neulich bin ich günstig an zwei gut erhaltene klassische Analog-Joysticks aus der DOS-Ära gekommen: Einen Gravis Analog Pro und einen CH Flightstick.
Vielleicht braucht ja der eine oder andere noch einen Joystick für die DOS-Kiste und interessiert sich für meine Meinung zu den beiden Sticks.
Der Gravis sieht fast genau aus wie dieses Exemplar und hat lediglich eine etwas andere Ausstattung mit Feuerknöpfen. Statt des großen Daumenschalters befinden sich oben auf dem Stick zwei Tasten und meine Feuerknöpfe sind grau.
Das Ding wirkt optisch erst einmal viel weniger beeindruckend aus als z.B. ein Logitech Wingman Extreme, hat aber Qualitäten, die man aufgrund der schlicht-eleganten Optik zunächst nicht vermuten würde. Der Stick ist mit einer Art Moosgummi überzogen und liegt recht gut in der (meiner) Hand. Unten am Stick ist eine Kleine Verdickung, die die Hand beim Spielen abstützt. Die Basis ist breit genug und hat genug Standfestigkeit, um ein Kippen oder Rutschen des Joysticks während des Spielens zu verhindern.
Schön an dem Stick ist, daß er sehr präzise arbeitet und um die Mittellage nicht "flattert" (ein leidiges Problem bei all meinen Wingmen).
Die Wege zwischen den Auslenkungsmaxima des Sticks sind relativ kurz, wodurch sich zusammen mit der guten Präzision actionorientierte Spiele wie Descent sehr gut spielen lassen. Aber auch für Flugsimulationen dürfte der Stick noch "analog" genug sein.
Ein nettes Feature ist die einstellbare Kraft der Rückstellfeder. Das große Rad, das vorne und hinten aus der Basis des Sticks herausguckt kann man drehen und so die Rückstellkraft des Sticks von "aus" bis "ziemlich straff" einstellen.
Es gibt einen Aspekt an dem Joystick, den ich relativ dämlich finde: Die Belegung der Feuerknöpfe. Unter dem Zeigefinger liegt Button 1, wie's allgemein üblich ist. Der linke Knopf im Bereich des Daumens ist auch mit Button 1 belegt (wozu?), der rechte Knopf ist Button 2. Die beiden Knöpfe auf der Basis lassen sich jeweils frei mit Button 1-4 belegen. An der linken Seite der Basis befindet sich auch noch ein ziemlich griff-ungünstig plazierter Schubregler.
Hier frage ich mich: Warum brauche ich am Stick zweimal Button 1? Es wäre viel angenehmer, wenn die drei Knöpfe am Stick auch drei verschiedene Aktionen auslösen könnten und nicht nur zwei. Button 3 und 4 könnte man an der Joystickbasis betätigen, aber der Sinn von Feuerknöpfen an der Basis eines Joysticks hat sich mir nie erschlossen. Links neben dem Joystick habe ich über hundert verschiedene Feuerknöpfe, auch bekannt als "Tastatur". Fast alle PC-Spiele, die man mit Joystick spielt, sind ohnehin so komplex, daß die linke Hand auf der Tastatur liegt.
Aber was soll's... Selbst für Descent mit seiner recht komplexen Steuerung kann ich mit zwei Feuerknöpfen am Joystick auskommen und den Rest mit der linken Hand auf der Tastatur erledigen.
Insgesamt sieht der Gravis-Stick unscheinbar aus, macht aber das, was man von einem Analog-Joystick erwartet, sehr gut. Noch ein bißchen besser wäre er mit einer besseren Belegung der Buttons (irgendwie zuckt meine Hand gerade in Richtung Lötkolben... man könnte doch den Feuerknopf am Stick mit der Leiterbahn für die frei beschaltbaren Knöpfe... vielleicht mache ich das irgendwann mal

Der CH Flightstick sieht aus wie dieser hier. Da erinnert die Optik an die Zeiten, als PCs noch rechteckige Kisten in langweiligem Beige waren und keine Designobjekte mit Stromlinienformen. Den Qualitäten des Joysticks tut das aber keinen Abbruch:
Der CH wirkt noch etwas robuster als der Gravis und liegt trotz seines kantigen Aussehens gut in der Hand. Auch hier ist die Basis breit und schwer genug, um beim Spielen die "Bodenhaftung" zu behalten.
Menschen mit großen Händen würden den CH vielleicht noch etwas angenehmer finden als den Gravis, weil der Stick etwas dicker ist. Wie beim Analog Pro stützt auch hier eine kleine Verdickung am Stick die Hand ab.
Die Ausstattung ist etwas simpler: Analogstick, zwei Feuerbuttons am Stick und ein Throttle-Rädchen, das etwas griffgünstiger auf der Basis angebracht ist (ich benutze die Dinger trotzdem fast nie).
Auch der CH läßt sich gut kalibrieren und arbeitet in seinem gesamten Auslenkungsbereich präzise. Die Rückstellfeder ist recht weich und die Wege relativ lang, was den Stick wahrscheinlich für Flugsimulationen prädestiniert, bei denen es auf weiche und kontinuierliche Bewegungen ankommt. Descent habe ich trotzdem erfolgreich damit spielen können, auch wenn ich dafür den Gravis bevorzugen würde.
Fazit:
Gravis Analog Pro
+Liegt gut in der Hand
+Präzise
+einstellbare Rückstellfeder
+Gut für actionreiche Spiele mit häufigen Richtungsänderungen
-Etwas ungünstige Anordnung und Belegung der Bedienelemente
Elegant, schlicht und gut. Empfehlenswert.
CH Flightstick
+Macht einen robusten Eindruck
+Präzise
+Liegt gut in der Hand
+Dürfte sich besonders gut für Flugsimulationen eignen
-gewinnt keinen Designpreis (paßt aber gerade deswegen optisch zu klassischen DOS-Kisten)
Wirkt etwas altbacken, tut seinen Zweck aber tadellos.