Erfahrungsbericht: Sam & Max von Telltale Games
Verfasst: Fr 24. Aug 2007, 14:11
Hallo Leute,
Da wir ja hier viele alte LucasArts-Fans haben, interessiert Euch vielleicht, was das neue Sam&Max von Telltale-Games taugt.
Die Vorgeschichte war die, daß LucasArts die Entwicklung von "Sam&Max 2" eingestellt hat, weil es angeblich keinen Markt für Adventures mehr gebe. Darauf hin haben einige ehemalige LucasArts-Mitarbeiter Telltale Games gegründet , um ein neues Sam & Max und einige andere Spiele zu entwickeln.
Das neue Sam & Max ist kein einzelnes, großes Spiel mehr sondern eine Art "Fortsetzungsgeschichte" mit 6 nacheinander veröffentlichten Episoden, die in sich abgeschlossen sind, aber ein gemeinsames Thema haben (welches das ist, verrate ich Euch an dieser Stelle nicht, um nicht denjenigen den Spaß zu verderben, die die Spiele noch spielen wollen).
Ich habe mir gleich die komplette erste Staffel gekauft, welche zum Zeitpunkt meines Kaufes schon fertig war.
Nach gewissen technischen Schwierigkeiten liefen die Spiele problemlos auf meinem Rechner und ich habe alle Episoden nacheinander gespielt.
Zunächst fiel mir die Grafik positiv auf: Ich hatte ja immer gewisse Vorbehalte gegenüber Adventures in 3D, aber Telltale haben es genau richtig gemacht: Die Grafik ist 3D, aber die Steuerung funktioniert nach dem Point&Click-System in 2D.
Das bedeutet, daß sich das Ding wie ein klassisches Adventure steuert, aber die Vorteile von 3D hat, wie z.B. flüssige Charakterbewegungen. Da das Spiel Antialiasing benutzt, hat die Grafik quasi Zeichentrick-Qualität.
Dabei bleibt das Spiel aber so genügsam, daß es auch auf meinem nicht mehr ganz taufrischen Athlon 2800+ mit Geforce FX 5700 problemlos spielbar ist.
Der zweite Punkt der heraussticht ist die Musik: Das Spiel hat einen starken Jazz-Soundtrack, der von echten Musikern eingespielt wurde und perfekt zur Stimmung des Spiels paßt. Besonders die Musik im Büro hat es mir angetan...
Besonders gut gefällt mir der Humor der Spiele, der teilweise so anarchisch und gemein ist, daß der Lucas-Vorgänger im Vergleich zu den neuen Spielen fast zahm wirkt. Auch die Charaktere und Handlung empfinde ich als etwas witziger als die vergleichsweise lahme Yeti-Geschichte des ersten Teils. Mein Favorit ist Bosco, der Inhaber des "Inconvenience Stores" um die Ecke, der unter üblem Verfolgungswahn leidet.
Die Rätsel sind für echte Adventure-Cracks vielleicht ein wenig leicht und das Interface ist relativ simpel gehalten. Man hat weder Verben à la SCUMM, noch kann man den Mauscursor für verschiedene Aufgaben umschalten. Das Inventar öffnet man, indem man wie im Vorgänger auf den Pappkarton klickt, wobei sich Gegenstände allerdings nicht kombinieren lassen.
Mir persönlich gefällt der Schwierigkeitsgrad der Spiele, sind doch die Rätsel so fair, daß sie sich meist mit etwas Nachdenken gut lösen lassen. Sam & Max Season 1 ist das erste Adventure welches ich ohne Lösungshilfe komplett selbst gelöst habe.
Von der Spieldauer her habe ich schätzungsweise etwa gut drei Stunden mit jeder Episode verbracht, was bei 6 Episoden knapp 20 Stunden Spielzeit macht. Angesichts des Preises der ersten Staffel von knapp € 30 kann man sich da nicht beklagen, finde ich (Man sollte übrigens möglichst jeden Gegenstand und jede Person im Spiel einmal oder mehrmals anklicken, weil Sam und Max zu fast allem einen zynischen Kommentar parat haben).
