die es nicht einmal eine einigermaßen vernünftige deutsche Übersetzung gibt, weil die Dinge in einem Land erfunden wurden und nun in allen anderen Ländern genauso genannt werden.

Die Verwendung englischer Begriffe hat mitunter auch einen anderen Grund: Manchmal müssen diese vielleicht in irgendeinem kleinen Feld, auf einem Schalter oder einer anderen zu kleinen Fläche angebracht werden und oft sind englische Wörter wesentlich kürzer als ihre deutsche Entsprechung.

Als letzte Anmerkung wäre vielleicht noch zu erwähnen, daß es auch Sprachen gibt, die nahezu keine grammatischen Ausnahmen kennt, sondern wo eine Regel immer und überall gilt, wo Wörter sehr viel kürzer sind und oft nur ein einzelnes Zeichen benötigen und wo letztendlich nicht einmal eine gesonderte Mehrzahlbildung erforderlich ist. Ich rede hier zum Beispiel von der Sprache Japanisch. Wenn es wirklich auf kurze Schreibweise, einfache Grammatik ohne Ausnahmen, einheitlichen Satzbau und ähnliches so gesteigerten Wert legt - warum benutzt er dann überhaupt noch Sprachen wie deutsch oder englisch? Am Ende ist es vielleicht ja gar möglich, daß die Menschen Sprachen nicht dazu erschaffen haben, um ihre Mitmenschen mit
Regeln zu traktieren oder sie als immerwährenden Diskussionsstoff und Zankapfel zu verwenden, sondern um die zwischenmenschliche Verständigung, Kommunikation und Informationsübertragung zu vereinfachen. Mit der Erweiterung der Kenntnisse und Fähigkeiten, die die Menschheit erlangte, waren einfache Gesten und Brüll- und Grunzlaute irgendwann nicht mehr ausreichend, um sich ausreichend darüber zu verständigen. (Obwohl ich anmerken muß, daß sich der Wortschatz mancher Individuen durchaus auch wieder in diese Richtung zurückentwickelt. In hundert Jahren unterhalten sich die Nachkommen dieser Menschen vielleicht wieder nur noch mit Chatgebell und in dreihundert Jahren werden sie dann vielleicht wieder nur noch brüllen
und grunzen. Erste Ansätze dafür sind zum Beispiel auch schon an den "Texten" mancher populären Lieder ("Songs") zu erkennen: Uuuh yeah. lalala. Oouuooh. heeeayaehiyeah... - Was will der Künstler uns damit sagen...?)

Hm. Eigentlich könnte ich wahrscheinlich diesen Text - gerade zu diesem Thema - noch weiterführen, so daß er noch einmal so lang wird, wie er bereits ist. Aber manche Leute sind vielleicht schon jetzt beim Lesen dieses Textes inzwischen eingeschlafen und können das hier deswegen schon gar nicht mehr lesen...

Also, einen schönen Gruß an alle, die bis hierher durchgehalten haben und:
Take it easy! Yo, man, Alter! Und nicht zu vergessen:
Hyper! Hyper!
DOSferatu
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Beitrag von DOSferatu »

Mir sind gerade in meinem Betrag einige Rechtschreibfehler aufgefallen und auch ebenfalls einige Grammatikfehler. Das liegt nicht daran, daß ich es nicht könnte, sondern eher daran, daß ich manchmal Texte im Nachhinein editiere und dabei manche Wortenden vergesse zu ändern, wenn der Fall sich geändert hat. Entschuldigung.

Desweiteren enthält einer der letzten Absätze einen inhaltlichen Fehler: Anglizismen in Anleitungen verhindern nicht, daß ältere Personen den Text NICHT verstehen, sondern sie verhindern, DAß sie ihn verstehen. Da habe ich wohl aus Versehen nicht aufgepaßt.
Auch dafür möchte ich mich entschuldigen.

