A20-Fehler bei 386er Board

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matsch95
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A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von matsch95 »

Guten Tag,

ich habe kürzlich einen 386er komplettrechner erworben.
Der Verkäufer gab an eine "CMOS-Batterie" draufgelötet zu haben. Als ich das Gerät auseinandergebaut habe, habe ich dies auch gesehen. Offensichtlich war die alte Tonnenbaterrie auch schon etwas am auslaufen, aufgrund dessen er wohl diesen Adapter (mit Batterie) draufgelötet hat. Nach Recherche im Internet hat er aber wohl keine Sperrdiode draufgelötet. Nungut, ich habe eine neue Tonne gekauft und diese verlötet.(Bios verlor auch mit der Knopfzelle ständig die Settings) Es funktionierte eigentlich alles wunderbar. Der Rechner tickt beim Booten den Speicher auf 6MB hoch. Memtest ergab keine Fehler. Also DOS 6.22 (oder ist das zu neu?) installiert und festgestellt das er nicht auf den "oberen Speicher" zugreifen kann. Nach Recherche auch hier im Forum !könnte! die Korrosion an der Tonne wohl auch der Grund für diesen Fehler sein. Das BIOS bietet keinerlei Settings zum A20-Gate.

Die Leiterbahnen münden eigentlich nur auf einen belegten Jumper (siehe Bild), ist das wohl der Grund für den A20-Fehler? (Motherboardname leider unbekannt, da ich ihn einfach nicht finden kann. Wird aber wohl ein OPTi-Board sein. Bild im Anhang.)

Wenn ja, kann man hier hardwareseitig Abhilfe schaffen? Also vor der Korrosion der Bahn einfach den Jumper platzieren ist das überhaupt der Fehler? (Ich weiss, "einfach ist gut" :D)

Leider bin ich sehr neu was "Retro-PCs" angeht, Verbesserungungen meines Halbwissens sind gerne gesehen!
Abschließende Frage: Wenn es tatsächlich nicht rettbar ist, kann ich trotzdem irgendwas mit dem Rechner noch anfangen, gibt es einen Trick trotzdem an den RAM im Betrieb zu kommen um wenigstens ein Windows 2 zu installieren? (Oder habe ich hier generell etwas falsch verstanden)

Wäre echt schade um dieses Schmuckstück mit LCD-Panel.

Vielen Dank und viele Grüße
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unglaublich
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Re: A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von unglaublich »

moin!

erstmal Glückwunsch zum tollen Rechner :like:

... ich denke hier ist noch einiges " zu retten"

von wo bootest du denn aktuell,
hast du config.sys und autoexec.bat schon angeschaut?

wenn ich das richtig sehe, ist es ein Mainboard von ARMAS
was ich nicht sehe - was es denn für eine CPU ist?
(eventuell magst auch ein Detailbild der beiden Intel Chips posten?)

enjoyIT :like:
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matsch95
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Re: A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von matsch95 »

Nabend!

Dankeschön! :-)

Aktuell boote ich von einer CONNER EWBYC7G (540M) mit MS-DOS 6.22
CPU verbaut: 386SX-16 mit CoProc: 387SX-16

Ich hatte die config.sys nur mal um den "emm386 ram" und den "himem /verbose" -Eintrag erweitert. Der Rest ist Default.
Ich nutze die Bilderuploadfunktion mal etwas ausgiebiger .. :D
Habe mal ein paar Infos dort zusammengetragen:

Darunter ist auch ein Bild von "mem /c"
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Gamepower
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Re: A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von Gamepower »

Hallo,

wenn ich das auf den Fotos richtig sehe, sifft der Acku.. Direkt darüber liegt der alte DIN Tastaturanschluss... Damals hat der Tastaturcontroller sich auch - mit - ums A20 Gate gekümmert... Schmeiss die Tonne raus und kümmere Dich um die Lauge auf dem Board...

Edit: Gleich daneben liegt die Spannungsversorgung des Boards.. Wnen da die Ackulauge rein läuft, knallts ordentlich. Dann ist sicher nicht nur das Board futsch...