Ein leichter Kritikpunkt ist, daß vor allem die Schauplätze und Personen in der Nachbarschaft des Büros in jeder Folge "recyclet" werden - wohl ein Tribut an die Tatsache, daß Telltale eine nicht wirklich große Firma ist und das Budget von Sam&Max wohl nicht gerade endlos war.
Andererseits ergeben sich dadurch aber auch eine gewisse Kontinuität und einige "Running Gags". Für Staffel 2 wünsche ich mir allerdings ein bißchen Veränderung.
Fazit:
Wer Sam & Max mag, verzweifelt auf neue Adventure-Kost wartet und dabei nicht den ultimativen Komplexitäts-Kracher erwartet, wird sicher an Sam&Max Season 1 seinen Spaß haben.
Ich mußte an vielen Stellen im Spiel laut lachen, weil die Puzzles und Witze so verrückt, anarchisch und voller Anspielungen sind.
Ein einigermaßen gutes Englisch ist allerdings Pflicht, solange es keine Deutsche Version der Spiele gibt (keine Ahnung, ob's da Pläne gibt).
Also, setzt ein Signal und kauft Sam & Max... Kauft am besten so viele Exemplare, daß LucasArts es bitter bereut, Sam & Max aufgegeben zu haben und nur noch öde Star-Wars-Massenfortsetzungen zu machen :-)
Abgesehen davon, wäre es schön, zu sehen, daß auch kleinere Firmen, die nicht zu EA oder Microsoft gehören, gute Computerspiele entwickeln können, von denen es sich dann auch leben läßt.
Meine Season-1-DVD bekommt jedenfalls einen Ehrenplatz im DVD-Regal. Ich bin schon gespannt, ob sich Telltale mit der 2. Staffel noch weiter werden verbessern können.
Gruß,
Stephan
Da wir ja hier viele alte LucasArts-Fans haben, interessiert Euch vielleicht, was das neue Sam&Max von Telltale-Games taugt.
Die Vorgeschichte war die, daß LucasArts die Entwicklung von "Sam&Max 2" eingestellt hat, weil es angeblich keinen Markt für Adventures mehr gebe. Darauf hin haben einige ehemalige LucasArts-Mitarbeiter Telltale Games gegründet , um ein neues Sam & Max und einige andere Spiele zu entwickeln.
Das neue Sam & Max ist kein einzelnes, großes Spiel mehr sondern eine Art "Fortsetzungsgeschichte" mit 6 nacheinander veröffentlichten Episoden, die in sich abgeschlossen sind, aber ein gemeinsames Thema haben (welches das ist, verrate ich Euch an dieser Stelle nicht, um nicht denjenigen den Spaß zu verderben, die die Spiele noch spielen wollen).
Ich habe mir gleich die komplette erste Staffel gekauft, welche zum Zeitpunkt meines Kaufes schon fertig war.
Nach gewissen technischen Schwierigkeiten liefen die Spiele problemlos auf meinem Rechner und ich habe alle Episoden nacheinander gespielt.
Zunächst fiel mir die Grafik positiv auf: Ich hatte ja immer gewisse Vorbehalte gegenüber Adventures in 3D, aber Telltale haben es genau richtig gemacht: Die Grafik ist 3D, aber die Steuerung funktioniert nach dem Point&Click-System in 2D.
Das bedeutet, daß sich das Ding wie ein klassisches Adventure steuert, aber die Vorteile von 3D hat, wie z.B. flüssige Charakterbewegungen. Da das Spiel Antialiasing benutzt, hat die Grafik quasi Zeichentrick-Qualität.
