CptKlotz und Linux
Verfasst: Mi 6. Jul 2011, 23:34
Hallo zusammen,
vor ein paar Wochen hatte ich Langeweile und habe mal wieder Linux auf einem ungenutzten Rechner installiert. Für den Fall, daß meine Erfahrungen jemanden interessieren, berichte ich an dieser Stelle darüber:
In den letzten Jahren hatte ich einige Male Linux ausprobiert, war aber nie so recht warm damit geworden. Entweder hatte ich Dual-Boot eingerichtet, was dann praktisch doch wieder dazu führt, daß man unter Windows arbeitet (weil dort alles so ist, wie man es gewohnt ist) oder ich hatte Schwierigkeiten, bestimmte Dinge (WLAN-Karte, Flash, etc.) einzurichten (trotz RTFM, STFW und Verwendung der Konsole).
Benutzte Distributionen waren seinerzeit SuSE (mein Erstkontakt mit Linux), Mandrake und Ubuntu. Ansonsten habe ich immer mal wieder gerne eine Knoppix-CD benutzt, um eine alte Windows-Installation restlos und ohne dämliche Fehlermeldungen zu entfernen (Windows löscht sich bekanntlich nicht gerne selbst).
Bei meinem aktuellen Versuch habe ich Ubuntu 11.04 auf einem Athlon XP 2400+, 512MB RAM, Geforce FX 5200 installiert. Die "Unity"-Oberfläche lief auf diesem System nicht (ich vermute, daß entweder die Grafikkarte zu alt war oder eben der proprietäre nVidia-Treiber zum Installationszeitpunkt noch fehlte).
Mit der Gnome-Oberfläche, die bis zu Version 10.xx die Standard-Oberfläche war, lief dieser bescheidene Rechner jedenfalls gar nicht einmal schlecht. Die Hardware wurde restlos erkannt und selbst ein neuer (und billiger) WLAN-USB-Stick von TP-Link wurde problemlos ins System eingebunden.
Weil die "Reaktionsgeschwindigkeit" des Systems zwar OK, aber nicht irrsinnig schnell war, habe ich dann noch die "Xubuntu"-Oberfläche mit dem schlankeren Xfce-Window-Manager nachinstalliert. Damit lief die Kiste tatsächlich noch etwas schneller und der schlichtere Stil von Xfce gefällt mir sogar sehr gut.
Jetzt war es so, daß das Mainboard in dem Rechner (Elitegroup K7S5A) nicht besonders stabil lief und ich auch gerne mehr RAM, eine größere Festplatte und einen besseren Monitor gehabt hätte.
So habe ich mir dann ein gebrauchtes Notebook (HP/Compaq nc6400 mit Core 2 Duo 2x1.83 Ghz, Centrino-Chipsatz mit Grafikchip GMA950, 2 GB RAM und 1440x900 Pixel) besorgt und darauf Xubuntu installiert (Mein altes Notebook mit Pentium III 850 und 384 MB RAM ist mittlerweile selbst für Firefox zu schwach).
Auch auf diesem System wurde alle Hardware problemlos erkannt und auch Laptop-typische Komponenten wie Batterie-Ladestandsanzeige automatisch installiert. Gerade für Linux ist wahrscheinlich ein hochwertiger und weit verbreiteter Chipsatz wie Centrino kein Fehler.
Allgemein muß ich sagen, daß mir Ubuntu sehr gut gefällt. Genial ist das Software-Center, in dem man (Internetverbindung vorausgesetzt) eine unglaubliche Auswahl an Software hat, die man sofort automatisch installieren kann. Dinge, die früher etwas "frickelig" waren, funktionieren jetzt häufig mit einem Mausklick, so z.B. die Installation von Media-Playern, Codecs oder des Flash-Plugins).