Anmerkung: Im Coding-Board gibt es eine Option, seine Beiträge nachträglich zu editieren, wenn einem noch ein Fehler darin aufgefallen ist. Aber vielleicht habe ich diese Option hier auch nur noch nicht gefunden.
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Odin
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Beitrag von Odin »

Bei Deinen eigenen Posts gibt es oben rechts neben dem "Zitat"-Button einen "Editieren"-Button ;-)
"640k ought to be enough for anybody." - Bill Gates (1981)
"Windows 95 needs at least 8MB RAM." - Bill Gates (1996)
... also braucht niemand Windows 95 !!!
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Dosenware
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Beitrag von Dosenware »

Du schreibst ein Buch?
Die Geschichte mit Runiku kommt mir irgendwie leicht bekannt vor, kennst du das Buch "Der Untergang der Telesalt"?
DOSferatu
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Beitrag von DOSferatu »

@Dosenware:
Naja - ich schreibe eigentlich mehrere Bücher. Aber ich glaube nicht, daß ich den Kram mal veröffentliche.
Das von Dir erwähnte Buch kenne ich nicht.
Den Namen Runiku hab ich mir selber ausgedacht, genauso wie den ganzen Rest.
Eigentlich geht es in dem Buch auch weniger um die allgemeine Weltsituation als vielmehr um die verschiedenen Charaktere in dieser Zukunftswelt.
Ich schreibe da auch nicht "mit erhobenem Zeigefinger". Die erwähnten Dinge werden eher informativ erwähnt, um sich die "gegenwärtige" Situation besser vorstellen zu können.
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CptKlotz
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Beitrag von CptKlotz »

Hui, da habe ich ja was losgetreten :-)

Ich gehe noch einmal auf ein paar Eurer Punkte ein:

Ich denke nicht, daß Deutsch in näherer bis mittlerer Zukunft (50...200 Jahre) aussterben wird. Oder lernt bei uns irgendwer als Muttersprache Englisch? Ganz im Gegenteil, sehr viele Deutsche sprechen eher ein ziemlich dürftiges Englisch, auch die Generation unter 30. Wie oft muß ich hier lesen "ich kann die Dokumentation nicht lesen, weil sie auf Englisch ist". Das ist nur einer der vielen Punkte, in denen unser Schulsystem versagt.

Wahrscheinlich kommt gerade daher auch der Reiz von "Denglisch". Je weniger jemand das Englische beherrscht, desto "cooler" findet er "shoppen", "walken", "Beamer" und Co.
Ich würde von mir behaupten, Englisch ganz passabel zu beherrschen und finde diese Mode- und Fantasiebegriffe unnötig bis peinlich.

Einen wichtigen Punkt spricht DOSferatu ja auch an: Jemand mit Englisch als Muttersprache versteht nur "Bahnhof", wenn er Dinge wie "Handy", "Beamer", "trampen", "Oldtimer" usw. hört. Diese Begriffe gibt's im englischen Sprachraum nämlich nicht, oder sie haben dort zumindest eine andere Bedeutung ("old timer" (englisch): "alter Hase", Oldtimer (deutsch): "vintage/classic car").
Diese Inflation des Phantasie-Englisch führt nicht dazu, daß die Deutsche Sprache ausstirbt, sondern nur dazu, daß wir ein Kauderwelsch sprechen, das weder der Deutsche noch der Engländer noch richtig versteht.

Ansonsten habt Ihr natürlich recht, daß nicht die einen Fremdwörter "gut" sind und die andern "böse". Sonst darf ich auch nicht "Pommes" (Frites) essen (französisch) oder mich wie ein Tolpatsch (ungarisch) verhalten.

Darum geht's aber auch nicht. Ich denke, letztlich ist das alles eine Frage des guten Geschmacks und des Gebrauchs von Anglizismen mit Augenmaß.

Gerade im IT-Bereich ist es natürlich auch schwierig bis unmöglich, alles konsequent einzudeutschen, gerade bei Begriffen, für die es kein gebräuchliches, deutsches Pendant... Synonym... äh... Gegenstück gibt. :-)

"Steuerknüppel", "Weltnetz", "Funknetzwerk" und Co. wirken schon fast unfreiwillig komisch.
Und was ist z.B. mit "Synthesizer", "Joypad" oder den ganzen Abkürzungen wie "USB" und "BIOS"?
Gibt's da überhaupt Entsprechungen, die (und darauf kommt's ja an) überhaupt von der Mehrzahl der Leute verstanden werden? "ASD" wie "Allgemeine Serielle Datenleitung" versteht jedenfalls kein Mensch und "seriell" und "Daten" sind ja wohlgemerkt auch Fremdwörter.

