Der "überschätzte Spiele"-Thread
Verfasst: So 16. Dez 2007, 06:10
Nachdem es ja schon einen Thread über unterbewertete Spiele gibt, könnten wir eigentlich auch mal über Spiele diskutieren, die überschätzt waren oder sind.
Ich fange mal mit Rebel Assault an. Dieses Spiel war ja, wenn man der damaligen Berichterstattung Glauben schenkt, so ziemlich die tollste Erfindung seit geschnittenem Brot.
Klar, Rebel Assault war die CD-ROM-"Killer-Applikation":
Grafik und Sound waren für die damalige Zeit schon ein Staun-Faktor: Videosequenzen aus Star Wars, Soundtrack, Sprache und Sounds wie in den Kinofilmen und vorberechnete Spielszenen gab's vorher nicht.
Auch die Tatsache, daß LucasArts es geschafft hat, auf einem 386er mit Single-Speed-CDROM mehrere Filmsequenzen so zu überlagern, daß das ganze flüssig läuft und wie eine zusammenhängende Szene wirkt, ist sicher eine Leistung.
Aber spielerisch bietet Rebel Assault eigentlich nicht wahnsinnig viel. Man bewegt sich auf vorberechneten Bahnen und kann innerhalb gewisser Grenzen zielen oder das Fluggerät bewegen. Teilweise ist der lineare Ablauf der Szenen ziemlich öde. Wenn ich an einem Sternzerstörer auf der rechten Seite alle Geschütze zerstört habe, muß ich trotzdem immer wieder tatenlos an dieser Seite vorbeifliegen, bis auch die Ziele an anderen Stellen zerstört sind, weil's das Video eben so vorgibt. Auch die Tie Fighter tauchen immer gleich an genau derselben Stelle auf.
Die Spieltiefe hält sich folglich sehr stark in Grenzen.
Gut, das als solches kann man wegen des Konzeptes (Actionspiel mit vorberechneten Filmsequenzen) ja noch gelten lassen. Ich habe ja auch gar nicht unbedingt etwas gegen simple Actionspiele - nur sollten sich insbesondere solche Spiele zumindest flüssig spielen!
Was mich an Rebel Assault stört, ist zum einen, daß mir nie 100% klar geworden ist, wie die Kollisionsabfrage funktioniert. Ich finde es nicht immer klar ersichtlich, welches Objekt ich rammen werde und an welchem ich noch unbeschadet vorbeikomme.
Schwerer wiegt aber die Tatsache, daß die Steuerung ziemlich vermurkst ist. Trotz Analog-Joystick ist die Steuerung teilweise
viel zu sensibel (z.B. Beggar's Canyon, Koolador) und an anderen Stellen zu träge (z.B. Angriff auf Sternzerstörer). In jedem Fall ist sie ziemlich unpräzise. Mit der Maus erscheint die Steuerung eher noch schwammiger.
Oft habe ich den Eindruck, daß ich eigentlich gegen die Steuerung arbeite anstatt mit ihr.
Naja und die Grafik... So wegweisend die vorberechneten Videos anno 1994 waren, ist die Grafik doch teils ziemlich häßlich. Gerade große Objekte (Canyons, Sternzerstörer) sind ein Haufen grobpixeliger Klötzchen. Ich will nicht unfair sein, aber ehrlich gesagt ist gezeichnete Grafik besser gealtert. EGA- oder VGA-Sprite-Grafik hat ihren eigenen Charakter, Rebel Assault ist aufgrund der (aus heutiger Sicht) primitiven Grafik einfach nur noch ziemlich häßlich.
Ist Rebel Assault alles in allem ein schlechtes Spiel? Wahrscheinlich nicht, aber für überschätzt halte ich es in jedem Fall.
Die ansonsten eigentlich sehr strenge PC-Player hat dem Spiel sagenhafte 91 % gegeben und an Jubelei sparen Schneider und Werner zumindest im Meinungskasten auch nicht.
In der Power Play bekam das Spiel auch immerhin 87%.
Was mir auffällt, ist, daß beide Magazine von "hohem Schwierigkeitsgrad" sprechen, aber nicht davon, daß Kollisionsabfrage und Steuerung nicht so ganz das Gelbe vom Ei sind.
Auf die Tatsache, daß Rebel Assault eigentlich nur ein Simpelst-Actionspielchen ist, welches eindrucksvoll verpackt wurde, wird auch nicht wirklich eingegangen.