Was die Installation angeht, ist man mit Ubuntu womöglich schneller fertig als mit einem Windows-System, weil sich viele populäre Software so einfach installieren läßt. Zudem lädt das System automatisch Updates vom Server herunter, nicht nur für das Betriebssystem sondern auch für die installierten Anwendungen. Wenn der Rechner bei der Installation einen Internetzugang hat, passiert das sogar teilweise schon während des Installationsvorganges, so daß man nach Abschluß der Installation z.B. sofort eine brandneue Firefox-Version auf dem Rechner hat.
Alles in allem kann ich mittlerweile Allerwelts-Aufgaben wie Internetsurfen, Instant Messaging, E-Mail, Textverarbeitung usw. genauso gut unter Linux erledigen wie unter Windows XP. Selbst bei den Spielen sind viele nette Sachen dabei wie z.B. OpenArena, eine Open-Source-Variante von Quake 3 ohne proprietäre Grafiken und Sounds (und nicht zuletzt natürlich Emulatoren wie MAME, DOSBox oder VICE).
Wie es bei einer "modularen" Software wie einer Linux-Distribution zu erwarten ist, gibt es allerdings auch einige Punkte, an denen es nicht ganz rund läuft. So konnte das System bei der Installation überhaupt nichts damit anfangen, daß ich zwar in Deutschland lebe und eine deutsche Tastatur benutze, aber als Systemsprache gerne Englisch hätte. So konnte mir Ubuntu keine sinnvolle "locale"-Einstellung anbieten, was meines Erachtens dazu führt, daß auf der "reinen" Konsole (nicht in der GUI) kein deutsches Keyboard-Layout vorhanden ist. Ich kann zwar mit "loadkeys" eines laden, aber nach einem Neustart ist es wieder weg (Linux-Profis mögen mich gerne korrigieren oder mir Tipps zukommen lassen, wenn ich Blödsinn mache oder erzähle :-) ).
Manche Software scheint auch nicht mit jeder Systemkonfiguration klarzukommen. Ein Treiber für die Touchpads an Laptops startet z.B. anscheinend nicht unter XFCE. Leider gibt es dann auch nicht immer eine aussagekräftige Fehlermeldung. Oft hilft wegen der großen Linux-Gemeinde "STFW" weiter, aber nicht immer. Manche Menüs scheinen nicht immer das zu tun, was sie sollen oder scheinen manchmal auch komplett zu streiken, ohne daß mir genau klar ist, woran das liegt.
Ansonsten gibt es manchmal kleinere Ungereimtheiten bei der Auswahl eines Farbschemas und eines "Stils" für den Fenstermanager. Teils sind Texte aufgrund der Farbkombinationen unleserlich und manchmal sind auch Bedienelemente wie Scrollbalken schwer zu sehen. Da muß man etwas experimentieren.
Beim Installieren alternativer Window-Manager habe ich es auch irgendwie geschafft, das Auswahlmenü für den Fenstermanager im Login-Bildschirm zu beschädigen und später das System durch das (anscheinend falsche) Editieren von Config-Files vom Booten abzuhalten.
Ebenfalls keine gute Idee ist es, das System auf Deutsch zu installieren und später dann die Sprache wieder auf Englisch zu stellen. Das führt nämlich dazu, daß man auf der Benutzeroberfläche und in den installierten Programmen einen Mischmasch aus Deutsch und Englisch hat.
Bei all dem muß ich natürlich zugeben, daß ich auch viel "herumgespielt" habe. Da darf man sich eben nicht beklagen, wenn auch mal etwas kaputt geht :-)
Meine Meinung zu Ubuntu bisher:
Positiv:
+Betriebssystem mittlerweile auch für Nicht-Admins geeignet
+Kaum Bevormundung des Nutzers und wenig nervige Wizards, Sicherheits-Meldungen etc.