Dabei bleibt das Spiel aber so genügsam, daß es auch auf meinem nicht mehr ganz taufrischen Athlon 2800+ mit Geforce FX 5700 problemlos spielbar ist.
Der zweite Punkt der heraussticht ist die Musik: Das Spiel hat einen starken Jazz-Soundtrack, der von echten Musikern eingespielt wurde und perfekt zur Stimmung des Spiels paßt. Besonders die Musik im Büro hat es mir angetan...
Besonders gut gefällt mir der Humor der Spiele, der teilweise so anarchisch und gemein ist, daß der Lucas-Vorgänger im Vergleich zu den neuen Spielen fast zahm wirkt. Auch die Charaktere und Handlung empfinde ich als etwas witziger als die vergleichsweise lahme Yeti-Geschichte des ersten Teils. Mein Favorit ist Bosco, der Inhaber des "Inconvenience Stores" um die Ecke, der unter üblem Verfolgungswahn leidet.
Die Rätsel sind für echte Adventure-Cracks vielleicht ein wenig leicht und das Interface ist relativ simpel gehalten. Man hat weder Verben à la SCUMM, noch kann man den Mauscursor für verschiedene Aufgaben umschalten. Das Inventar öffnet man, indem man wie im Vorgänger auf den Pappkarton klickt, wobei sich Gegenstände allerdings nicht kombinieren lassen.
Mir persönlich gefällt der Schwierigkeitsgrad der Spiele, sind doch die Rätsel so fair, daß sie sich meist mit etwas Nachdenken gut lösen lassen. Sam & Max Season 1 ist das erste Adventure welches ich ohne Lösungshilfe komplett selbst gelöst habe.
Von der Spieldauer her habe ich schätzungsweise etwa gut drei Stunden mit jeder Episode verbracht, was bei 6 Episoden knapp 20 Stunden Spielzeit macht. Angesichts des Preises der ersten Staffel von knapp € 30 kann man sich da nicht beklagen, finde ich (Man sollte übrigens möglichst jeden Gegenstand und jede Person im Spiel einmal oder mehrmals anklicken, weil Sam und Max zu fast allem einen zynischen Kommentar parat haben).
Ein leichter Kritikpunkt ist, daß vor allem die Schauplätze und Personen in der Nachbarschaft des Büros in jeder Folge "recyclet" werden - wohl ein Tribut an die Tatsache, daß Telltale eine nicht wirklich große Firma ist und das Budget von Sam&Max wohl nicht gerade endlos war.
Andererseits ergeben sich dadurch aber auch eine gewisse Kontinuität und einige "Running Gags". Für Staffel 2 wünsche ich mir allerdings ein bißchen Veränderung.
Fazit:
Wer Sam & Max mag, verzweifelt auf neue Adventure-Kost wartet und dabei nicht den ultimativen Komplexitäts-Kracher erwartet, wird sicher an Sam&Max Season 1 seinen Spaß haben.
Ich mußte an vielen Stellen im Spiel laut lachen, weil die Puzzles und Witze so verrückt, anarchisch und voller Anspielungen sind.
Ein einigermaßen gutes Englisch ist allerdings Pflicht, solange es keine Deutsche Version der Spiele gibt (keine Ahnung, ob's da Pläne gibt).
Also, setzt ein Signal und kauft Sam & Max... Kauft am besten so viele Exemplare, daß LucasArts es bitter bereut, Sam & Max aufgegeben zu haben und nur noch öde Star-Wars-Massenfortsetzungen zu machen :-)
Abgesehen davon, wäre es schön, zu sehen, daß auch kleinere Firmen, die nicht zu EA oder Microsoft gehören, gute Computerspiele entwickeln können, von denen es sich dann auch leben läßt.
Meine Season-1-DVD bekommt jedenfalls einen Ehrenplatz im DVD-Regal. Ich bin schon gespannt, ob sich Telltale mit der 2. Staffel noch weiter werden verbessern können.
Gruß,
Stephan