Warum so wenig aktuelle Spiele für DOS?

Diskussion zu Spielen, welche nativ unter DOS laufen
BluesmanBGM
Norton Commander
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Re: Warum so wenig aktuelle Spiele für DOS?

Beitrag von BluesmanBGM »

DOSferatu hat geschrieben:Ich habe hier dieses "Knights of Xentar". Auch Anime-Thema. Auch sehr geringe Systemanforderungen. Hab das damals mal gekauft. Aber irgendwie nicht mein Genre.
Mit "Knights of Xentar" konnte ich mich nie wirklich anfreunden. Als es nur wenige japanische Spiele auf dem westlichen DOS-Markt gab, hatte es wohl mal einen gewissen Ruf und viele fanden es damals cool, die unzensierte Fassung zu haben. Voll für Erwachsene ;-). Spielerisch und inhaltlich und auch technisch war es aber nie überzeugend und führte IMO eher zu einem schlechten Ruf für Anime-basierte Spiele oder JRPGS.

Wenn man gute Spiele in dem Bereich sucht, hilft wohl eher ein Griff zum 8/16-Bit-Konsolen-Emulator unter DOS, also MEKA oder ZSNES oder ähnliche Programme.
DOSferatu hat geschrieben:Ja, ich habe davon gehört/gelesen - aber das ist so gar nichts, was ich jemals spielen würde. Ich finde es schade, daß Spiele mit Anime-Thema quasi immer nur entweder Rollenspiele oder Visual Novels sind. Beides spiele ich überhaupt nicht.
Naja, meistens. Es gibt auch für DOS klassische Ausnahmen wie z.B. Plattformer (Megaman X). Auf abandonia gibt es eine kleinere Auswahl an Titeln:

http://www.abandonia.com/en/game/all/Manga+and+Anime

Zeliard ist ein netter Plattformer, der auch auf dem XT mit Monochrom-Monitor spielbar ist.

Was Princess Maker 2 betrifft: mich hat hauptsächlich die technische Umsetzung und die hohe Geschwindigkeit auf einem 386SX-Prozessor interessiert. Spielerisch ist es natürlich fragwürdig, denn obwohl es für den Charakter wohl um die 80 verschiedene Spielenden gibt, sind die positiven Enden meistens jene, die in japanische Geschlechterklischees und Sexualfantasien passen oder anderweitig irritierend auf westliche Wertevorstellungen wirken. Außerdem dreht sich sehr viel in der Story um Wettkampf, Trainieren, Kämpfen, Siegen, Besser sein als andere etc - das Übliche halt und ohne eine Spur von kritischer Hinterfragung.

Es steckt aber eine gewisse Komplexität drin, gerade auch in den Actionsequenzen in der Eiswelt, Waldwelt etc., wo man diverse Rätsel lösen muß bzw. kann. Um da auf alle Möglichkeiten zu kommen und Items zu finden etc. benötigt man aber wohl eine Komplettlösung (gibt es online einige). Es gibt auch etliche Cheats.

Hier der Link zum Spiel. Den "Uncensor Patch" kann man dort auch runterladen, er schaltet ein paar relativ harmlose Bilder frei, die in der ursprünglich geplanten westlichen Version entfernt waren.

http://www.abandonia.com/en/games/181/P ... ker+2.html
BluesmanBGM hat geschrieben:Und mit guter Story meine ich eben Tiefgang, und keinen Kitsch, Sexismus und Fanservice
DOSferatu hat geschrieben:Ich dachte, genau davon leben diese Visual Novels.
Naja, viele davon. Das Problem bei den DOS-Veröffentlichungen der 90er war auch, daß man hierfür halt besonders kitschige Dating-Games umgesetzt hat, weil man wohl dachte, das würde auch westliche Teenager ansprechen oder wäre genau daß, was Spieler erwarten.

Und viele Hobbyprogrammierer, die heute Visual Novels mit vorgefertigten Engines umsetzen, stecken auch in der Idee drin, daß es in den generischen Stories automatisch um Romantik und Kitsch gehen sollte/muß, damit möglichst viele Leute das Spiel loben, gut bewerten und runterladen.