+Zumindest mit älterer oder verbreiteter Hardware gute Kompatibilität und automatische Installation der Treiber
+Sinnvolle Auswahl vorinstallierter Software und extrem großes Angebot an sehr einfach downloadbarer Software
+Mehrere grafische Oberflächen zur Auswahl, je nach Geschmack und Systemleistung
+System läßt sich recht schnell installieren, konfigurieren und mit Software bestücken
+Sehr einfaches Update der installierten Software
+Dinge wie WLAN, Flash oder Medienwiedergabe funktionieren mittlerweile recht einfach
+System recht frei konfigurierbar
+Mittlerweile große Community und viele Anleitungen, FAQs, Downloads etc. im Netz
Negativ:
-Teils noch noch gewisse Inkompatibilitäten, Schönheitsfehler und Dinge, die etwas "Gefrickel" erfordern.
-Erfordert die Bereitschaft, auch mal RTFM und STFW zu betreiben
-Nicht jede Software hat bis jetzt auch ein Linux-Pendant; nichts für Hardcore-Gamer
Allgemein muß man vielleicht noch betonen, daß Linux nach wie vor nichts für Leute ist, die erwarten, daß alles genauso funktioniert wie unter Windows. Viele Programme sind inzwischen für beide Betriebssysteme erhältlich und viele Bedienkonzepte ähneln sich je nach gewählter Oberfläche durchaus.
Manche Sachen funktionieren aber einfach ein wenig anders (einige besser, einige schlechter). Wer das nicht akzeptieren kann, bleibt lieber gleich bei seinem Windows oder MacOS.
Ein bißchen Eigeninitiative, Geduld und Mut zum Experimentieren ist wohl nach wie vor erforderlich, wenn man Freude an Linux haben möchte.
Interessant finde ich, wie entspannt große Teile der Ubuntu-Gemeinde dieses Thema anscheinend sehen. Statt Microsoft-Bashing liest man in Foren häufig Sätze wie "Benutze das, was für dich am besten funktioniert" oder "Linux ist eben nichts für jeden". Wahrscheinlich wird die Szene mittlerweile etwas "erwachsener" und ist auch weniger von Hardcore-Nerds dominiert als früher.
Für mich ist ein Teil der Motivation, mal mehr mit Linux zu machen, der Umstand, daß ich Windows Vista und 7 ziemlich nervig finde. Die Betriebssysteme sind mittlerweile unglaublich aufgebläht, haben zu viel "eye candy" und nerven mit vielen blöden Wizards und Automatik-Funktionen. Ja, mir ist bewußt, daß man das alles bestimmt abstellen oder umkonfigurieren kann, aber ehrlich gesagt, habe ich da gar keine Lust zu. An XP und seine Nerv-Faktoren habe ich mich inzwischen gewöhnt, aber die Tage von XP sind ja mittlerweile doch gezählt.
Ich glaube, ich werde auf dem Laptop erstmal bei Ubuntu bleiben. Mittlerweile ist das System für mich gut benutzbar, so daß ich es für die täglichen Aufgaben verwenden kann. Nebenbei habe ich dann die Möglichkeit, mehr über das System zu lernen und Dinge auszuprobieren. Zudem wird mein stationärer Rechner ein XP-System bleiben, so daß ich hoffentlich das beste aus beiden Welten benutzen kann :-)
Für alle, die noch nicht genug von meinem Erlebnisbericht haben, folgt jetzt noch meine unqualifizierte und natürlich völlig subjektive Meinung zu den Fenstermanagern (alle in den Versionen, die zu Ubuntu 11.04 gehören):
Gnome: Recht gut benutzbar, nicht zuviel optische Spielereien. Auf älteren Rechnern noch ganz gut einsetzbar. Gefällt mir.
Unity 3D (Ubuntu-Standard seit 11.04); Unity 2D:
Eine große Umgewöhnung. Die Taskleiste gibt es nicht mehr, dafür gibt es jetzt am linken Bildschirmrand das "Dock", das sich einblendet, wenn man mit der Maus an den Rand fährt. Angesichts der heute verbreiteten Widescreen-Monitore, ist ein Startmenü/Taskbar an der Seite wahrscheinlich gar nicht mal so dumm, aber in der Praxis weiß ich nicht, ob mir diese GUI so sehr zusagt.
