Was lange währt, wird endlich gut.

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CrazySheriff
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von CrazySheriff »

Kennst du die Bastelprojekte, in denen professionelle 8bit ISA IDE Karten entwickelt wurden? Wirklich sehr tolle Sachen dabei, da kannst du dir auch ganze XTs zusammenbasteln. Ist natürlich nicht billig, da du die Platinen erwerben und die Einzelteile dazukaufen musst. So etwas würde ich auch gerne mal machen, aber leider habe ich keine Arbeitsecke und müsste mir von Grund auf an die Kenntnisse aneignen. Für nur mal so einfach zu viel Aufwand :-(
- http://www.lo-tech.co.uk/wiki/Lo-tech_XT-CF_Boards
- http://www.malinov.com/Home/sergeys-projects/xt-cf-lite
Das Board müsste doch auch 16bit ISA haben oder? Dann könntest du doch auch sicherlich einen normalen IDE Controller einstecken, oder bestehen da BIOS Hindernisse?
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CrazySheriff
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von CrazySheriff »

Hallöchen zusammen,

heute folgt der dritte Teil. Es wird um den Compaq Portable II gehen (Überraschung gelüftet), der mir eher zufällig über den Weg lief. Er wurde mir in wirklich gutem Zustand und funktionsfähig angeboten, sodass ich nicht nein sagen konnte.

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TEIL 3 - Die Überraschung

Der Titel "Überraschung" ist deshalb passend, weil der Rechner auch für mich überraschend kam, eigentlich wollte ich gar keinen weiteren Portable haben. Jedoch hatte ich noch keinen 286er (wie zuvor keinen 8088er), jetzt fehlt nur noch ein 386er (deshalb auch meine Portable 386-Suche). Ich war eigentlich auf der Suche nach etwas ganz anderem, als ich auf ihn stieß. Ich schrieb den Anbieter an und schon war es passiert.

Dieser Teil wird weniger Text, dafür mehr Bilder haben. Das liegt daran, dass er weder repariert wurde, noch eine wahnsinnig interessante Geschichte zu erzählen hat. Wichtig ist, dass dieses Gerät 1986 nach 3 unveränderten Geräten, die quasi an die IBM-Veröffentlichungen "gebunden" waren, etwas Neues darstellte. Fortan stellte Compaq seine Produkte unabhängig von der Entwicklung der IBM-Geräte vor (bestes Bsp. Deskpro 386/ Portable 386). Der Compaq Portable (IBM PC 5150), Compaq Portable Plus (IBM PC XT 5160) und Compaq Portable 286 (IBM PC XT 286 5162) beruhten alle auf dem selben Design und bis auf wenige Ausnahmen auch auf der gleichen Technik. Compaq stellte diesen Portable II (übrigens als ersten mobilen 286er) im Februar 1986 in vier verschiedenen Konfigurationen vor. Er war etwa 30% kleiner und auch wesentlich leichter, von der Anordnung der Laufwerke, der Raumnutzung und auch Farbgestaltung her beschritt man neue Wege. Wer sich für einen zeitgenössischen Artikel interessiert, kann in das "Byte"-Magazin hineinschauen:
https://archive.org/stream/byte-magazin ... 5/mode/2up

Verbaut war dabei Folgendes:

Code: Alles auswählen

- Intel 80286 á 6, bzw. 8Mhz (switchable)
- 256K RAM (Modelle 1,2), 640K RAM (Modelle 3,4), max. ~2MB auf Mobo, max. ~4MB insg. mit RAM Expansion
- Erneut 9" monochrom intern, text- & grafikfähig, Composite & CGA (beides extern)
- 1x 360K FDD (Modell 1), 2x 360K FDDs (Modell 2), 1x 360K FDD + 10MB MFM (Modell 3), 1x 360K FDD + 20MB MFM (Modell 4)
- 2x 8bit ISA, 2x 16bit ISA, jeweils 1 Slot unbelegt
- Parallele & serielle Schnittstelle
Preise: Modell 1: 3499$, Modell 2: 3599$, Modell 3: 4799$, Modell 4: 4999$. Ironischerweise musste man DOS 3.1 separat erwerben, es gab kein Betriebssystem dazu. Ich besitze ein Modell Nr. 4.

Nun folgt die kommentierte Bilderserie:

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Wie eingangs erwähnt, funktionsfähig und guter Zustand, hier der Funktionstest nach der äußeren Reinigung. Die BIOS Batterie ist leer, deshalb die obige Meldung. Mittlerweile bin ich natürlich schon weiter gekommen.

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Anders als beim Portable Plus wird hier das gesamte Gehäuse in einem Stück abgezogen, hierzu müssen nur vier Schrauben gelöst werden.

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Nach der (beinah) kompletten Demontage präsentiert sich ein schlankes Gerippe. Grundsätzlich schein Compaq bei den "alten" Portables das selbe Material verwendet zu haben.

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Wirklich sehr praktisch, das Netzteil ist seitlich angesetzt und kann als Modul abgenommen werden. Die Kabelposition muss natürlich irgendwie dokumentiert werden.