Um mal ein etwas abweichendes Thema zu zeigen, hier eine "philosophische" NV für aktuelle Betriebssysteme, die ich mal auf einem fremden Rechner angespielt hatte. Die Handlungsfiguren sind Personifikationen von Raum und Zeit und es geht um die Erschaffung des Universums. Für moderne Verhältnisse ist der Download mit 63 MB wohl sogar noch relativ moderat. Wer möchte (und einen passenden Rechner dafür hat) kann es sich ja mal ansehen, das zeigt IMO recht gut auf, wie solche Spiele mit Text und (hier stilisierten) Grafiken umgehen.

https://nomnomnami.itch.io/her-tears-were-my-light
DOSferatu hat geschrieben:Und ja, viel Animation darf dann nicht sein. 286er und so "hohe" Auflösungen... Das geht sowohl auf Speicher als auch auf Rechenpower.
Ich bin einfach mal von meiner Erfahrung ausgegangen, daß ein 386SX mit 6 MB RAM problemlos ausreicht. Einen 286er habe ich zum Probieren nicht da. Entsprechende Grafiken lassen sich aber z.B. auch auf dem EuroPC mit 8088er in Monochrom darstellen, siehe meinen anderen Thread dazu. Aber gut, eine Grafik allein macht natürlich noch kein Spiel.

Wie schon gesagt, programmiertechnisch bin ich eine Niete. Wobei ich die Grundfunktionen einer NV (Verzweigungen an Entscheidungspunkten) vermutlich sogar noch mit GWBasic oder QBasic hinbringen würde.

Chris
GMBigB
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Re: Warum so wenig aktuelle Spiele für DOS?

Beitrag von GMBigB »

Also erstmal vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Um die Diskussion für anderen nicht zu langweilig zu machen, gehe ich nur auf den Punkt ein, bei dem wir etwas auseinanderliegen. :-)
DOSferatu hat geschrieben:Natürlich antworte ich auch noch auf GMBigBs Ausführungen:
GMBigB hat geschrieben:4. Aspect Ratio. 4:3, 16:9, 16:10, 21:9 - was darf es sein? Bei einem reinen 3D-Spiel hast du kein Problem, weil du das FoV anpassen kannst, aber sobald 2D-Elemente im Spiel sind, muss man sich etwas einfallen lassen, damit das Bild bei bestimmten Seitenverhältnissen nicht verzerrt aussieht.
Es gibt nur eine vernünftige Aspect Ratio: 4:3 - alles andere ist häßlich und wer so etwas benutzt, verdient es nicht, DOS-Spiele spielen zu dürfen. Ich würde gerne jemanden schlagen, der dafür gesorgt hat, daß 16:9 oder schlimmeres irgendwie schon zu einem Standart zu mutieren scheint. Das ist so unformatig... Das Argument "Sichtfeld des Menschen" ist da totaler Blödsinn - und keiner sieht's ein: Der Mensch sieht in 3D, d.h. beide Augen sehen mit geringer Abweichung das Gleiche - also nicht: Das linke Auge sieht die linke Bildhälfte und das rechte die rechte Bildhälfte. (Dann hätten wir kein räumliches Sehen.) Also ist 16:9, 21:9, 22:9 und all das kompletter Schwachsinn und ich würde gerne dem, der das verbrochen hat, Verstand in die hohle Rübe prügeln...
Mit 4:3 hast du das Problem, dass die übliche Auflösung von 320x200 keine quadratischen Pixel erzeugt. Und die will man haben, weil sonst die ganze Grafikbearbeitung sehr erschwert wird. 16:10 ist da eigentlich das ideale Format, weil da die Pixel bei 320x200 dann tatsächlich quadratisch sind. Bei einem 4:3 Monitor wähle ich dann 320x240 und lassen oben und unten zwei schwarze Balken mit 20 Pixeln. Und dann gibt es noch die 5:4 Monitore mit den nativen Auflösung von 1280x1024. Da schaltet man idealerweise in 320x256 und macht die Balken oben und unten noch etwas größer. Leider können den Modus nicht alle Grafikkarten. 16:9 ist die Pest, weil da der einzige Grafikmodus mit quadratischen Pixeln die native Auflösung von 1366x768 ist.

Habt ihr denn noch alle Röhrenmonitore? Also mir sind die Dinger zu klobig - ein Flachbildschirm muss es auf jeden Fall sein.
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