Ein auf MS-DOS basierender Heimcomputer ? Der muss her !
Specs:
CPU: NEC V20 D70108C-8 @ 9.54 MHz (auf 7.17 oder 4.77 MHz umschaltbar)
RAM: 512kb onboard, nicht erweiterbar auf Hauptplatine
Grafik: Trident TVGA9000b, 512kb
Sound: Aztech Sound Galaxy NX II (Sound Blaster 2.5)
FDD: internes 3,5" 720kb Floppy
OS: MS-DOS 3.3
Im Originalzustand bietet der Euro-PC einen onboard Paradise-Grafikchip, untertützt von 64kb Videospeicher.
Die Ausgabe konnte, passender Monitor vorausgesetzt, zwischen Hercules-monochrom und CGA umgeschaltet werden.
Entschuldigt diese Geschichte, so stelle ich mir vor, sind viele User zu ihrem Schneider Euro PC gekommen.Sternzeit 1988,
Wir haben den Katalog unseres lokalen PC-Händlers auf dem Tisch liegen.
Verträumt blättern wir darin, welcher wird Unserer sein ?
Längst gibt es leistungsstarke 2- und 386er, nächstes Jahr wird sogar der erste 80486 vorgestellt.
Wir haben die Qual der Wahl. Die Wahl wird uns aber erleichtert, wenn wir einen Blick auf die Preise werfen.
Rechner mit 1MB RAM und der kleinsten Festplatte im Angebot wollen uns fast um ein Monatsgehalt + Weihnachtsgeld ärmer machen.
Doch was ist das ? Wir entdecken etwas, dass wir als Heimcomputer identifizieren.
Wir lesen weiter, es ist ein 8088er mit satten 9.5 MHz, 512kb RAM, MS-DOS & MS-WORKS im Lieferumfang, internem Floppy, alle erdenklichen Anschlüsse und Bernstein-Monochrom-Monitor für einen in diesem Katalog total lächerlich wirkenden Preis.
Die Kiste hat uns längst in ihren Bann gezogen. Überzeugt vom attraktivem Design und uns ständig einredend, dass ein 8088 mit 9.5 MHz bestimmt noch so irgendwie mithalten kann, bestellen wir das Teil.
Eine Woche später ist er da, wie wild wartet ein Stapel Disketten mit Sicherheitskopien diverser Spiele, die wir von Freunden bekommen haben, endlich ausprobiert zu werden. "Falls du irgendwann auch mal einen PC hast...".
Schnell stellt sich Ernüchterung ein, der aktuelle Flight Simulator zuckelt in gelblichem Monochrom mit gefühlten 3 Frames
in der Sekunde vor sich hin. Der interne Buzzer, der uns als PC-Speaker verkauft wurde, foltert uns noch im Schlaf.
Wir merken schnell, für Spiele wurde der gute Euro PC nicht geschaffen.
Doch der kleine freie 8-bit ISA-Slot (oder XT-Bus-Slot) lässt die Hoffnung auf Spielspaß wieder aufleben...
Technisch war er ja schon nicht mehr auf dem Stand der Zeit, war aber denke ich ein sehr attraktives Gerät, vor allem durch das sehr gelungene Design. Die Verkauszahlen sprechen dafür.
Ob's der Wahrheit entspricht kann ich nicht sagen, denn 1988 war wohl meine größte Sorge, die Windeln sauber zu halten
Zurück ins Jahr 2014:
Wie schon angesprochen, bietet der 8-bit ISA-Slot, wovon leider nur ein einziger verbaut wurde, die Chance auf sinnvolle
Erweiterungen. Ich würde gerne Spielen ! Und zwar mit vielen Farben und Adlib/SB-Sound.
Und genau hier stellt sich uns das kompakte Design des Euro-PCs in den Weg. ISA-Slot schön und gut, aber leider hat in dem Erweiterungsschacht unter der Tastatur nur eine Karte von der Länge eines 16-bit ISA-Slots platz.
Also spielt der Formfaktor bei unserer Komponentenwahl die Hauptrolle.
Und wenn wir VGA und Sound gleichzeitig wollen, hilft uns der eine Steckplatz auch nicht weiter.
Zum Glück handelt es sich um ein standartisiertes Bus-System und vielleicht lässt sich es ja auch ganz easy erweitern:
Gedacht, getan, erste Tests verlaufen vielversprechend. Beim Anlöten der Drähte sollte man nur bedenken, dass der ganze Kabelsalat inklusive zweier Karten noch irgendwie unter die Tastatur passen muss.
Eigentlich wollte ich die Soundkarte unberührt in den vorhandenen ISA-Slot stecken und die VGA-Karte einfach intern, verlängert an eine schöne VGA-Buchse löten. Leider war das Ergebnis eine mittelschwere Katastrophe. Anscheinend ist der VGA-Karte am self-made ISA-Slot, der neu-entstandene Leitungswiderstand zu hoch.
Folge waren grässliche Sprite-Fehler. Es liegt zumindest nicht an meinen Lötarbeiten, habe alle Drähte durchgeklingelt und der Slot ist 100% 1:1 parallel zum original-Slot. Das Drähte gebrückt sind, schließe ich auch aus, sonst müsste die VGA-Karte im original-Slot ja die gleichen Störungen verursachen (da parallel), was sie aber nicht tut.