Programme haben im "Dock" ein Icon, das entweder permanent sein kann oder eben erscheint, wenn das Programm gerade läuft. Ein Programm hat immer ein Icon, so daß man leider nicht auf einen Blick sehen kann, welche Fenster geöffnet sind (dafür gibt es keine Enge auf der Taskleiste). Mir fehlt da irgendwie die Möglichkeit, mit einem Klick auf ein Fenster zuzugreifen.
Die bevorzugte Art, Programme zu starten, ist anscheinend nicht mehr das Startmenü mit mehreren Kategorien/Einträgen (das es allerdings so ähnlich auch noch gibt), sondern der Launcher, in dem man die Anfangsbuchstaben des Programmnamens tippt und dann eine Liste bekommt. Diese Art, Programme zu starten, ist vielleicht gar nicht mal so dumm.
Generell sind die bunten Icons riesig und die gesamte Oberfläche wirkt sehr aufwendig und gestylt. Einige Leute vergleichen das mit der Oberfläche des iPhones (mit dem ich keinerlei Erfahrungen habe). Direkte Einstellmöglichkeiten gibt es sehr wenige.
Mir kommt die ganze Oberfläche etwas sehr verspielt, ja fast "infantil" vor. Fast könnte man meinen, daß sich diese GUI an Kinder richtet, die noch mit Duplo spielen, weil sie noch nicht die geistige und motorische Reife für Lego besitzen :-)
Ich räume gerne ein, daß ich nicht wirklich Ahnung von diesem Betriebssystem habe und vielleicht auch einiges falsch sehe, aber mein Fall ist "Unity" wohl nicht.
Ich bevorzuge dann doch weniger optisches Blendwerk und irgendwie wirkt das ganze auf mich etwas übersimplifiziert und DAU-orientiert.
Der Fairness halber muß ich allerdings sagen, daß die Oberfläche erstaunlich gut zu laufen scheint, obwohl mein GMA950-Grafikchip als absolutes Minimum für Unity genannt wird.
Die 2D-Variante von Unity hat etwas weniger "eye candy" (z.B. keine Transparenz) und läuft damit vermutlich etwas besser auf älteren Rechnern. Meine Meinung zum Bedienkonzept ist aber die gleiche.
KDE (Default bei Kubuntu)
Lädt recht lange, nörgelt sofort, daß "Desktop-Effekte" auf meinem Rechner zu langsam laufen (und daher abgeschaltet wurden) und sieht recht verspielt aus. Das Windows Vista unter den Fenstermanagern?
KDE ist wohl eher nicht mein Fall und ich hatte erst gar nicht Lust, es länger zu testen.
Xfce (Standard bei Xubuntu)
Scheint für mich der beste Kompromiß bisher zu sein. Verbraucht wenig Systemressourcen, sieht schlicht, aber nicht häßlich aus und macht größtenteils das, was ich möchte. Wäre wahrscheinlich sogar auf leistungsfähigen Rechnern meine Präferenz, weil ein PC vor allen Dingen zügig meine Aufgaben erledigen soll. Zuviel Gimmicks und Spielereien finde ich dabei eher störend.
Was ich noch nicht ausprobiert habe, ist LXDE. Der soll sogar mit 64 bis 128 MB RAM einigermaßen laufen. Es gibt eine Variante von Ubuntu mit LXDE, die sich Lubuntu nennt. Diese ist aber derzeit noch kein "offizielles" Ubuntu-Projekt, soll es aber wohl in absehbarer Zukunft werden. Ist vielleicht auch einen Versuch wert.
So, das war's mit meinem Linux-Bericht.
Wer mag, kann mir ja ein paar coole Dinge empfehlen, die ich mal mit Linux machen könnte :-)
P.S.: DOSBox habe ich bereits zum Laufen gebracht, aber die GM-Unterstützung mit "Timidity" funktioniert (bei mir) noch nicht.