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Kommen wir nun zu den wichtigen Bauteilen:

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Dies ist der I/O Controller, er stellt jeweils einen IDE, FDD, parallelen- und seriellen Anschluss bereit und belegt somit einen 16bit-ISA-Slot. Wer nochmal beim Portable Plus schaut wird sehen, das hier ein Controller gespart wurde.

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Die Grafikkarte hingegen kommt bekannt vor, 8bit-ISA und schöön lang. Erneut wird ein internes Kabel gesteckt.

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Das Mainboard ist herrlich proprietär, wobei dies eine höhere Revision ist. In das System passten wohl verschiedene Mainboardformen. Obwohl ich überall "Intel" lese, hat mein Gerät einen AMD Prozessor.

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Das Mainboard besitzt noch eine "untere Etage", auf der ein Teil des RAMs gesteckt wird. Diese "Expansion-Boards" gab es mit 512K und 1536K RAM, ich besitze das 512K Board und komme so auf 1152K RAM. Wie oben beschrieben sind etwa 4MB möglich, wenn 640K gesteckt, 1536K erweitert und eine seeehr teure 2048K Expansion-Card (auch von Compaq) gesteckt wird.

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Die Festplatte ist sehr interessant. Obwohl das System IDE bereitstellt, wird eine MFM Platte verbaut, wie geht das?

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Compaq verbaute auf der Rückseite einen Wandler, der am Ende ein IDE Signal bereitstellt. Auf den folgenden zwei Bildern ist dies schön zu sehen. Die Festplatte ist im übrigen entkoppellt, an den Schraubenlöchern sind pömpelartige Gummitrichter aufgesetzt, die eine (eingeschränkte) unabhängige Bewegung erlauben.

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Unter der Festplatte ist auch das Diskettenlaufwerk montiert, wird die Frontklappe eingedrückt öffnet sie sich und wirft eingelegte Disketten aus, bei erneutem Druck schließt sich die Klappe und drückt auch den Lesekopf herunter. Glücklicherweise lässt sich auch ein normales 5,25" Lw (oder eben ein 3,5" dank BIOS Unterstützung) einsetzen.

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Der gesamte Käfig wird im leeren Gehäuse (bloß nicht, wenn das Mainboard drin ist!) mit viel Feingefühl von unten eingeführt und bemüht sich stets, einen an den Rand der Weißglut zu bringen.

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Wie ihr seht, baue ich den Rechner nun wieder langsam zusammen. Die Teile und das Gerüst säuberte ich beim Auseinanderbau. Bereits eingesetzt ist der Käfig, vergleicht ihr es mit dem vorigen Foto, seht ihr hier die Unterseite. Generell steht der Rechner so, dass seine Unterseite zu sehen ist (das Mainboard lässt sich nicht von oben einbauen).

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Ist das Mainboard in Stellung gebracht, wird es mit vielen kleinen Schräubchen arretiert, anschließend kann die Rückseite mit Blenden versehen werden. Wenn ihr euch erinnert, dies ging beim Portable Plus nur auf der Oberseite, die Unterseite war ein festes Teil, das Mainboard wurde wie eine Schublade ausgezogen. Auf den folgenden Fotos ist das gut zu sehen.

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In der "neuen" Abdeckung wird übrigens auch das Tastaturkabel geführt, welches erneut einen eigenen, proprietären Anschluss besitzt. Das rote Schild verweist auf die Mainboardrevision, die verwendet werden muss.

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Nun wurde der Rechner flach hingelegt (so das unsere Ansicht oben ist) und die Blenden werden oben aufgesetzt. In diesem Fall die Abdeckung für den Monitor.

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Wie beim Portable Plus auch können die Erweiterungsplätze ohne große Demontage erreicht werden. Nur eine Abdeckung (die beim Portable Plus fehlte), muss abgeschraubt werden.

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Ist man mit der Montage durch, präsentiert sich auch beim Portable II ein wirklich schöner, wertiger Schutzkäfig. Zum Schluss dieser Präsentation kommen nun noch die Anschlüsse :geek:

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Auch hier alles hinter Klappen versteckt. Allerdings ist aufgrund der Reduktion kein Kabelfach mehr vorhanden. Schön sind auch die alles entscheidenden 4 Schrauben zu sehen, die das Gehäuse am Käfig halten.

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Von vorne das gewohnte Bild. Nun bin ich am Ende der Präsentation. Es folgen noch unkommentierte Vergleichsbilder. Ich hoffe, es hat euch gefallen, ich freue mich erneut über Kritik und Bemerkungen :-) Fragen könnt ihr natürlich auch stellen. Ich wünsche Euch einen schönen Tag und bedanke mich!

