Indie Game - The Movie

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CptKlotz
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Indie Game - The Movie

Beitrag von CptKlotz »

Hallo zusammen,

hat von Euch schon jemand Indie Game - The Movie gesehen?

Locutus und ich haben ihn gerade gesehen und unser Eindruck war eher mäßig, obwohl der Film sehr gelobt worden ist.

Der Film zeigt das Leben der Entwickler von Braid, FEZ und Super Meat Boy während der Entwicklung und teilweise nach dem Erscheinen der Spiele.


Irgendwie scheint mir der Film sehr Personen- und emotions-orientiert zu sein. Man erfährt viel über die Lebensumstände dieser Typen, über ihren anscheinenden Dauerfrust und ihre Existenzängste (die sicherlich nachvollziehbar sind).

Der Film erscheint mir etwas "überdramatisiert", obwohl er eine Dokumentation ist.

Die Entwickler geben teilweise sehr persönliche Dinge von sich, von denen ich nicht so recht weiß, ob ich die in eine Kamera sagen würde (oder ob sie überhaupt in solch einen Film gehören). Einer der Entwickler kündigt an, er werde sich umbringen, wenn das Spiel nicht erscheint. Ein anderer erzählt von seinem Wunsch, einen Ex-Geschäftspartner zu ermorden, der ihm Knüppel zwischen die Beine wirft.

Am Ende können dann die Entwickler von Super Meat Boy nicht fassen, daß sie einen Erfolg gelandet haben und der Entwickler von FEZ hat immerhin wieder Hoffnung, obwohl das Spiel (zu dem Zeitpunkt) noch nicht fertig ist. Der Entwickler von Braid ist unglücklich, daß sein Spiel hohe Bewertungen bekommt, weil die Benutzer die tiefere Botschaft hinter dem Spiel seiner Meinung nach nicht verstehen :-)


Der Vergleich klingt jetzt sehr bösartig, aber ein wenig erinnert mich das an so "scripted reality"-Dokusoaps im Unterschichtenfernsehen, wo es die ganze Zeit nur um die großen Emotionen und die Dramaturgie geht, auch wenn dafür mal etwas "nachgeholfen" werden muß, indem Dinge weggelassen oder dazugedichtet werden.

Das bringt mich auch zu meinem Haupt-Kritikpunkt: Man erfährt kaum etwas über das Phänomen "Indie Games". Was sind Indie Games? Warum gibt es dieses Marktsegment? Warum produzieren Leute diese Spiele und wer spielt sie und warum? Was ist der Unterschied zu den typischen "Big Budget"-Titeln?

All diese Fragen werden eigentlich nur angeschnitten. Es hätte auch nicht geschadet, wenn man ein bißchen mehr darüber gesehen hätte, wie solche Spiele tatsächlich *entstehen*, von der Idee bis zum fertigen Produkt. Ein wenig wird auch das angeschnitten, aber tritt ziemlich hinter den "menschlichen" Aspekt zurück.

Und so kommen wir zu der paradoxen Situation, daß ein Film, dessen Zielgruppe wohl eher geekige Männer sind, sich sehr stark mit Personen und Emotionen beschäftigt und gar nicht so viel mit Technik und Ideen.

Das Ergebnis ist ein Film, der fast genausogut auch einfach eine Dokumentation über Selbständige, Künstler und Freiberufler, ihre Probleme, ihre Sorgen und Existenzängste sein könnte, aber gar nicht mal allzuviel über sein eigentliches Thema sagt.

Die Wertung von 8.0 auf IMDB erscheint mir ein wenig hoch... So ca. 7 +/- X erscheinen mir angemessener.


Und weil wir gerade so schön bösartig sind, noch ein toller Spruch:

"Große Leute sprechen über Ideen. Durchschnittliche Leute sprechen über Dinge. Kleine Leute sprechen über Leute." (Dave Marinaccio)

"Indie Game" spricht mir ein wenig zu viel über Leute, auch wenn es sicherlich sehr begabte und kreative Leute sind :-)

Gruß,
Stephan
“It is impossible to defeat an ignorant man in argument.” (William G. McAdoo)
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rftl
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Re: Indie Game - The Movie

Beitrag von rftl »

Leider muss ich dir zustimmen.

Diese Form der Dokumentation bei der Unterhaltung über Information steht gibt es leider immer häufiger.
Eine Dokumentation Muss jetzt nicht nur trocken Fakten auszählen. Aber es sollte sich nicht anfühlen als ob man einen Spielfilm machen wollte und aus versehen eine Doku gedreht hat.


Es hätten einfach mehr Szenen in denen Mehr über die Ideen hinter den Spielen herausgefunden wird (z.B. die Szene in der der Braid Entwickler erzählt wie er auf die Idee gekommen ist).

"Und so kommen wir zu der paradoxen Situation, daß ein Film, dessen Zielgruppe wohl eher geekige Männer sind, sich sehr stark mit Personen und Emotionen beschäftigt und gar nicht so viel mit Technik und Ideen."

Auf mich wirkt es als wäre es auf die Allgemeinheit zugeschnitten.
Das ist ein DokuDrama bei dem selbst jemand der nie ein Spiel gespielt hat mitfiebern kann.
Oder Die Zielgruppe sind Hipster :-)


Ich würde aber trotzdem sagen. Einmal anschauen ist ganz interessant.
Future events such as these will effect you in the future. (Edward D. Wood Jr.)
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