Gruß,
Stephan
vor ein paar Wochen hatte ich Langeweile und habe mal wieder Linux auf einem ungenutzten Rechner installiert. Für den Fall, daß meine Erfahrungen jemanden interessieren, berichte ich an dieser Stelle darüber:
In den letzten Jahren hatte ich einige Male Linux ausprobiert, war aber nie so recht warm damit geworden. Entweder hatte ich Dual-Boot eingerichtet, was dann praktisch doch wieder dazu führt, daß man unter Windows arbeitet (weil dort alles so ist, wie man es gewohnt ist) oder ich hatte Schwierigkeiten, bestimmte Dinge (WLAN-Karte, Flash, etc.) einzurichten (trotz RTFM, STFW und Verwendung der Konsole).
Benutzte Distributionen waren seinerzeit SuSE (mein Erstkontakt mit Linux), Mandrake und Ubuntu. Ansonsten habe ich immer mal wieder gerne eine Knoppix-CD benutzt, um eine alte Windows-Installation restlos und ohne dämliche Fehlermeldungen zu entfernen (Windows löscht sich bekanntlich nicht gerne selbst).
Bei meinem aktuellen Versuch habe ich Ubuntu 11.04 auf einem Athlon XP 2400+, 512MB RAM, Geforce FX 5200 installiert. Die "Unity"-Oberfläche lief auf diesem System nicht (ich vermute, daß entweder die Grafikkarte zu alt war oder eben der proprietäre nVidia-Treiber zum Installationszeitpunkt noch fehlte).
Mit der Gnome-Oberfläche, die bis zu Version 10.xx die Standard-Oberfläche war, lief dieser bescheidene Rechner jedenfalls gar nicht einmal schlecht. Die Hardware wurde restlos erkannt und selbst ein neuer (und billiger) WLAN-USB-Stick von TP-Link wurde problemlos ins System eingebunden.
Weil die "Reaktionsgeschwindigkeit" des Systems zwar OK, aber nicht irrsinnig schnell war, habe ich dann noch die "Xubuntu"-Oberfläche mit dem schlankeren Xfce-Window-Manager nachinstalliert. Damit lief die Kiste tatsächlich noch etwas schneller und der schlichtere Stil von Xfce gefällt mir sogar sehr gut.
Jetzt war es so, daß das Mainboard in dem Rechner (Elitegroup K7S5A) nicht besonders stabil lief und ich auch gerne mehr RAM, eine größere Festplatte und einen besseren Monitor gehabt hätte.
So habe ich mir dann ein gebrauchtes Notebook (HP/Compaq nc6400 mit Core 2 Duo 2x1.83 Ghz, Centrino-Chipsatz mit Grafikchip GMA950, 2 GB RAM und 1440x900 Pixel) besorgt und darauf Xubuntu installiert (Mein altes Notebook mit Pentium III 850 und 384 MB RAM ist mittlerweile selbst für Firefox zu schwach).
Auch auf diesem System wurde alle Hardware problemlos erkannt und auch Laptop-typische Komponenten wie Batterie-Ladestandsanzeige automatisch installiert. Gerade für Linux ist wahrscheinlich ein hochwertiger und weit verbreiteter Chipsatz wie Centrino kein Fehler.
Allgemein muß ich sagen, daß mir Ubuntu sehr gut gefällt. Genial ist das Software-Center, in dem man (Internetverbindung vorausgesetzt) eine unglaubliche Auswahl an Software hat, die man sofort automatisch installieren kann. Dinge, die früher etwas "frickelig" waren, funktionieren jetzt häufig mit einem Mausklick, so z.B. die Installation von Media-Playern, Codecs oder des Flash-Plugins).