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Beckenrandschwimmer
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von Beckenrandschwimmer »

Sehr schön. Ja, der CPII hatte eine MFM Platte, aber ein IDE Controller. Irgendwo dazwischen sitzt noch ein IDE--> MFM Wandler.
Du könntest ja ne IDE Platte einbauen und die 20MB MFM mir überlassen :D
Eine passende IDE Platte hätte ich wahrscheinlich noch da (120MB)

Ja, der Low-Tech IDE Controller... Ich mag aber lieber MFM im Compaq 286 haben, da ich den originalen Controller nicht rausschmeißen mag.
Nun bin ich eher hier zu finden:
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matze79
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von matze79 »

Macht das Gerät jetzt CGA oder Hercules Grafik ? :)
Weil im Manual das ich gewälzt hab steht was von 720x350 das wäre ja eher HGC.
Oder kann man zwischen CGA und Hercules/MDA wählen ?
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von CrazySheriff »

matze79 hat geschrieben:Macht das Gerät jetzt CGA oder Hercules Grafik ? :)
Weil im Manual das ich gewälzt hab steht was von 720x350 das wäre ja eher HGC.
Oder kann man zwischen CGA und Hercules/MDA wählen ?
Also, eine Hercules Grafikkarte emuliert CGA nur durch das Anpassen der Graufstufen und bleibt letztlich eine monochrome Karte. Sie vereint, und das gabs beim IBM PC eben nicht, da brauchte man entweder MDA + Monitor oder CGA + Monitor, beides (. Wechseln muss man das meine ich nicht. Wahrscheinlich anwendungsgesteuert. Ich weiß nicht, ob das nun an diese Modi gebunden ist (aber iwi glaube ich schon, da MDA nicht grafikkfähig ist), unterstützt die Karte Text - und Grafikmodi. Wichtig ist noch, dass man spezielle Programme dafür gebraucht, mit angepassten Treibern. Einfach so konnte man diese Features nicht benutzen.
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matze79
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von matze79 »

Also wenn man CGA Programme auf einer HGC nutzen will braucht man meistens einen CGA Emulator (cga.com)
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rique
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von rique »

Sehr, sehr schicke Geräte und ansprechend präsentiert! :like:

Eine Frage kommt unweigerlich bei mir auf: Wofür bzw. wann kommen die Geräte bei dir zum Einsatz?

Das Basteln und Ausprobieren erschließt sich mir sofort, beides ist sicherlich großartig. Aber nutzt du die auch abseits von Demonstrationszwecken für irgendetwas?
Hattest du mit den Geräten früher zu tun, oder kam die Faszination erst in den letzten Jahren auf?
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von CrazySheriff »

@Matze: Es tut mir Leid, aber zu diesem Thema kann ich nicht mehr sagen, da mach ich gerade meine ersten (und vermutlich auch letzten) Schritte.
@rique: Danke für die lieben Worte, das höre ich immer gerne :-) Leider habe ich den Teil zum Portable II 2x schreiben müssen, beim ersten Mal hatte ich das Fenster aus Versehen geschlossen (Aua!). Diese zweite Fassung ist ingesamt etwas "trockener", aber den Stil finde ich auch nicht schlecht...
Zu deiner Frage: Die Compaqs nutze (oder besser gesagt den Portable Plus) ich ein Mal im Monat und probiere Sachen aus, wie bspw. Programme, die ich mich in der Zwischenzeit interessiert haben, spielen tue ich aber nicht. Eigentlich habe ich sie auch nur, weil ich sie als sehr erhaltenswert erachte (Kulturgut, Technikgeschichte, Innovationen, Besonderheiten etc.) und interessanter als die üblichen Desktoprechner, die gefühlt jeder hat, finde. Allerdings ist dies mit dem Nachteil verbunden, dass ich auf bestimmte Ersatzteile und Schaltpläne etc. angewiesen bin. Bestimmte Defekte können das endgültige Aus bedeuten. Nebenbei hat es auch mit dem vorherrschenden Platzmangel zu tun: Diese Portables kann ich viel besser unterbrigen als meine anderen Rechner, die zum Einen viel größer sind, zum Anderen auch Tastatur und Monitor zusätzlich benötigen.
Meine Faszination für diese ausgefallenen Rechner (wie auch meinen PC-D oder die beiden SNI Workstations) kann ich nicht erklären/herleiten, das Interesse war schlagartig da. Ich bin auch erst seit Januar 2013 dabei, ich feiere am 18.1. sozusagen mein 2-jähriges. Zu tun hatte ich mit solchen Geräten früher nicht. Seit 2006 bastel ich, aber das ging eigentlich gleich mit Pentium D/ Core 2 Duo los.
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matze79
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von matze79 »

CrazySheriff wenn du magst kann ich dir mal meine Sammlung von CGA Emulatoren zukommen lassen.
Sind ca. 6-7 Stück, funktionieren mit HGC astrein falls du mal CGA Programme laufen lassen willst.
Anscheinend hat er Echt HGC was bei einen Profi Gerät auch zu erwarten ist. CGA schaut einfach Gruselig im Textmodus aus.
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von CrazySheriff »

Danke für das Angebot Matze, das nehme ich gerne an :-)
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Re: Was lange währt, wird endlich gut.

Beitrag von matze79 »

Ok ich such sie dir raus!
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