Warum so wenig aktuelle Spiele für DOS?
Verfasst: Di 14. Aug 2018, 10:47
Ein Beitrag aus meinem Blog, zu dem mich die Meinung hier im DOS-Forum auch interessieren würde. Sorry, falls es einen ähnlichen Thread schon gibt.
Eine interessante Webseite mit sehr hübschem Design, die ich kürzlich entdeckt habe, findet sich hier unter:
http://www.doshaven.eu
Die Seite widmet sich dem Thema aktuelle Spiele und Spiele-Projekte für DOS im 21. Jahrhundert – und zeigt dabei in der eher geringen Auswahl leider auch ein deutliches Problem auf: es werden halt kaum noch Spiele für DOS entwickelt. So wirft bereits die Titelseite die kritische Frage „DOS homebrew scene. Does it exist? Are there any new games for DOS?“ auf, und in den Kommentaren schreibt z.B. jemand „Amazing (and much needed) site! There seems to be no love for our (g)old 486´s, unfortunately.“
Was doch tatsächlich sehr schade ist. Für etliche Plattformen und Computer mit vermarktbarem Nostalgiepotential werden neue Spiele entwickelt, aber für DOS bleibt der Nachschub Mangelware. Okay, es gibt teilweise noch immer aktuelle Portierungen von z.B. Medienplayern oder Emulatoren (wobei diese oft scheinbar nicht einmal mehr auf „realen“ und älteren DOS-Rechnern geprüft werden), aber wirklich echte Spieleprojekte für den DOS-Prompt, die auf und für originale Hard- und Software entwickelt werden, sind eine große Seltenheit geworden.
Wenn man auf die Vielseitigkeit von klassischen DOS-Spielen bis zur Mitte der 90er zurückblickt, dann findet man dort nicht nur zahlreiche „große“ Projekte in SVGA und bunt (man denke z.B. an Spiele wie Shadow Warrior, Quake, Chasm – The Rift, MDK, Extreme Assault, Earthworm Jim, Command & Conquer, Warcraft 2 und manch andere) sondern auch eine große Menge an einfallsreichen Shareware- und Freeware-Spielen. CD-Kollektionen wie die Pegasus Spiele brachten dann neben viel Mist auch immer wieder großen Ideenreichtum und innovative Projekte. Aber in relativ kurzer Zeit war all das zu Ende und DOS war plötzlich auf dem Müllplatz der (Spiele-)Geschichte gelandet.
Und auch wenn man die Auswahl auf doshaven anschaut, fällt auf, daß es doch meist kleine Projekte sind, Spiele mit wenigen KB oder im Textmodus oder CGA und ähnliches. Ist ja auch schön, daß man z.B. 2017er Futter für den XT findet. Auf der anderen Seite assoziiert die Seite das Thema DOS-Spiele durch die Auswahl aber IMO zu stark mit LowTech und „Retro“ und das kann schnell einen falschen Eindruck erzeugen. Warum gibt es (fast?) keine aktuellen DOS-Spiele in VGA oder SVGA mehr? Warum keine bunten Jump´n´Runs oder Point-und-Click-Adventures? Warum keine modernen 2D-Zelda-Klone in 640×480 oder mehr? Oder Portierungen aktueller Spielehits mit ihren Innovationen? In den 90ern gab es doch so viele fähige DOS-Coder, die auch heute noch interessante und frische Ideen realisieren könnten. Ideen, bei denen man mit etwas Stolz sagen könnte „Ja, das ist tatsächlich ein echtes DOS-Spiel…“
Und während sich Leute heute leicht überzeugen lassen, größere Projekte für C64 oder Amiga oder Konsolen anzugehen, rümpft man bei DOS oft die Nase. Bäh. Waren doch schon immer „seelenlose“ Kisten vom Fließband, mit denen man keine nostalgische Erinnerung verknüpfen kann. Dabei hängt die Seele einer Maschine doch immer vom Blickpunkt des Anwenders ab, und es wäre IMO der falsche Weg, einem Homecomputer spezielle Bedeutung zu verleihen („Hach, früher…“), aber die selbe Bedeutung einem XT oder 386er oder altem Pentium abzusprechen.
Aber dieser Mangel an Begeisterungsfähigkeit scheint sehr ausgeprägt zu sein, und ist für mich auch etwas ein Indiz dafür, warum ich das moderne Retrotum mit gemischten Gefühlen betrachte. Es koppelt sich IMO zu sehr an nostalgische Ideen von Retrofun mit „Kultgeräten“ und klammert das Echte mit den Ecken und Kanten (und die hat DOS natürlich) gerne mal aus. Die sehr geringe Tendenz zu Homebrew-Aktivitäten und Projekten für alte PCs und DOS weist zumindest in diese Richtung.
Ist das also der Grund, warum kaum mehr jemand für DOS entwickelt? Über eine mangelnde bzw. kaum mehr vorhandene Verfügbarkeit der Plattform könnte sich doch auch keiner beschweren, denn es muß doch möglich sein, ein Programm z.B. sowohl auf originalem Gerät und Betriebssystem (also für mich ), als auch auf DOSBox und virtueller Hardware lauffähig zu machen. Dann hätte eine DOSBox auch eine zukunftsweisende Funktion für neue Dinge, und nicht nur nostalgische Berechtigung.
