Commodore PC20-II wiederbeleben und aufmotzen

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Dark_Lord
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Commodore PC20-II wiederbeleben und aufmotzen

Beitrag von Dark_Lord »

Hallo zusammen,
vor einigen Jahren schon habe ich auf Ebay einen Commodore PC20-II geschossen, bei dem allerdings das Netzteil defekt war. Dafür war er aber günstig und Netzteilschäden sind ja in der Regel leicht zu reparieren (denkt man - zumindest bei meinem zweiten Technik-Faible Videorekorder sind es ja meist die Elkos).

Die Ausstattung ist Standard. 8088 CPU, kein Coprozessor, 5 ISA-Slots, 1x 360kb Floppy mit Onboard-Controller, 1x RS232 und Parallel onboard, 1x 20MB BASF MFM Festplatte mit Controllerkarte und die bei Commodore AGA genannte (hat nichts mit Amiga AGA zu tun) ATI Graphics Solution 3 mit Hercules, CGA und Plantronics Kompatibilität, wobei der 16 Farben Plantronics Modus bislang nur von einem Spiel unterstützt wird, nämlich Planet X3 von David Murray a.k.a. The 8-Bit Guy.

Die Festplatte braucht beim Kaltstart mehrere Anläufe zum Hochdrehen, läuft aber sonst.

Jetzt waren es aber nicht die Elkos, sondern... keine Ahnung.

Leider war es dieses mal nicht so einfach wie "neue Elkos". Zum Glück habe ich noch ein altes ATX-Netzteil im Schrank gefunden, das ein erstaunlich kleines Gehäuse und eine erstaunlich kleine Platine hat. 20 Pin ATX-Stecker, kein ATX-Zusatzstecker und nur 4 Molex (3x 5.25"/HDD, 1x 3.5") mit 230W. Mehr als genug für den Commodore.

Leider ist der Netzteilstecker bei Commodore proprietär, also kein P8-P9 wie bei XT/AT, sondern ein 2x3-Pin Molex. Auch die Farbcodierung ist abenteuerlich. Da die Platine, um nicht mit dem Lüfter (für den "Retro-Sound" und weil er vernietet statt verschraubt ist, habe ich den Original Pabst-Lüfter drin gelassen) kollidiert, musste das Board recht weit im Gehäuse montiert werden, und da ich eine Adapterlösung aus Kunststoff zum Montieren brauchte, waren natürlich auch Kabel für die Erdung angesagt. Ein Bild der Konstruktion hängt an. Also Commodore-Stecker abgeschnitten und Pinout gesucht und los geht es mit anlöten und hoffen, dass das wirklich stimmt.

ATX Pin 14 (Einschaltsignal) wird auf Ground gebrückt, damit das Netzteil einschaltet. Die schwarzen Ground-Kabel von ATX gehen auf die blauen Ground-Kabel des Commodore. Die roten +5V sind beim Commodore gelb, während +12V von AT(X)-Gelb auf Commodore-Orange geht. -12V geht von AT(X)-Blau auf Commodore-Rot und ATX Power-OK (Grau) geht auf Commodore Power-Good Braun (das erstaunlicherweise einen dicken Querschnitt hat, während +12V einen kleineren hat). Und fertig sind die 6 Pins.

Der PC gehörte wohl mal einer Berufsschule, es finden sich noch Basic-Programme, Multiplan-Spreadsheets und dBase Datenbanken inkl. der zugehörigen Software auf der Platte. Die werde ich zeitnah mal sichern, vermutlich auf Compact Flash, da ich eh über eine XTIDE Lösung nachdenke, da die Platte sich nur noch "semi-gut" anhört. Ich habe den XTIDE Anbieter Lo-Tech auch wegen des derzeit scheinbar nicht verfügbaren Tandy Sound-Adapters kontaktiert, der für mich eine gute, zeitgenössische (weil Sound aus der Zeit, wenn auch nicht die Karte, weil nur Tandy vorbehalten) Soundkarte darstellt, Antwort ausstehend.

Ein paar Bilder vom Bootbildschirm gab es schon im EGA/VGA aufzeichnen Thread http://www.dosforum.de/viewtopic.php?f=1&t=12438 erstellt über einen MCE2VGA Adapter und einen Pearl Game Capture v5.

