Unbekannter 8-bit ISA-Controller. IDE?

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ChrisR3tro
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Unbekannter 8-bit ISA-Controller. IDE?

Beitrag von ChrisR3tro »

Hi zusammen,

folgende ISA-Steckkarte wurde als Teil eines XT-Clones gekauft. Der Clone selbst wurde von der Fa. "Microway" gebaut.
Früher IDE-Controller?
Früher IDE-Controller?
PXL_20211127_201015351.jpg (188.96 KiB) 1279 mal betrachtet
Auf der Rückseite findet sich der Name "Miniscribe". Von dem 6-Pin-Header geht ein Kabel ab was in einem typischen Molex-Stecker endet wie man ihn für Festplatten und 5,25"-Diskettenlaufwerke benötigte. Die 40-Pin-Pfostenleiste hat die GND-Pins genau da wo man sie bei IDE erwarten würde laut Pinout im Internet. Der dicke Chip in der Mitte scheint mir irgendeine Art Flash-ROM zu sein. Ansonsten erkennt man noch ein paar Logik-Chips.

Kann jemand von euch sagen, was das für eine Karte ist? Ein früher IDE-Controller?

Grüße von CptKlotz, der den Clone bei unserem Besuch des HOME COMPUTER MUSEUMs in Helmond, Niederlande gekauft hat.

Gruß
ChrisR3tro
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Xaar
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Re: Unbekannter 8-bit ISA-Controller. IDE?

Beitrag von Xaar »

Hallöchen!

Sieht in der Tat sehr nach einem frühen 8-Bit-IDE-Controller (XT-IDE) von Ende 1988 (die ICs sind z. B. aus der 44. KW 1988) aus. Sowas war auch gern mal als Steckkarte mit dahinter montierter Festplatte (je nach Ausführung als Winchester (ST506/412 mit MFM- oder RLL), SCSI oder auch IDE) in Rechnern zu finden. Miniscribe war im Übrigen ein Hersteller von Festplatten - kann also sehr gut ein XT-IDE-Controller für eine Miniscribe-Festplatte sein.

Mit den Jumpern stellst du die BIOS-Adresse (C800h oder CA00h), den I/O-Port (320h oder 324h) und die IRQ (IRQ5 oder IRQ4) ein. Die Einstellungen scheinen analog denen vom Western Digital WDXT-150 zu sein, nur dass dort die Elemente anders angeordnet sind.

Was genau der Controller unterstützt, müsste man rausbekommen - entweder startet er selber sein BIOS, oder es muss (z. B. via das DOS-Tool DEBUG) angesprungen werden. Bei solchen alten Controllern waren gern mal feste Plattengeometrien im BIOS hinterlegt, keine freie Konfiguration. Außerdem sind modernere IDE-Festplatten (also auch schon das, was Anfang der 1990er Jahre an IDE üblich war!) daran in der Regel nicht betreibbar - dafür gabs besondere XT-IDE-Platten. Manche Typen gab es auch umschaltbar zwischen XT-IDE und "normalem" IDE (wie die Seagate ST-351A/X).

Der von dir als "der Dicke Chip in der Mitte" bezeichnete Chip, ist nicht "irgend eine Art Flash-ROM" - sondern ein klassischer EPROM, der das BIOS des Controllers beherbergt.

Grüße, Xaar.
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ChrisR3tro
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Re: Unbekannter 8-bit ISA-Controller. IDE?

Beitrag von ChrisR3tro »

Hi Xaar. Mit debug.exe das ist ne gute Idee, das können wir mal probieren! Ist noch die Frage, wie man den Festplatten-Typ einstellt. Vermutlich gab's dazu mal 'ne Treiberdiskette mit einem entsprechenden Tool, oder?

Keine Ahnung, ob man damit mangels alter Festplatte noch viel anfangen kann, ich denke mal nicht. Oder ein Custom-BIOS aufstecken?
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Xaar
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Re: Unbekannter 8-bit ISA-Controller. IDE?

Beitrag von Xaar »

Hallöchen!

Also ich kenn's von den alten Winchester-Controllern, dass man die Einstellung direkt über's Controller-BIOS mach und das dort auch gespeichert wird - k. A., welchen Speicherbereich die dafür nutzen.

Probieren könntest du das mittels des Befehls "G=C800:5" oder "G=C800:0" im Debug - der Jumper für die BIOS-Adresse steckt ja scheinbar auf "C800". Kannst auch vorher auch mal mit "D C800:0" schauen, ob das Controller-BIOS da in dem Bereich erkennbar ist.

Grüße, Xaar.
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mkarcher
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Re: Unbekannter 8-bit ISA-Controller. IDE?

Beitrag von mkarcher »

Die hier gezeigte Hardware hat keinen Speicherchip (wie ein EEPROM oder ein batteriegestütztes CMOS-RAM), der durch das BIOS programmiert werden kann. Ich sehe für die Karte hier vier denkbare Varianten:
  • Die Karte wird im Paket mit einer Festplatte ausgeliefert, und die Parameter dieser Festplatte sind fest im EPROM eingebrannt. Mit anderen Plattentypen funktioniert der Controller nicht ohne EPROM-Änderungsn.
  • Der Jumper S3 wählt zwischen zwei verschiedenen untersützten Plattentypen.
  • Die Konfiguration wird von der Festplatte selbst gelesen. Bei XT-IDE muss man nichts über die Festplatte wissen, um ihr den Befehl: "Lies Sektor 1, Spur 0, Kopf 0" zu schicken.
  • Der Controller unterstützt nur Festplatten, die ein "IDENTIFY"-Kommando unterstützen, und das BIOS fragt die Plattenparameter von der Platte ab.
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