Das Thema ist sicherlich geeignet um sich interessiert einen ganz Abend lang angeregt darüber unterhalten zu können und birgt auch die Gefahr bei passender Konstellation sich in hitzigen Diskussionen zu verlieren. ;)
Von daher vorab: Ich möchte mit meinen Kommentaren auch niemanden angreifen, oder mich über seine Ansichten erheben, sondern finde das Thema sehr interessant und finde es gut, andere Ansichten dazu zu hören und diese zu diskutieren.
Mit meinem zweiten Kommentar in diesem Thread wollte ich eigentlich ausdrücken, dass der Fokus bei der Empörung über die angespochenen "günstigen Transaktionen" in z.B. Foren häufig sehr auf den vermeintlich "moralisch verdorbenen" Käufer gelegt wird, was der Mehrheit der Mitglieder natürlich leicht fällt, da dieser Käufer ein anderes Ziel verfolgt als man selbst und ihnen dies leicht zum Vorwurf machen könnte.
Der Punkt dabei, der in meinen Augen gern übersehen wird und den ich versucht hatte anzusprechen, ist der, dass der Verkäufer sich eigentlich nicht über das vermeintlich verwerfliche Gebaren des profitgierigen Käufers erheben kann, da er es doch selbst in der Hand hat, mit wem er seine Geschäfte führt und zu welchen Preisen ausführt.
Wenn ich in einem Forum an einen quasi Unbekannten ein Sammlerstück unter dem üblichen Wert zu einem Freundschaftspreis vermache, sollte dies dann eigentlich auch ein guter Bekannter sein. Ansonsten regt man sich nicht über den Käufer auf, sondern nur verdeckt über sich selbst, oder!
Weiterhin endet mit dem Verkauf mein Einfluß auf dieses Sammlerstück. Soll heißen, wenn der Käufer es weiter verkaufen möchte (unmittelbar danach oder erst später; mit oder ohne Profit), muss ich das doch als Verkäufer vorher geganklich einplanen, da ich dies doch nicht auschließen, oder gar verbieten kann.
Ich vermute, die meisten von uns haben eine "dynamische" Sammlung, bei der Dinge getauscht, oder verkauft werden. Jeder nutzt die Möglichkeit, wenn ihm ein Fundstück zu einem passendem Gegenwert angeboten wird, um die eigene Sammlung zu erweitern, oder als ein passendes Tauschobjekt zu verwaren. Natürlich kommt es dabei vor, dass man Stücke irgendwann zu höheren Preisen verkauft oder gegen Höherwertiges eintauscht. Sei es, weil die Nachfrage steigt, die Diger immer seltener zu bekommen sind, oder ich einen "verrückten" Sammler habe, der unbedingt sofort und genau dieses Teil möchte. Letztlich ist das doch kein grundlegend anderes Verhalten, als das des gewerblichen Verkäufers, nur eben mit einer anderen Strategie, anderem Zeitrahmen und nicht beruflich.
Und in solch einem Fall, macht der eine dem anderen später doch auch keinen Vorwurf, übervorteilt worden zu sein, oder?
Der zweite interessante Punkt dabei ist doch auch, dass den gehandelten Werten keine angemessenen realen Werte gegenüber stehen. Die Preise für unsere "Sammlerware" sind willkürlich und entheben sich jeder vernüftigen Grundlage. Daher schauen auch Nicht-Retroler verwundert, was wir teilweise bereit sind, für Dinge zu bezahlen, die sie selbst als Schrott ansehen. Von daher könnte man auch argumentieren, dass die die bereit sind die Hälfte des üblichen Sammlerpreises zu bezahlen ebenso übervorteilt wurden. Die Frage ist doch nur, woran man glaubt und nach welchen Regeln man lebt. Vgl mit dem Goldpreis -> hat sich am Gold in den letzten Jahrzehnten etwas grundlegend geändert? Nö, alles eine Frage der eingenen Religion!
Wir leben in einer kapitalistischen Welt und haben viele Prinzipien davon verinnerlicht und handeln angepasst, träumen aber auf der anderen Seite von der "fairen" Welt, die es so nach unseren idealen Vorstellungen noch nicht gibt. So kommen wir eben immer wieder in einen moralischen Konflikt, oder finden das Verhalten angemessen. Ich finde, man kann nicht beides getrennt, sprich schwarz-weiss sehen, denn sonst, würde man entweder ein Träumer sein, der die Realität verkennt, oder jemand sein, der nicht fähig ist, die Zukunft zu gestalten.
So ich komme, mal zum Ende... ;)
Bei mir kommt jedenfalls kein Skrupel oder moralisches Bedenken auf, wenn ich jemandem auf dem Flohmarkt eine GUS für 5€ abkaufe, da dieser zum Zeitpunkt des Handelns damit einverstanden war und ich nicht seine Wertvorstellungen verurteilen/belächeln oder sonst etwas möchte. Schließlich können wir Dinge unterschiedlich im Wert einordnen und er könnte genau so moralische Bedenken und ein schlechtes Gewissen haben, mir 50€ oder mehr für ein nicht lebenswichtiges Produkt abgeknöpft zu haben.
Ebenso muss ich nicht meine Karten auf den Tisch legen, wer oder was ich bin und was ich mir mit dem Kauf erhoffe, um einen Handel zu meinen Ungunsten abzuschließen, denn ich lebe in einer kapitalistischen Welt und beute keinen beim Kauf von Retro-Ware aus.
So, ihr seid wieder dran!
PS: Ich bin keiner dieser "Foren-Abgraser", falls dies jemand herauslesen möge. Jedes erworbene Teil würde ich nur sehr ungern wieder hergeben, da ich mein Hobby sehr mag! ;)