Heute möchte ich Euch etwas Schönes vorstellen, einen Computer, der groß wie ein Koffer, schwer wie ein Autoreifen und laut wie eine Mikrowelle ist:
[Kleiner Einschub: Seite 1: Compaq Portable Plus, Seite 2: Compaq Portable II]
Den Compaq Portable Plus !
Doch halt! Was ist denn das dahinter? Hm, na egal Ich werde die Vorstellung in mehrere Teile aufteilen, damit ihr nicht auf einen Schwung Alles lesen müsst. Das heißt aber nicht, dass jeden Tag ein Teil erscheinen wird Ihr könnt Euch aber drauf freuen, ich denke, dass das noch ganz interessant werden wird...
TEIL 1 - Anschaffung + Reparatur
Den Rechner habe ich Anfang September 2014 von einem netten Herren über ein Inserat erworben. Mir sprangen gleich die schöne, braune Compaq-Tasche und der gute Zustand des Gerätes ins Auge. Nach einigen, ausgetauschten Nachrichten, sagte ich zu. Jedoch war von Anfang an die Funktionstüchtigkeit ungeklärt. Der Verkäufer beschrieb, dass der Rechner angehen (später stellte sich heraus, das lediglich der Lüfter des Netzteils lief), sich aber kein Bild zeigen würde. So startete ich hier Forum ein passendes Thema dazu:
http://www.dosforum.de/viewtopic.php?f=1&t=8653 Vor Allem Struuunz half mir, meine erste Unsicherheit zu überwinden und so nahm ich das Projekt an und überwies dem Verkäufer das Geld. Als das Paket ankam, war nach anfänglicher Vorfreude über den vermeintlichen Glücksfall erstmal Ernüchterung angesagt: Es passierte wirklich Nichts. Hinzukam, dass ich von so alten Rechnern keine Ahnung hatte (+ habe). Ich schlachtete den Compaq erstmal aus und sah mir Alles genau an, so hatte ich doch meinen Spaß. Insbesondere die Zeitstempel im Gehäuse habe ich noch in besonderer Erinnerung: 21. Juni 1984 steht im Gehäuse. der Rechner begeht bald seinen 31. Geburtstag...
Das konnte auf Dauer natürlich nicht so bleiben, da ich trotz Allem harte Währung (nein, keine DM ) in das Ding investierte. Mir kam der Gedanke, einen Experten, jemanden mit Erfahrung hinzuzuziehen und ihm eventuell den Rechner zu schicken. Denn der Blick richtete sich schnell vom Monitor (kein Bild, vlt. Sicherung defekt?) auf das Netzteil, das man nicht einfach mal eben austauschen konnte. Klar, Kosten ohne Ende, aber ich wollte diesen Rechner unbedingt laufen sehen
So schrieb ich struuunz an, der mir ja schon prima half (auch den Anderen sei gedankt, eigentlich haben mir Alle mit ihren Antworten geholfen) und fragte an, ob er sich an der Sache mal versuchen wolle. Struuunz und ein guter Freund von ihm (wir kennen ihn als beckenrandschwimmer), die zusammen ein Team bildeten (+ bilden), zeigten Ehrgeiz und nahmen an, womit ich das Projekt den beiden überlies.
Und ich tat gut daran, denn bereits Ende September wussten die Beiden, was los war und hatten das Netzteil (mittels zugekauftem Schaltplan) in Ordnung gebracht. Auch der Monitor war in Ordnung und funktionierte.
Doch die Freude währte nur kurz: Die Tastatur ging nicht Ich will nicht sagen, dass bislang Alles reibungslos lief (ich denke, die Beiden hatten davor schon lange Nächte ) aber nun ging es wohl erst richtig los Struuunz schrieb mir:
In einer späteren Nachricht:Hi....Also der Rechner geht. Bis auf die Tastatur. Die will gar nicht und wird auch nicht erkannt. Melde mich morgen wieder ... Bin jetzt reif für das Bett. Grüße...
Schon krass was Compaq da gebaut hat. Die Tastatur ist fast ein eigener Rechner
Die Probleme um ROM, Quarz und Sense-Chip können wunderbar im Thema nachgelesen werden. Zunächst schien sich Ratlosigkeit breitgemacht zu haben und Alles lief darauf hinaus, eine normale XT Tastatur für den Compaq Portable Plus anzupassen.
Nach weiterem Probieren postete Struuunz am 2.10. ein umfangreiches Update:Aber die Tastatur gibt kein mucks von sich. Mein Kumpel hat einen Adapter gebaut um normale xt Tastaturen am Compaq zu betreiben.
Was ich bis dahin gar nicht so richtig mitbekam war, dass auch die Laufwerke defekt waren! Natürlich war ich heilfroh, das sie immer mehr Defekte beheben konnten. Auch das Bestreben, den Rechner im Original zu belassen, stimmte mich glücklich, weil ich insgeheim mit einer externen XT Tastatur nicht leben konnte... Zunächst wurde diese jedoch erfolgreich getestet ...Die Tastatur schickt keinerlei Signale zum Rechner. Selbst wenn nur Strom anliegt. Es passiert rein gar nix. Nunja... da ich nebenbei eh gerade eine XT-Tastatur auseinandergenommen habe um eine verklemmte Taste wieder zu richten, haben wir gedacht: Warum nicht. Datenleitungen verbinden und 5V vom Labornetzteil anlegen. Mal sehen was passiert...