Edit2: https://www.google.com/search?q=a20+gate
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matsch95
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Re: A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von matsch95 »

Hallo,

@Gamepower. Ja deswegen wurde der Akku ja gewechselt..wie in meinem Beitrag beschrieben.
Die Frage ist nur, soll ich da noch etwas auf dem Board selber machen? Mir wurde zugetragen das Reinigungsversuche jeglicher Art eher das Board noch mehr beschädigen, die lauge ist dort ja auch schon eine Weile auf dem Board.
Brauche ich das A20-Gate zwingend für alle Systeme auf dem Board? Ich habe gelesen das ein "FreeDOS" diesen eventuell nicht benötigt.

Die DOS-Installation wird problemlos auf einem anderem Board, einem 486er erkannt und dort kann der HIMEM auch gelesen werden. Es scheint also wirklich dieses Hardwareproblem mit dem A20-Gate zu sein.

Viele Grüße
mkarcher
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Re: A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von mkarcher »

Das A20-Gate auf Deinem Board funktioniert so, dass der Keyboard-Controller (der große Chip neben dem Tastaturanschluss auf Pin 22 ausgibt, ob die Leitung A20 fest auf 0 sein soll, oder durch den Prozessor kontrolliert wird. Dieser Pin muss mit Pin 30 des 82c212 verbunden sein. Die Leiterbahn, die diese Pins verbindet, kann in der Nähe des Akkus verlaufen, und durchgeätzt sein. Prüf das mit einem Multimeter.
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bossfan
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Re: A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von bossfan »

matsch95 hat geschrieben: Fr 7. Mai 2021, 17:08 Mir wurde zugetragen das Reinigungsversuche jeglicher Art eher das Board noch mehr beschädigen, die lauge ist dort ja auch schon eine Weile auf dem Board.
Wer hat dir denn sowas erzählt? Natürlich muss das gereinigt werden. Die Lauge "arbeitet" ja weiter und frisst sich immer mehr ins Board. Auf den Bildern sieht man ja schon einige angegriffene Leiterbahnen. Mach das unbedingt sauber. Schau dir auf Youtube mal Reparaturvideos vom User Necroware an. Da wid das gut erklärt.

Am besten erstmal die Lauge mit etwas verdünntem Essig neutralisieren. Dann ordentlich und sehr gründlich sauber machen (mit Isopropanol). Dann das Korrodierte entfernen (geht gut mit einem Glasfaserstift). Die betroffenen Leiterbahnen auf Kontinuität testen und wo es Unterbrechungen gibt, diese reparieren). Idealerweise dann die freigelegten Kupferleiterbahnen mit dem Lötkolben (mit ordentlich Flussmittel) verzinnen. Dann wieder mit Isopropanol reinigen.

Ist recht viel Arbeit, aber muss sein. Sonst geht nach und nach mehr kaputt auf dem Board.
486DX 33, 8MB Ram, CL GD5424 VLB, Opti Mad16 Pro + Dreamblaster X2GS, 4xCD-ROM, 3,5" + 5,25" FDD, Midiland DX-401 + MT-32 // P233MMX, 64MB Ram, ATI Mach64 (2MB) + Diamond Monster 3D II (Voodoo 2), Yamaha OPL3SAx, 8x CD-ROM, 3,5" FDD, 100 MB Zip IDE, Roland SC-55ST
killaone
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Re: A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von killaone »

und bei nem Glasfaserstift immer schön an eine Schutzbrille denken...das Zeug willste nicht in deinen Augen haben und die feinen Splitter landen garantiert dort...
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Dark_Lord
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Re: A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von Dark_Lord »

Da stimme ich bossfan voll zu, der Schnodder muss weg, weil selbst die vermeintlich trockene Batteriesäure (bei "Varta-Leaks" NiCD-Batterien eigentlich eine Lauge, also basisch, deshalb die Neutralisierung über den sauren Essig) noch weiter an den Leiterbahnen nagt. Wenn du es ausführlich machen willst, entferne auch gesockelte Bausteine, und je nach Schaden müssen eigentlich auch Bauteile ausgelötet werden, wo der Verdacht besteht, dass da korrosives Material druntergekrochen sein könnte. Aber erst mal die gesockelten Bausteine raus, das Board einmal mit Essigessenz (hier wäre ich gleich etwas rigoroser, als nur verdünnten Essig) duschen, danach mit Isopropanol an nachweislich verschmutzten Stellen reinigen und ordentlich mit Wassr abwaschen und 24 Stunden trocknen lassen. Danach noch mal die Sockel mit Kontaktspray fluten und die Beinchen der gesockelten Chips reinigen.