Was die Installation angeht, ist man mit Ubuntu womöglich schneller fertig als mit einem Windows-System, weil sich viele populäre Software so einfach installieren läßt. Zudem lädt das System automatisch Updates vom Server herunter, nicht nur für das Betriebssystem sondern auch für die installierten Anwendungen. Wenn der Rechner bei der Installation einen Internetzugang hat, passiert das sogar teilweise schon während des Installationsvorganges, so daß man nach Abschluß der Installation z.B. sofort eine brandneue Firefox-Version auf dem Rechner hat.
Alles in allem kann ich mittlerweile Allerwelts-Aufgaben wie Internetsurfen, Instant Messaging, E-Mail, Textverarbeitung usw. genauso gut unter Linux erledigen wie unter Windows XP. Selbst bei den Spielen sind viele nette Sachen dabei wie z.B. OpenArena, eine Open-Source-Variante von Quake 3 ohne proprietäre Grafiken und Sounds (und nicht zuletzt natürlich Emulatoren wie MAME, DOSBox oder VICE).
Wie es bei einer "modularen" Software wie einer Linux-Distribution zu erwarten ist, gibt es allerdings auch einige Punkte, an denen es nicht ganz rund läuft. So konnte das System bei der Installation überhaupt nichts damit anfangen, daß ich zwar in Deutschland lebe und eine deutsche Tastatur benutze, aber als Systemsprache gerne Englisch hätte. So konnte mir Ubuntu keine sinnvolle "locale"-Einstellung anbieten, was meines Erachtens dazu führt, daß auf der "reinen" Konsole (nicht in der GUI) kein deutsches Keyboard-Layout vorhanden ist. Ich kann zwar mit "loadkeys" eines laden, aber nach einem Neustart ist es wieder weg (Linux-Profis mögen mich gerne korrigieren oder mir Tipps zukommen lassen, wenn ich Blödsinn mache oder erzähle :-) ).
Manche Software scheint auch nicht mit jeder Systemkonfiguration klarzukommen. Ein Treiber für die Touchpads an Laptops startet z.B. anscheinend nicht unter XFCE. Leider gibt es dann auch nicht immer eine aussagekräftige Fehlermeldung. Oft hilft wegen der großen Linux-Gemeinde "STFW" weiter, aber nicht immer. Manche Menüs scheinen nicht immer das zu tun, was sie sollen oder scheinen manchmal auch komplett zu streiken, ohne daß mir genau klar ist, woran das liegt.
Ansonsten gibt es manchmal kleinere Ungereimtheiten bei der Auswahl eines Farbschemas und eines "Stils" für den Fenstermanager. Teils sind Texte aufgrund der Farbkombinationen unleserlich und manchmal sind auch Bedienelemente wie Scrollbalken schwer zu sehen. Da muß man etwas experimentieren.
Beim Installieren alternativer Window-Manager habe ich es auch irgendwie geschafft, das Auswahlmenü für den Fenstermanager im Login-Bildschirm zu beschädigen und später das System durch das (anscheinend falsche) Editieren von Config-Files vom Booten abzuhalten.
Ebenfalls keine gute Idee ist es, das System auf Deutsch zu installieren und später dann die Sprache wieder auf Englisch zu stellen. Das führt nämlich dazu, daß man auf der Benutzeroberfläche und in den installierten Programmen einen Mischmasch aus Deutsch und Englisch hat.
Bei all dem muß ich natürlich zugeben, daß ich auch viel "herumgespielt" habe. Da darf man sich eben nicht beklagen, wenn auch mal etwas kaputt geht :-)
Meine Meinung zu Ubuntu bisher:
Positiv:
+Betriebssystem mittlerweile auch für Nicht-Admins geeignet
+Kaum Bevormundung des Nutzers und wenig nervige Wizards, Sicherheits-Meldungen etc.