Neben der XTIDE und evtl. einer Soundkarte (Tandy oder etwas Adlib-kompatibles) bekommt der PC noch eine NEC V20 CPU statt des 8088 und eine 8087 FPU, die ich günstig auf Ebay kaufen konnte und die jeden Tag in meinem Briefkasten liegen müssten. Beim Thema EGA hadere ich noch, einerseits wäre es schön, weil CGA schon recht hässlich ist und Plantronics und somit der einzige richtige 16-Farben-Grafikmodus der aktuellen Karte nicht wirklich in die Spielewelt eingezogen ist, andererseits ist die Graphics Solution ja die Originalkarte und ich will zeitgenössisch bleiben, wo es geht. Weitere Bilder folgen dann.
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elle
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Re: Commodore PC20-II wiederbeleben und aufmotzen

Beitrag von elle »

Glückwunsch zum erfolgreichen Netzteil Ersatz!
Eine Frage zum V20: Funktioniert der als Drop-In Replacement oder muss man da noch mehr tun? Eine kleine Besonderheit an dem Commodore PC war ja, dass man diesen per Software im Betrieb von 4,77 auf fast 10 MHz hochtakten konnte. Klappt das auch ohne weiteres mit dem NEC?
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Dark_Lord
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Re: Commodore PC20-II wiederbeleben und aufmotzen

Beitrag von Dark_Lord »

Der V20 ist leider noch nicht da. Bestellt ja, aber Warensendungen dauern immer was länger.

Nach dem, was ich erfahren habe, reicht einfaches Austauschen und der PC wird etwas schneller. Für den vollen Befehlssatz braucht es wohl ein neues BIOS, aber das wäre mir erst mal egal (es gab wohl mal ein BIOS von c't mit besonderem V20-Support für die Commodore PC Serie).

Den Turbo und Double Modus gab es meines Wissens nach nur bei der -III Serie, ich habe aber einen -II, habe es noch nicht ausprobiert. Der 8088 ist derzeit auch nur auf 4,77 gerated, die -III hatten glaube ich CPUs mit 10MHz Rating. Der V20 hat ein 8MHz Rating, der 8087 5MHz.

Ich werde berichten, wenn V20 und 8087 da sind.
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Dark_Lord
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Re: Commodore PC20-II wiederbeleben und aufmotzen

Beitrag von Dark_Lord »

Der V20 und 8087 sind da und eingebaut.

Also noch mal gecheckt, der Turbo/Double-Modus existiert nur bei den -III der Commodore PC Serie. Das heißt beides läuft jetzt auf 4,77MHz.

Meine Uralt-Version von Norton Sysinfo misst noch keine FPU-Performance, zeigt den 8087 aber sauber an. Daher hat sich der Speed Index auch nicht verändert. Aber: Die V20 bringt relativ zum IBM PC einen Sprung von 1.0 mit dem 8088 auf 1.8 mit dem V20. Also schon ordentlich.

Als zeitgenössisches Upgrade ohne zu großen Eingriff in das System mit Verfälschung ist ein V20 also eine sehr gute Wahl. Zumal ich ihn ja jederzeit wieder mit dem 8088 ersetzen kann.
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Re: Commodore PC20-II wiederbeleben und aufmotzen

Beitrag von elle »

Ja, auf jeden Fall eine gute Wahl! Hört sich nach einem ordentlichen Leistungssprung an.

Ich habe einen III-er Commodore, war mir gar nicht bewusst, dass es dieses Hochtakten erst bei dem gab. Ach schön, wenn ich mal über einen NEC stolpere, dann probier ich das mit dem auch mal bei mir aus - muss dann natürlich darauf achten, dass der bis 10MHz verträgt.

An Soundhardware habe ich übrigens bei meinem kürzlich die bisher verbaute MUS-1099 (Gameblaster Clone) gegen einen Adlib Clone getauscht. Klingt doch deutlich harmonischer :-) Und ich nutze eine XT-IDE, wie Du es planst. Funktioniert sehr gut, und ich es ist schon sehr praktisch Software über eine CF Karte in die Kiste zu bekommen.
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matze79
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Re: Commodore PC20-II wiederbeleben und aufmotzen

Beitrag von matze79 »

Der ist nicht wirklich 80% schneller als ein IBM PC.

Der V20 kann nur einige Instruktionen schneller ausführen.
Der Benchmark ist einfach schlecht :)
https://www.shadowcircuit.de - Die kleine Community rund um Retro Computing
https://www.retroianer.de
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