Vielleicht tue ich LucasArts ja Unrecht, aber ich finde einfach nicht, daß das Spiel 91 % wert ist. Dazu ist es einfach spielerisch zu simpel und von der Steuerung her zu frustrierend. 75 % hätte das Spiel nach meinem Dafürhalten schon verdient, aber nicht 87 und ganz sicher nicht 91 %.
Dafür, daß Rebel Assault insbesondere in der PC-Player einer der seltenen Fälle von übertriebener Begeisterung ist, spricht vor allem die Bewertung von Tie Fighter, welches verdiente 85 % bekommen hat.
Ich kann mir jedenfalls schwer vorstellen, wie man Rebel Assault für ein besseres Spiel halten kann als Tie Fighter. Klar, es sind verschiedene Genres (Action vs. Raumkampf-Simulation). Aber Tie Fighter bietet sehr viele, intelligent designte Missionen und wesentlich mehr Komplexität und Spieltiefe, ohne dadurch unzugänglich zu werden. Im Vergleich zum Vorgänger X-Wing wurden sogar gezielt Kritikpunkte und frustrierende Aspekte beseitigt.
Klar, die Polygongrafik mit Shading ist deutlich nüchterner, aber wie gesagt, soo toll sehen die Artefakt-Wüsten von Rebel Assault letztlich auch nicht aus :-)
Als ich Rebel Assault zum reduzierten Preis von DM 40 kaufte (muß so 1995 gewesen sein), erwartete ich DAS Über-Spiel. Grafik, Sound und Star-Wars-Atmosphäre waren natürlich auch beeindruckend. Spielerisch hat mich das Spiel aber aufgrund der genannten Ärgernisse schnell frustriert und ich hab's bis heute nie ganz durchgespielt.
Tie Fighter ist dagegen einer meiner absoluten DOS-Favoriten. Wenn ich damit einmal anfange, bin ich erstmal für Tage an die DOS-Kiste gefesselt.
Ich oute mich also hiermit: Ich halte Rebel Assault für einen ziemlich überbewerteten Technik-Blender.
Wenn ihr mich fragt, hatten die Tester damals die rosarote Brille auf, weil das Spiel technisch gut gemacht war und ein neues Spielprinzip bot. Das gleiche Spiel in EGA-Spritegrafik hätte jedenfalls keinen Hund hinter dem Ofen hervorgelockt.
Wenn ich Action will, greife ich jedenfalls lieber zu Tyrian oder Commander Keen.
Ich fange mal mit Rebel Assault an. Dieses Spiel war ja, wenn man der damaligen Berichterstattung Glauben schenkt, so ziemlich die tollste Erfindung seit geschnittenem Brot.
Klar, Rebel Assault war die CD-ROM-"Killer-Applikation":
Grafik und Sound waren für die damalige Zeit schon ein Staun-Faktor: Videosequenzen aus Star Wars, Soundtrack, Sprache und Sounds wie in den Kinofilmen und vorberechnete Spielszenen gab's vorher nicht.
Auch die Tatsache, daß LucasArts es geschafft hat, auf einem 386er mit Single-Speed-CDROM mehrere Filmsequenzen so zu überlagern, daß das ganze flüssig läuft und wie eine zusammenhängende Szene wirkt, ist sicher eine Leistung.
Aber spielerisch bietet Rebel Assault eigentlich nicht wahnsinnig viel. Man bewegt sich auf vorberechneten Bahnen und kann innerhalb gewisser Grenzen zielen oder das Fluggerät bewegen. Teilweise ist der lineare Ablauf der Szenen ziemlich öde. Wenn ich an einem Sternzerstörer auf der rechten Seite alle Geschütze zerstört habe, muß ich trotzdem immer wieder tatenlos an dieser Seite vorbeifliegen, bis auch die Ziele an anderen Stellen zerstört sind, weil's das Video eben so vorgibt. Auch die Tie Fighter tauchen immer gleich an genau derselben Stelle auf.
Die Spieltiefe hält sich folglich sehr stark in Grenzen.
Gut, das als solches kann man wegen des Konzeptes (Actionspiel mit vorberechneten Filmsequenzen) ja noch gelten lassen. Ich habe ja auch gar nicht unbedingt etwas gegen simple Actionspiele - nur sollten sich insbesondere solche Spiele zumindest flüssig spielen!
Was mich an Rebel Assault stört, ist zum einen, daß mir nie 100% klar geworden ist, wie die Kollisionsabfrage funktioniert. Ich finde es nicht immer klar ersichtlich, welches Objekt ich rammen werde und an welchem ich noch unbeschadet vorbeikomme.
