Nachdem ich den Pentium 90 von Highscreen installiert hatte, wunderte ich mich zunächst einmal, wie wenig konventioneller Speicher sich da unter DOS 6.22 herausholen ließ.
Bei fast identischer Konfiguration mit dem Pentium 200 (617 k frei, mit Smartdrv und DosKey) war es kaum möglich, mehr als 590 kb rauszuholen, selbst ohne DosKey und Smartdrv kam ich kaum auf 600. Ok, der Rechner braucht eine höhere "LASTDRIVE"-Einstellung in der Config.sys, da er 8 GB Festplatte hat und damit unter FAT16 vier logische Laufwerke braucht, damit man den ganzen Speicherplatz nutzen kann. Aber das sollte ja nicht dermaßen den Kohl fett machen

Ich habe dann mit Locutus den Rechner mal genauer inspiziert und wir haben entdeckt, daß der EMM386 sehr wenig Speicher im UMB-Bereich bereitstellt. Benutzt man den M-Parameter von EMM386, um den Page Frame an eine andere Stelle zu legen, meckert EMM386, daß da ein "Option ROM" im Weg sei.
MSD ("Microsoft Diagnostics") bestätigte auch die Existenz dieses Option Roms, und zwar im UMB-Speicherbereich ec00-ecff. Was uns noch nicht klar wurde, war, zu welcher Komponente dieses ROM nun gehört. Netzwerk-, Grafik- und Soundkarte ließen sich aber schnell als Übeltäter ausschließen.
Das komische Option Rom schien also irgendwo auf dem Board zu sitzen. "Eventuell kann man's ja deaktivieren", dachten wir uns, und suchten das BIOS nach einer entsprechenden Option ab... Nichts zu finden - Ist eh ein sehr spartanisches BIOS mit wenig Einstellmöglichkeiten (ein AMI-BIOS).
Das Board hat auch noch einen Block mit Dip Switches und einen unbekannten Jumper... Nur: Um was für ein Board handelt es sich eigentlich, und welcher Jumper/Switch macht was? Wildes Ausprobieren empfiehlt sich ja eher weniger, wenn das bedeuten kann, daß man plötzlich zuviel Spannung auf die CPU gibt oder diese aus Versehen zu hoch taktet.
Wir mußten also das Board identifizieren.
Die Zahlen- und Buchstaben-Folgen, die draufstanden, führten in Google nicht zu Treffern, genausowenig der Name auf dem Gehäuse. Selbst das "BIOS Identification Tool" von AMI vermochte den Rechner nicht zu identifizieren.
Beim Googlen sind wir dann auf der CTBios-Tool von heise gestoßen. Auf eine Disk gezogen, ausgeführt: Das Board ist ein Advanced Zappa (ZP) von Intel. Die Dip-Switches dienen dazu, Dinge wie Prozessor-Geschwindigkeit, Spannung am CPU-Sockel, ISA-Bus-Geschwindigkeit etc. einzustellen - hat mit dem Option Rom nichts zu tun... Der unbekannte Jumper dient der "Recovery-Funktion", die bei zerschossenem BIOS von Diskette ein neues BIOS von einer Diskette einliest --> hilft uns auch nicht weiter.
Mit ein bißchen weiterem Googlen fanden wir dann schließlich raus, wofür dieses Option ROM da ist. Das ist eine "Logo Area", in die der OEM-Hersteller sein Logo reinflashen kann, welches der Rechner dann beim Systemstart (vermut iche...) anzeigt. Vobis hat davon scheinbar keinen Gebrauch gemacht, aber das doofe Option-ROM frißt trotzdem meinen Speicher

Des weiteren fanden wir heraus, daß wir die Vobis-OEM-Version des "Advanced Zappa"-Boards vor uns haben. Die BIOS-Version ist 1.00.05.BS0H, wobei das BS0 für's Intel ZP-Board steht und das "H" für VOBIS OEM.
http://www.elhvb.com/mboards/intel/
Abschalten kann man das blöde Ding also wohl nicht, deshalb muß man bei der Speicherkonfiguration das Beste daraus machen. Am besten fahre ich im Moment damit, daß ich mit dem X-Parameter von EMM386 ein Memory Hole an der Stelle angebe, wo das ROM liegt (X=ec00-ecff).
So komme ich jetzt ohne Smartdrv und Doskey auf 607 kb konventionellen Speicher, während noch 11 kb oberer Speicherbereich frei sind.
Hat jemand einen besseren Tipp, was ich machen kann?
Die ganze Geschichte zeigt jedenfalls, daß es durchaus auch hardware-abhängig ist, wieviel Speicher man unter DOS frei bekommt, und das sogar unabhängig von Treibern, die man lädt... Sehr interessant!
Das Googlen hat sich letztlich auch gelohnt: Ich weiß, welches Board ich habe, welche Einstellmöglichkeiten es gibt und welche CPUs ich reinstecken kann... Mein Problem hat es nicht gelöst, aber interessant zu wissen ist das allemal

Gruß,
Stephan