Chris
Eine interessante Webseite mit sehr hübschem Design, die ich kürzlich entdeckt habe, findet sich hier unter:
http://www.doshaven.eu
Die Seite widmet sich dem Thema aktuelle Spiele und Spiele-Projekte für DOS im 21. Jahrhundert – und zeigt dabei in der eher geringen Auswahl leider auch ein deutliches Problem auf: es werden halt kaum noch Spiele für DOS entwickelt. So wirft bereits die Titelseite die kritische Frage „DOS homebrew scene. Does it exist? Are there any new games for DOS?“ auf, und in den Kommentaren schreibt z.B. jemand „Amazing (and much needed) site! There seems to be no love for our (g)old 486´s, unfortunately.“
Was doch tatsächlich sehr schade ist. Für etliche Plattformen und Computer mit vermarktbarem Nostalgiepotential werden neue Spiele entwickelt, aber für DOS bleibt der Nachschub Mangelware. Okay, es gibt teilweise noch immer aktuelle Portierungen von z.B. Medienplayern oder Emulatoren (wobei diese oft scheinbar nicht einmal mehr auf „realen“ und älteren DOS-Rechnern geprüft werden), aber wirklich echte Spieleprojekte für den DOS-Prompt, die auf und für originale Hard- und Software entwickelt werden, sind eine große Seltenheit geworden.
Wenn man auf die Vielseitigkeit von klassischen DOS-Spielen bis zur Mitte der 90er zurückblickt, dann findet man dort nicht nur zahlreiche „große“ Projekte in SVGA und bunt (man denke z.B. an Spiele wie Shadow Warrior, Quake, Chasm – The Rift, MDK, Extreme Assault, Earthworm Jim, Command & Conquer, Warcraft 2 und manch andere) sondern auch eine große Menge an einfallsreichen Shareware- und Freeware-Spielen. CD-Kollektionen wie die Pegasus Spiele brachten dann neben viel Mist auch immer wieder großen Ideenreichtum und innovative Projekte. Aber in relativ kurzer Zeit war all das zu Ende und DOS war plötzlich auf dem Müllplatz der (Spiele-)Geschichte gelandet.
Und auch wenn man die Auswahl auf doshaven anschaut, fällt auf, daß es doch meist kleine Projekte sind, Spiele mit wenigen KB oder im Textmodus oder CGA und ähnliches. Ist ja auch schön, daß man z.B. 2017er Futter für den XT findet. Auf der anderen Seite assoziiert die Seite das Thema DOS-Spiele durch die Auswahl aber IMO zu stark mit LowTech und „Retro“ und das kann schnell einen falschen Eindruck erzeugen. Warum gibt es (fast?) keine aktuellen DOS-Spiele in VGA oder SVGA mehr? Warum keine bunten Jump´n´Runs oder Point-und-Click-Adventures? Warum keine modernen 2D-Zelda-Klone in 640×480 oder mehr? Oder Portierungen aktueller Spielehits mit ihren Innovationen? In den 90ern gab es doch so viele fähige DOS-Coder, die auch heute noch interessante und frische Ideen realisieren könnten. Ideen, bei denen man mit etwas Stolz sagen könnte „Ja, das ist tatsächlich ein echtes DOS-Spiel…“
Und während sich Leute heute leicht überzeugen lassen, größere Projekte für C64 oder Amiga oder Konsolen anzugehen, rümpft man bei DOS oft die Nase. Bäh. Waren doch schon immer „seelenlose“ Kisten vom Fließband, mit denen man keine nostalgische Erinnerung verknüpfen kann. Dabei hängt die Seele einer Maschine doch immer vom Blickpunkt des Anwenders ab, und es wäre IMO der falsche Weg, einem Homecomputer spezielle Bedeutung zu verleihen („Hach, früher…“), aber die selbe Bedeutung einem XT oder 386er oder altem Pentium abzusprechen.
Aber dieser Mangel an Begeisterungsfähigkeit scheint sehr ausgeprägt zu sein, und ist für mich auch etwas ein Indiz dafür, warum ich das moderne Retrotum mit gemischten Gefühlen betrachte. Es koppelt sich IMO zu sehr an nostalgische Ideen von Retrofun mit „Kultgeräten“ und klammert das Echte mit den Ecken und Kanten (und die hat DOS natürlich) gerne mal aus. Die sehr geringe Tendenz zu Homebrew-Aktivitäten und Projekten für alte PCs und DOS weist zumindest in diese Richtung.
Ist das also der Grund, warum kaum mehr jemand für DOS entwickelt? Über eine mangelnde bzw. kaum mehr vorhandene Verfügbarkeit der Plattform könnte sich doch auch keiner beschweren, denn es muß doch möglich sein, ein Programm z.B. sowohl auf originalem Gerät und Betriebssystem (also für mich ), als auch auf DOSBox und virtueller Hardware lauffähig zu machen. Dann hätte eine DOSBox auch eine zukunftsweisende Funktion für neue Dinge, und nicht nur nostalgische Berechtigung.
Chris