Gesehen haben wir erstmal.... NICHTS. Keine Datenübertragung. Das kann doch eigentlich nicht sein!? Egal ob der Compaq die Daten verarbeiten kann oder nicht, es müssen doch Signale kommen. Also weiter gemessen und geprüft. Dann haben wir etwas entdeckt. Die Tastatur schafft es einfach nicht die Clockleitung auf LOW zu bringen.
Weiter: Woher bekommt der Compaq oder ein XT eigentlich die Information, das keine Tastatur angeschloßen/defekt ist? Nun ist es so, dass ein XT-Rechner und auch der Compaq beim Booten ein Resetsignal über die Resetleitung schickt, um die Tastatur zurückzusetzen. Dabei gibt die Tastatur eigentlich eine Antwort. Was aber nicht geht, da Sie es nicht schaft die Clockleitung auf LOW zu bringen. --> Der Rechner erhält keine gültige Antwort --> Fehler 301
Nun ist die Compaq Tastur nachtürlich nicht gerade eine Dumme und Compaq hat viel getan, dass bei ihrem ersten Rechner den sie je auf den Markt gebracht haben, nicht einfach Fremdhardware verwendet werden kann. So auch bei der Tastatur. Diese, so vermuten und hoffen wir: stellt sich nun einfach Tot, wenn kein gültiger Bootvorgang mit Resetsignal durchlaufen ist. Weiterhin hat ja Compaq 12V zur Versorgung der Tastatur vorgesehen. Was auch aus unserer sicht, nur ein Schutz vor Fremdhardware ist (neben dem Eigenwilligen viereckigen Stecker). Den die 12V werde als aller erstes in der Tastatur auf 5V gebracht... und da wo die 12V herkommen, also aus dem Compaq, gibt es einen Schalter zum umlöten 12V oder 5V. Noch Fragen?
Also nochmal rein ins Datenblatt (was sich sehr gelohnt hat zu kaufen) geschaut und zwar auf das Mainboard vom Compaq. Den hier ist was faul mit der Clockleitung. Wir haben dann ein paar ICs ausgemacht und die werden nun erstmal bestellt und getauscht. Leider hatten wir keinen passenden Ersatz sofort zur Hand. Also erstmal warten bis die ICs ankommen und gewechselt sind, dann können wir weitermachen
Zusammengefasst wurde bis jetzt erledigt:
- Netzteil gecheckt und repariert
- 360kb Diskettenlaufwerk war festgefahren. Ist nun auch wieder Funktionsfähig.
- 10MB Hdd war auch defekt und fest. Läuft wieder.
und ein paar ICs getauscht...
Und danach wurde es still... Ich vergaß zunehmend das Gerät und unsere Bastler konnten sich auch nicht permanent damit beschäftigen. Nach dem Ausprobieren einiger Ideen und Nachfragen in US-amerikanischen Foren (ich registrierte mich in 3 verschiedenen "Vintage"-Foren, struuunz vermutlich auch . Als Erfolg konnte ich immerhin eine BIOS Kopie vorweisen...) schien erstmal die Luft rauszusein. Insgeheim muss es sie aber weiter interessiert haben denn nach einem Monat knallte die Pauke und ich war baff: Beckenrandschwimmer vermeldete, dass die Tastatur fertig sei!
Nach einigem Rätselraten und Gedanken an die Aufgabe des Projektes hatte Struuunz die richtige Idee und besorgte einen neuen µC INTEL P8035. Den habe ich dann ersetzt und siehe da: die Tastatur lebt wieder
Und damit war es geschafft, der Rechner fertig und endlich komplett funktionsfähig! Äußerst fachmännisch und extrem kompetent haben struuunz und beckenrandschwimmer also im Oktober/November 2014 nach und nach folgende Fehler behoben:
Seit Dezember steht der Rechner wieder bei mir. Ich bin den zwei Schraubern nachwievor seeeehr dankbar für das, was sie da geleistet haben und überglücklich Ich hoffe, dass der reparierte Rechner lange halten und noch ein paar schöne Stunden haben wird. Er wird bald 31 Jahre alt! (Bj. 83/84)Netzteil:
- ein Tantal-Kondensator mit "weichem" Kurzschluss (3 Ohm)
- ein 7912 (-12V) Spannungsregler, gekillt duch den Kondensator
Mainboard:
- ein Invertierender 3-State Verstärker im 74LS125
Tastatur:
- µC INTEL P8035 tot.
Fehler, die keine Ersatzteile erforderten:
- Netzteil ein paar auffällige Lötstellen nachgelötet
- Disketten-LW fest (Riemen verklebt mir Antribsrad/ Floppy Welle) --> wieder gangbar gemacht
- Festplatte Spindelmotor fest --> wieder gangbar gemacht
Damit bin ich am Ende dieses ersten Teils und ich hoffe, dass es Euch gefallen hat. - Freut Euch auf den zweiten Teil!