Ärgerlich und lästig ist es aber, wenn unreflektiert mit Begriffen aus dem Englischen oder dummdeutschen Übersetzungen um sich geworfen wird. Kann man solch ein Geseier (Link) noch ernst nehmen?

Was ist im Übrigen mit älteren Menschen? Wie soll meine Oma sich zurechtfinden, wenn sie in der Telefonrechnung mit Neologismen wie "freecall" konfrontiert wird und auf dem Bahnhof die Toilette "Mr. Clean" und die Information "Service Point" heißt?


Tja, und was ist mit mir?
In meiner Alltagssprache (gerade unter "Geeks") sage ich sicherlich auch häufig Dinge wie "Leveldesign" oder "Gameplay". Auch hier im Forum nutze ich solche Begriffe wahrscheinlich häufiger, als ich jetzt gerade glaube.

Ich sehe da aber einen Unterschied zwischen Umgangssprache, informeller Schriftsprache und z.B. einem Eintrag in einem Lexikon.

Die Umgangssprache ist locker und oft auch spielerisch und man überlegt nicht lange, was man statt "Gameplay" sagen könnte.

An die informelle Schriftsprache, wie z.B. Forenpostings, stelle ich nur die Anforderung, daß sie gut lesbar (Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion, Formulierung) und präzise sein sollte.
"Und dann ist das Ding abgeschmiert..." ist eine schlechte Fehlerbeschreibung, aber der Begriff "Leveldesign" schadet kaum, weil ihn hier in der Zielgruppe fast jeder versteht.

Was anderes ist aber die formelle Schriftsprache, also z.B. ein Artikel in der Wikipedia, die ja ein Nachschlagewerk sein möchte. Dort sollte der Anspruch sein, korrektes, geschmackssicheres Deutsch abzuliefern und Artikel zu schreiben, die auch von fachfremdem Publikum verstanden werden, ohne daß der Leser erst fünf Verweisen auf andere Artikel folgen muß.
Darauf zielt meine Kritik ab: "Technologie" ist die Lehre von der Technik. In dem Kontext ist das also reines Werbe- und Dummdeutsch, welches den Text nicht besser oder präziser sondern nur "geschwätziger" macht.
Mag ja sein, daß solche Blähwörter mit pseudointellektuellem Anstrich irgendwen beeindrucken, aber ich denke da immer nur "Dumm, wenn man Begriffe aus dem Englischen nicht richtig übersetzen kann..." ("technology" != "Technologie"; typischer "false friend"!).

Bei "Arcade", "Gameplay" und Co. frage ich mich bei solchen Gelegenheiten immer "würden meine Eltern das jetzt verstehen (oder meine Oma)?". Gehören Modebegriffe wie "Teenager" in ein Lexikon? Benutzt wirklich jemand außerhalb des IT-Betriebs das Wort "kompilieren" (im Sinne von "zusammenstellen")?

Klar, muß man dabei Kompromisse eingehen. Aber wenn die Antwort zu oft "nein" lautet, dann wird es Zeit, den Text zu überarbeiten.

Irgendwann sind einfach die Grenzen der Verständlichkeit und des guten Geschmacks überschritten und man muß sich zumindest fragen, welche Zielgruppe man ansprechen möchte, zumindest solange noch nicht alle contemporary sind und das Future-Denken haben :-)
Der pubertierende Bravo-Leser ist dabei jedenfalls eher nicht mein Maßstab...

Ich denke, viele aufmerksame und kritische Leser haben auch durchaus ein Gespür dafür, ob jemand ein Fremdwort oder eine Abkürzung benutzt, weil es sinnvoll oder passend ist oder ob der Autor sich lediglich bei einer bestimmten Zielgruppe anbiedern und weltmännisch und intellektuell wirken will.

Auch wenn niemand perfekt ist, lohnt es sicher, ab und zu unseren Gebrauch von Sprache zu überdenken bevor man unreflektiert jeden Unsinn nachplappert.
Ich glaube, daß unsere Sprache unser Denken prägt und unser Denken unser Handeln.