Was Glasfaserstifte angeht, gehen die Meinungen auseinander. Viele sehen auch einen Dremel mit weichem Schleifaufsatz als schonender für die Leiterbahnen an. Aber geht sicher beides.

Und dann fängt das Messen an. Erst mal alle offensichtlich angegriffenen Leiterbahnen messen und ggf. überbrücken, danach testen und bei Fehlern systematisch drangehen. Necroware hat auf seinem Youtube-Channel einen guten Repair Marathon für mehrere Boards gemacht und dort kannst du dir etwas Inspiration holen.

Wie du schon weißt, ist ja der Tastaturcontroller für die A20-Umschaltung zuständig. Allerdings: Es gibt auch Chipsätze, die A20 können. In der Regel hast du bei großen Tastaturcontrollern (Intel 8042 und Kompatible, wie z.B. Amikey) die A20-Umschaltung im Tastaturcontroller, bei kleineren Käfern hat der Tastaturcontroller keine A20-Umschaltung mehr und das Chipset muss ran. In der Regel haben BIOSse solcher Boards (typisch aber erst ab der 486-Ära) eine Option "A20 controlled by" mit den Optionen Chipset und Keyboard. Was mir übrigens aufgefallen ist, als ich an meinem RetroArduInput gearbeitet habe, ist, dass bei einer A20-Umschaltung kurz die Tastatureingabe unterbunden wird (Keyboard Clock auf Low gesetzt), in meinen Debug-Meldungen des Arduino hagelt es dort unzählige Keyboard Inhibits während des POST und während HIMEM.SYS den Speicher testet. Wenn du ein Oszilloskop hast und hängst dieses an den Kbdclock Pin, wirst du ihn auf High mit regelmäßigen kurzen Spikes Richtung 0 während des Speichertests sehen. Ob man daraus was ableiten kann, weiß ich aber nicht.

Insgesamt ist das ganze eine sehr kleinteilige Arbeit, viel mit Multimeter (Kontinuitätsprüfung) und Datenblättern. Nicht jede Unterbrechung sieht man sofort mit bloßem Auge. Das heißt, sobald du alle offensichtlichen Leiterbahnen geflickt hast, testen und dann bei Fehlern überlegen, woran es liegen könnte. Wenn die Tastatur nicht geht wohl an Kbdclock und Kbddata, also Datenblatt vom Keyboard Controller checken wo die dran liegen und gegen Tastaturport messen. Und bei A20 gucken, wo der Keyboard Controller seinen Pin dafür hat und ab da weiter messen. Sind die Leiterbahnen okay, mal einen anderen Controller aus einem Spenderboard probieren, die sind alle pinkompatibel zum 8042, nur in einigen Ausnahmefällen (die es aber gibt, Necroware hatte auch mal so einen in seinem Repair Marathon) sind sie mal aufgrund von Timings nicht kompatibel.
Arbeitspferde: Xeon E5-2683v3 und Q6600

Retro:
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Commodore PC20-II/Tandy Sound
286/ET3000/Aztech NX-II
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Projekte: USB RetroArduInput
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schubl
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Re: A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von schubl »

Ich hab mir heute einen 386er geholt, wo auch der Vorbesitzer den Akku getauscht hat, der alte war aber noch nicht ausgelaufen, sondern nur leer/nicht mehr ladbar und das Board sieht auch aus wie neu...
Hatte den gleichen Fehler...
Habe einfach im BIOS-Setup die Setup-Defaults geladen und gespeichert -> Fehler weg...

Wenn das BIOS trotz Batterie die Settings verliert, hats aber was mit der Batterie...
Also entweder falsch eingelötet, oder defekte Leiterbahnen...

schubl
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Dosenware
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Re: A20-Fehler bei 386er Board

Beitrag von Dosenware »

Wer hat dir denn sowas erzählt?
Der Grund ist einfach: Reinigen vernichtet Spuren - z.b. die sichtbaren Überreste von Leiterbahnen
Und ja, gereinigt werden muss dennoch, jedoch kann es mitunter ganz sinnvoll sein die richtige Reinigung erst dann durchzuführen wenn man das Board repariert hat.
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