+Zumindest mit älterer oder verbreiteter Hardware gute Kompatibilität und automatische Installation der Treiber
+Sinnvolle Auswahl vorinstallierter Software und extrem großes Angebot an sehr einfach downloadbarer Software
+Mehrere grafische Oberflächen zur Auswahl, je nach Geschmack und Systemleistung
+System läßt sich recht schnell installieren, konfigurieren und mit Software bestücken
+Sehr einfaches Update der installierten Software
+Dinge wie WLAN, Flash oder Medienwiedergabe funktionieren mittlerweile recht einfach
+System recht frei konfigurierbar
+Mittlerweile große Community und viele Anleitungen, FAQs, Downloads etc. im Netz
Negativ:
-Teils noch noch gewisse Inkompatibilitäten, Schönheitsfehler und Dinge, die etwas "Gefrickel" erfordern.
-Erfordert die Bereitschaft, auch mal RTFM und STFW zu betreiben
-Nicht jede Software hat bis jetzt auch ein Linux-Pendant; nichts für Hardcore-Gamer
Allgemein muß man vielleicht noch betonen, daß Linux nach wie vor nichts für Leute ist, die erwarten, daß alles genauso funktioniert wie unter Windows. Viele Programme sind inzwischen für beide Betriebssysteme erhältlich und viele Bedienkonzepte ähneln sich je nach gewählter Oberfläche durchaus.
Manche Sachen funktionieren aber einfach ein wenig anders (einige besser, einige schlechter). Wer das nicht akzeptieren kann, bleibt lieber gleich bei seinem Windows oder MacOS.
Ein bißchen Eigeninitiative, Geduld und Mut zum Experimentieren ist wohl nach wie vor erforderlich, wenn man Freude an Linux haben möchte.
Interessant finde ich, wie entspannt große Teile der Ubuntu-Gemeinde dieses Thema anscheinend sehen. Statt Microsoft-Bashing liest man in Foren häufig Sätze wie "Benutze das, was für dich am besten funktioniert" oder "Linux ist eben nichts für jeden". Wahrscheinlich wird die Szene mittlerweile etwas "erwachsener" und ist auch weniger von Hardcore-Nerds dominiert als früher.
Für mich ist ein Teil der Motivation, mal mehr mit Linux zu machen, der Umstand, daß ich Windows Vista und 7 ziemlich nervig finde. Die Betriebssysteme sind mittlerweile unglaublich aufgebläht, haben zu viel "eye candy" und nerven mit vielen blöden Wizards und Automatik-Funktionen. Ja, mir ist bewußt, daß man das alles bestimmt abstellen oder umkonfigurieren kann, aber ehrlich gesagt, habe ich da gar keine Lust zu. An XP und seine Nerv-Faktoren habe ich mich inzwischen gewöhnt, aber die Tage von XP sind ja mittlerweile doch gezählt.
Ich glaube, ich werde auf dem Laptop erstmal bei Ubuntu bleiben. Mittlerweile ist das System für mich gut benutzbar, so daß ich es für die täglichen Aufgaben verwenden kann. Nebenbei habe ich dann die Möglichkeit, mehr über das System zu lernen und Dinge auszuprobieren. Zudem wird mein stationärer Rechner ein XP-System bleiben, so daß ich hoffentlich das beste aus beiden Welten benutzen kann :-)
Für alle, die noch nicht genug von meinem Erlebnisbericht haben, folgt jetzt noch meine unqualifizierte und natürlich völlig subjektive Meinung zu den Fenstermanagern (alle in den Versionen, die zu Ubuntu 11.04 gehören):
Gnome: Recht gut benutzbar, nicht zuviel optische Spielereien. Auf älteren Rechnern noch ganz gut einsetzbar. Gefällt mir.
Unity 3D (Ubuntu-Standard seit 11.04); Unity 2D:
Eine große Umgewöhnung. Die Taskleiste gibt es nicht mehr, dafür gibt es jetzt am linken Bildschirmrand das "Dock", das sich einblendet, wenn man mit der Maus an den Rand fährt. Angesichts der heute verbreiteten Widescreen-Monitore, ist ein Startmenü/Taskbar an der Seite wahrscheinlich gar nicht mal so dumm, aber in der Praxis weiß ich nicht, ob mir diese GUI so sehr zusagt.