Kleine Beobachtung am Rande: Komischerweise scheint die Sprache immer mehr zu verarmen, obwohl Lesen und Schreiben heute vielleicht wichtiger ist als jemals zuvor. Im Internet bin ich ja weitgehend auf Schriftsprache angewiesen.

Gerade die jüngere Generation scheint gar nicht zu bemerken, daß man nur über Dinge diskutieren kann, die man auch ausdrücken und beschreiben kann.

In einem Zeitalter, in dem schon die Hirne von Kleinkindern mit völlig ungeeigneten, weil viel zu hektischen und nervenaufreibenden Fernsehsendungen zu Pudding verarbeitet werden, darf man wohl nicht mehr erwarten, daß Leute noch die Geduld haben, sich länger als 10 Minuten mit einer Sache zu beschäftigen.

Die vielen wirklich schlechten Anfragen und Fehlerbeschreibungen, die z.B. auch hier gepostet werden, sind dafür ein gutes Beispiel. Im Grunde sind gewisse Threads von vornherein zum Scheitern verurteilt, auch wenn meist mehrere Leute mit (falsch verstandener?) Hilfsbereitschaft vorher noch ihre Zeit damit verschwenden.
Wahrscheinlich würde man Leuten wie "dosfann" auf lange Sicht den größeren Gefallen tun, wenn man freundlich, aber bestimmt darauf hinwiese, daß man ihnen erst hilft, wenn sie vernünftige Fragen stellen.


Mit kulturpessimistischem Gruß,
Stephan
“It is impossible to defeat an ignorant man in argument.” (William G. McAdoo)
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Dosenware
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Beitrag von Dosenware »

CptKlotz hat geschrieben: Ich denke nicht, daß Deutsch in näherer bis mittlerer Zukunft (50...200 Jahre) aussterben wird.
Das sowieso nicht, nur wird die zunehmende Vernetzung, und die damit verbundene Kommunikation ueber Sprachgrenzen hinweg, dazu fuehren das sich die Sprachen schneller vermischen als es in der Vergangenheit der Fall war...
"Beamer"
Ist inzwischen zu einer allseits akzeptierten Alternative zu "Projektor" (auch nicht Deutsch) geworden.
"Steuerknüppel", "Funknetzwerk"
Werden eigentlich genauso angewendet wie ihre englischen Entsprechungen - fuer mich sind diese Begriffe jedenfalls so normal wie "Hauptplatine".
Was ist im Übrigen mit älteren Menschen? Wie soll meine Oma sich zurechtfinden, wenn sie in der Telefonrechnung mit Neologismen wie "freecall" ... "Mr. Clean" ... "Service Point" heißt?
Well, das stammt noch von der Time in der english noch als very kalt galt.
Hat sich mit dem Jahrtausendwechsel immerhin verlangsamt.
Tja, und was ist mit mir? In meiner Alltagssprache (gerade unter "Geeks") sage ich sicherlich auch häufig Dinge wie "Leveldesign" oder "Gameplay".
Klar, im persoenlichem Umfeld sind manche Begriffe normal, vor allem da im Freundeskreis meist aehnliche Interessen bestehen.
Was anderes ist aber die formelle Schriftsprache, ... Dort sollte der Anspruch sein, korrektes, geschmackssicheres Deutsch abzuliefern
Nur besteht da das Problem das einige englische Begriffe ihre deutsche Entsprechung verdraengt haben und auf Deutsch deshalb fast unverstaendlich sind z.b. CPU.
Benutzt wirklich jemand außerhalb des IT-Betriebs das Wort "kompilieren" (im Sinne von "zusammenstellen")?
Jepp, "kompilation" taucht ab und an in Verbindung mit Musikkompaktdisketten auf.
Kleine Beobachtung am Rande: Komischerweise scheint die Sprache immer mehr zu verarmen, obwohl Lesen und Schreiben heute vielleicht wichtiger ist als jemals zuvor.
imho liegts daran das im chat keine zeit zum tippen ist und alles kurz sein muss dabei wird gerne auf groß u kleinschreibung sowie interpunktion verzichtet kostet ja alles zeit
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Dark_Lord
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Beitrag von Dark_Lord »

