Ich fürchte, ich bin der einzige hier im Forum, der die Indizierung von Doom & Co. damals nachvollziehen konnte und auch die jetzige Freigabe zumindest als nachvollziehbar ansieht
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Jedenfalls tue ich mir - damals wie heute - sehr schwer, die Indizierung als eindeutig falsch oder eindeutig richtig einzuordnen.
Ist die Schwere von Gewaltdarstellungen oder anderen potentiell jugendgefährdenden Inhalten von der Grafikqualität abhängig?
Bei einer rein ethisch orientierten Beurteilung hast Du sicher Recht. Aber ich weiss nicht, ob bei einer solchen Beurteilung nicht auch ganz praktische Gesichtspunkte eine Rolle spielen dürfen, wie die Frage, wieviele Jugendliche heute noch durch 20-25 Jahre alte Games "in den Bann gezogen" werden können.
Alte Technik dürfte wahrscheinlich auch per se weniger eine unkritische Begeisterung bei den Jugendlichen hervorrufen als Titel in neuer Technik.
Vielleicht hat man jetzt auch nur erkannt, dass die damalige Zensurpolitk erfolglos war. Schließlich hat Doom & Co. wahrscheinlich jeder gespielt, der es wollte - egal in welcher Alter man war.
Doom war 1993 ein brutales Ballerspiel, in dem man Lebewesen mit der Kettensäge zersägen und in Stücke sprengen kann. Daran hat sich nichts geändert, außer dass die Grafik nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik ist. Wenn es damals sinnvoll war, das zu verbieten, wieso ist es dann heute ok?
Du hast natürlich Recht, dass damals die selben Pixelhaufen und die selben Gewaltdarstellungen in Doom verboten wurden, die jetzt ganz offiziell erlaubt sind. Tatsächlich dürfte es jedoch noch schlimmer sein: Durch Texture-Interpolation etc. ebenso wie auch durch die Verwendung echter 3D-Engines anstelle von ID tech 1 und build engine (so Heise zum neu aufgelegten Duke3D) dürfte die Darstellung ja heute eher noch besser sein als damals.
Aber auch wenn sich der Inhalt von Doom nicht geändert hat, hat sich meines Erachtens im Vergleich zu damals schon etwas geändert – nämlich die Gesellschaft bzw. das Gesellschaftsbild, das sich die Gesellschaft in den 80ern/90ern noch gegeben hatte. In der gesellschaftlichen Selbstdarstellung wollte sich die BRD so gerne als pazifistisch darstellen. Bundeswehreinsätze z.B. im Ausland gingen ebenso wenig wie solche im Inland. Jetzt sieht man beides pragmatischer. Auch hing damals der Kalte Krieg bzw. in den 90ern dann die Erinnerungen daran noch wie ein „Damoklesschwert“ über die Gesellschaft.
So ganz verstehe ich die Aufregung über die Indizierung auch nicht: Soweit ich das verstanden habe, bestand infolge der Indizierung halt keine Altersfreigabe bis 18 Jahre. Jugendliche unter 18 Jahren konnten Doom & Co. daher nicht käuflich erwerben, Erwachsene aber schon. Da ich persönlich mir weder vorstellen kann, dass das Spielen von EGO-Shootern für die Entwicklung eines Jugendlichen von Nachteil noch von Vorteil ist, sehe ich auch kein Problem, wenn einem minderjährigen Staatsbürger ein Kulturgut bis zur Volljährigkeit vorgehalten wird und er solange warten muss, bis er es käuflich erwerben darf.
Wie gesagt, ich will Dir eigentlich gar nicht groß widersprechen. Mir ist halt beim Lesen Deines Posts nur aufgefallen, dass ich damals - entgegen der Meinung aller, die ich kannte - nicht sagen konnte, dass ich die Indizierung von Doom und Duke3D falsch fand. Und ich jetzt auch nicht sagen kann, dass ich die Freigabe der Titel widersprüchlich finde.