Programme haben im "Dock" ein Icon, das entweder permanent sein kann oder eben erscheint, wenn das Programm gerade läuft. Ein Programm hat immer ein Icon, so daß man leider nicht auf einen Blick sehen kann, welche Fenster geöffnet sind (dafür gibt es keine Enge auf der Taskleiste). Mir fehlt da irgendwie die Möglichkeit, mit einem Klick auf ein Fenster zuzugreifen.
Die bevorzugte Art, Programme zu starten, ist anscheinend nicht mehr das Startmenü mit mehreren Kategorien/Einträgen (das es allerdings so ähnlich auch noch gibt), sondern der Launcher, in dem man die Anfangsbuchstaben des Programmnamens tippt und dann eine Liste bekommt. Diese Art, Programme zu starten, ist vielleicht gar nicht mal so dumm.
Generell sind die bunten Icons riesig und die gesamte Oberfläche wirkt sehr aufwendig und gestylt. Einige Leute vergleichen das mit der Oberfläche des iPhones (mit dem ich keinerlei Erfahrungen habe). Direkte Einstellmöglichkeiten gibt es sehr wenige.
Mir kommt die ganze Oberfläche etwas sehr verspielt, ja fast "infantil" vor. Fast könnte man meinen, daß sich diese GUI an Kinder richtet, die noch mit Duplo spielen, weil sie noch nicht die geistige und motorische Reife für Lego besitzen :-)
Ich räume gerne ein, daß ich nicht wirklich Ahnung von diesem Betriebssystem habe und vielleicht auch einiges falsch sehe, aber mein Fall ist "Unity" wohl nicht.
Ich bevorzuge dann doch weniger optisches Blendwerk und irgendwie wirkt das ganze auf mich etwas übersimplifiziert und DAU-orientiert.
Der Fairness halber muß ich allerdings sagen, daß die Oberfläche erstaunlich gut zu laufen scheint, obwohl mein GMA950-Grafikchip als absolutes Minimum für Unity genannt wird.
Die 2D-Variante von Unity hat etwas weniger "eye candy" (z.B. keine Transparenz) und läuft damit vermutlich etwas besser auf älteren Rechnern. Meine Meinung zum Bedienkonzept ist aber die gleiche.
KDE (Default bei Kubuntu)
Lädt recht lange, nörgelt sofort, daß "Desktop-Effekte" auf meinem Rechner zu langsam laufen (und daher abgeschaltet wurden) und sieht recht verspielt aus. Das Windows Vista unter den Fenstermanagern?
KDE ist wohl eher nicht mein Fall und ich hatte erst gar nicht Lust, es länger zu testen.
Xfce (Standard bei Xubuntu)
Scheint für mich der beste Kompromiß bisher zu sein. Verbraucht wenig Systemressourcen, sieht schlicht, aber nicht häßlich aus und macht größtenteils das, was ich möchte. Wäre wahrscheinlich sogar auf leistungsfähigen Rechnern meine Präferenz, weil ein PC vor allen Dingen zügig meine Aufgaben erledigen soll. Zuviel Gimmicks und Spielereien finde ich dabei eher störend.
Was ich noch nicht ausprobiert habe, ist LXDE. Der soll sogar mit 64 bis 128 MB RAM einigermaßen laufen. Es gibt eine Variante von Ubuntu mit LXDE, die sich Lubuntu nennt. Diese ist aber derzeit noch kein "offizielles" Ubuntu-Projekt, soll es aber wohl in absehbarer Zukunft werden. Ist vielleicht auch einen Versuch wert.
So, das war's mit meinem Linux-Bericht.
Wer mag, kann mir ja ein paar coole Dinge empfehlen, die ich mal mit Linux machen könnte :-)
P.S.: DOSBox habe ich bereits zum Laufen gebracht, aber die GM-Unterstützung mit "Timidity" funktioniert (bei mir) noch nicht.
Gruß,
Stephan