Odin hat geschrieben:1337-Speak wird meistens von Script-Kiddies verwendet, weil sie denken, dass das in der Szene so üblich ist^^
Und eine eigene Schreibwarenserie haben sie auch schon. Ein früherer Kommilitone von mir guckte leicht (ironisch) angepisst als er sah, dass auf dem Filzschreiber, den er sich zwischen zwei Vorlesungen gekauft hatte, tatsächlich "1337" stand (muss wohl die Artikelnummer sein, trotzdem irgendwie ein guter Insider-Witz)

Zu sprachlichen Irrungen und Wirrungen... Über "CD's", "DVD's" und Co rege ich mich schon garnicht mehr auf. Klar gehört kein Apostroph vor das Mehrzahl-s aber das zu korrigieren wäre ein Fulltime-Job.

Viel besser finde ich da Ebay. Da findet man dann so Sachen wie
"Hi And Gerät" oder "Voll in Takt" (ja das gab es wirklich mal stammt sogar aus dem gleichen Auktionstext, ist aber schon länger her)
oder aber auch maschinelle Übersetzungen wie
"Weinleseschlauchmikrofon" (gemeint war "Vintage Tube Microphone", also ein Röhrenmikrofon mit altersbedingtem Sammlerwert - Witzig, dass das Übersetzungsprogramm ein Wort draus machte)

Abkürzungen sind okay solang die Sätze verständlich bleiben. Ich denke jeder der länger in der Materie Computer drin ist weiß, dass eine Grafikkarte auch oft "Graka" abgekürzt wird und die meisten werden sich sicher auch denken können, dass "funzen" von "funktionieren" kommt. Allerdings ist das hier ein öffentliches Webforum mit Google-Listing. Wenn jetzt hier jemand schreibt "Meine Graka XY funzt nicht", dann wissen wir, was gemeint ist. Kommt nun ein ausländischer Besucher ins Forum und lässt die Seite maschinell übersetzen weil er zufällig mit Grafikkarte XY auch Probleme hat, dann bekommt er "My Graka XY not funzt" zu lesen und ist so schlau wie vorher. Aus "Meine Grafikkarte XY funktioniert nicht" wird dann allerdings "My graphics card does not XY" draus. Okay, immer noch sinnlos, aber dieses mal eine Verfehlung von Google Sprachtools, vielleicht gibt es da bessere (Google glaubte ja auch mal damals "God save the Queen" hieße "Gott speichert die Königin"). In sofern bin ich der Meinung, dass man die Sprache nicht bewusst verschleifen sollte in Rücksicht auf die, die eben der deutschen Sprache oder zumindest der deutschen Umgangssprache nicht mächtig sind. Unbewusst (z.B. weil es der persönliche Stil ist) tut man es eh schon genug.

Anglizismen... Tja, die können nützlich sein oder auch nicht. Handy zum Beispiel finde ich irgendwie albern, weil kein englischer Native Speaker weiß, was ein Handy ist, die Dinger heißen da nämlich mobile phone oder cellphone.
In anderen Bereichen sind es nun mal international gebräuchliche Begriffe denen sich teilweise sogar die Franzosen beugen (und die haben eigentlich für alles einen eigenen Begriff - z.B. wenn jemand in Frankreich einen Fernseher mit TNT kauft, dann ist er kein Terrorist, sondern will DVB-T - hier neudeutsch "Digital Video Broadcasting - Terrestric" genannt - was in Frankreich "Television Numerique Terrestrique" oder eben kurz TNT heißt). Solche Begriffe fördern durchaus die internationale Verständlichkeit.
Alte Wörter durch "neudeutsche" Anglizismen zu ersetzen, finde ich allerdings albern. Beispiel Jobsuche: Als ich Ende letzten Jahres mit meinem Studium fertig war, lernte ich in den Stellenmärkten teilweise "denglische" Berufsbezeichnungen kennen, von denen ich noch nie vorher gehört hatte und unter denen ich mir (obwohl das laut Beschreibung wohl DER Job für mich sein sollte) garnix vorstellen konnte.
Deutsch sollte schon deutsch bleiben und nicht schrittweise "eingeenglischt" werden, aber bei neuen Begriffen finde ich Englisch schon okay weil es sich damit international besser verständigt.
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