Schwerer wiegt aber die Tatsache, daß die Steuerung ziemlich vermurkst ist. Trotz Analog-Joystick ist die Steuerung teilweise
viel zu sensibel (z.B. Beggar's Canyon, Koolador) und an anderen Stellen zu träge (z.B. Angriff auf Sternzerstörer). In jedem Fall ist sie ziemlich unpräzise. Mit der Maus erscheint die Steuerung eher noch schwammiger.
Oft habe ich den Eindruck, daß ich eigentlich gegen die Steuerung arbeite anstatt mit ihr.
Naja und die Grafik... So wegweisend die vorberechneten Videos anno 1994 waren, ist die Grafik doch teils ziemlich häßlich. Gerade große Objekte (Canyons, Sternzerstörer) sind ein Haufen grobpixeliger Klötzchen. Ich will nicht unfair sein, aber ehrlich gesagt ist gezeichnete Grafik besser gealtert. EGA- oder VGA-Sprite-Grafik hat ihren eigenen Charakter, Rebel Assault ist aufgrund der (aus heutiger Sicht) primitiven Grafik einfach nur noch ziemlich häßlich.
Ist Rebel Assault alles in allem ein schlechtes Spiel? Wahrscheinlich nicht, aber für überschätzt halte ich es in jedem Fall.
Die ansonsten eigentlich sehr strenge PC-Player hat dem Spiel sagenhafte 91 % gegeben und an Jubelei sparen Schneider und Werner zumindest im Meinungskasten auch nicht.
In der Power Play bekam das Spiel auch immerhin 87%.
Was mir auffällt, ist, daß beide Magazine von "hohem Schwierigkeitsgrad" sprechen, aber nicht davon, daß Kollisionsabfrage und Steuerung nicht so ganz das Gelbe vom Ei sind.
Auf die Tatsache, daß Rebel Assault eigentlich nur ein Simpelst-Actionspielchen ist, welches eindrucksvoll verpackt wurde, wird auch nicht wirklich eingegangen.
Vielleicht tue ich LucasArts ja Unrecht, aber ich finde einfach nicht, daß das Spiel 91 % wert ist. Dazu ist es einfach spielerisch zu simpel und von der Steuerung her zu frustrierend. 75 % hätte das Spiel nach meinem Dafürhalten schon verdient, aber nicht 87 und ganz sicher nicht 91 %.
Dafür, daß Rebel Assault insbesondere in der PC-Player einer der seltenen Fälle von übertriebener Begeisterung ist, spricht vor allem die Bewertung von Tie Fighter, welches verdiente 85 % bekommen hat.
Ich kann mir jedenfalls schwer vorstellen, wie man Rebel Assault für ein besseres Spiel halten kann als Tie Fighter. Klar, es sind verschiedene Genres (Action vs. Raumkampf-Simulation). Aber Tie Fighter bietet sehr viele, intelligent designte Missionen und wesentlich mehr Komplexität und Spieltiefe, ohne dadurch unzugänglich zu werden. Im Vergleich zum Vorgänger X-Wing wurden sogar gezielt Kritikpunkte und frustrierende Aspekte beseitigt.
Klar, die Polygongrafik mit Shading ist deutlich nüchterner, aber wie gesagt, soo toll sehen die Artefakt-Wüsten von Rebel Assault letztlich auch nicht aus :-)
Als ich Rebel Assault zum reduzierten Preis von DM 40 kaufte (muß so 1995 gewesen sein), erwartete ich DAS Über-Spiel. Grafik, Sound und Star-Wars-Atmosphäre waren natürlich auch beeindruckend. Spielerisch hat mich das Spiel aber aufgrund der genannten Ärgernisse schnell frustriert und ich hab's bis heute nie ganz durchgespielt.
Tie Fighter ist dagegen einer meiner absoluten DOS-Favoriten. Wenn ich damit einmal anfange, bin ich erstmal für Tage an die DOS-Kiste gefesselt.
Ich oute mich also hiermit: Ich halte Rebel Assault für einen ziemlich überbewerteten Technik-Blender.
Wenn ihr mich fragt, hatten die Tester damals die rosarote Brille auf, weil das Spiel technisch gut gemacht war und ein neues Spielprinzip bot. Das gleiche Spiel in EGA-Spritegrafik hätte jedenfalls keinen Hund hinter dem Ofen hervorgelockt.
Wenn ich Action will, greife ich jedenfalls lieber zu Tyrian oder Commander Keen.